Salzburger Festspiele

"Gawain" behandelt Konflikt zwischen Mensch und Natur

Veröffentlicht: 26. Juli 2013 16:14 Uhr
Das Stück "Gawain" von Birtwistle bringt den Konflikt zwischen Mensch und Natur auf die Salzburger Festspiele und spricht so ein aktuelles Thema an. Inhaltlich schwebte Birtwistle das "Theater des Unmöglichen" vor.
Lilli Zeilinger

Die erste und zentrale Opern-Premiere der Salzburger Festspiele 2013 ist eine Oper der Gegenwart: "Gawain" von Harrison Birtwistle wird am Freitagabend, 22 Jahre nach der Uraufführung in London, erstmals in Österreich gezeigt. Für die musikalische Umsetzung zeichnen Ingo Metzmacher und das ORF Radio Symphonie Orchester verantwortlich, die Inszenierung stammt von Alvis Hermanis. Der Lette hat das von David Harsent in ein Libretto umgeschriebene Gedicht aus dem 14. Jahrhundert als düsteres Endzeit-Drama auf die Bühne der Felsenreitschule gebracht, wie er am Freitag bei einem Pressegespräch erläuterte.

"Metapher für was Größeres"

"Wie jede Legende und jedes Märchen ist auch dieses Stück eine Metapher und steht für etwas Größeres, Tieferes", sagte Hermanis. "Ich habe mich nicht historisierend an den mittelalterlichen Stoff angenähert. Dabei hätte nur eine Ästhetik entstehen können, die an ein Ritter-Computerspiel für Kinder erinnert. Ich habe meinem 'Gawain' eine zusätzliche, gegenwärtige beziehungsweise zeitlose Dimension hinzugefügt, die stellvertretend steht für ein zentrales Problem unserer Gesellschaft. Nämlich die Unberechenbarkeit der Natur."

Öko-Katastrophe bei Gawain

Hermanis hat versucht, eine ökologische Katastrophe in den Stoff zu integrieren. "Der grüne Ritter klopft an unsere Türe. Diese Figur entzieht sich jeglicher Kontrolle durch den Menschen. Manche mögen in meiner Zeichnung der Hauptfigur 'Gawain' Joseph Beuys erkennen", erklärte der Regisseur weiters, "Beuys war ja ein sozialpolitischer Umweltaktivist der ersten Stunde und gilt als einer der Gründer der Öko-Bewegung."

Salzburger Bachchor auf der Bühne

Ingo Metzmacher, der zusammen mit Hermanis das gleiche Leading Team bildet wie bei Zimmermanns "Die Soldaten" im Vorjahr, sprach von einer "durchgängig intensiven" Musik und erzählte: "Als ich begonnen habe, die Partitur zu lesen, habe ich mich wie in einem Dschungel gefühlt und mich lange nicht zurecht gefunden. Der Notentext ist außergewöhnlich dicht und technisch vor allem für die Sänger sehr schwer umzusetzen. Aber je tiefer ich eingedrungen bin, desto interessanter wurde das Stück. Beeindruckend."

Komponist Birtwistle erzählte, dass er die Idee zu dieser Oper bereits seit seiner Kindheit im Kopf habe. Er wolle mit dieser Musik Zusammenhalt, Struktur und Erfindungsgeist" vermitteln und sprach über den Sinn von Wiederholung in seiner Musik. "Ich stelle mir ein 'Theater des Unmöglichen' vor", so Birtwistle, "jemandem wird der Kopf abgehackt und er singt trotzdem weiter. Das gefällt mir, im Theater ist eben auch das Unmögliche möglich."

Auf der Bühne der Felsenreitschule wird neben einer langen Reihe von Statisten der Salzburger Bachchor stehen. Als Solisten sind Christopher Maltman für die Titelrolle, John Tomlinson, der bereits die Uraufführung gesungen hat, als "Bertilak" und Laura Aikin für die Rolle der "Morgan Le Fay" engagiert.

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(Quelle: salzburg24)

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