Die Karten in Schleedorf (Flachgau) wurden bei der Gemeinde- und Bürgermeisterwahl völlig neu gemischt. Erstmals standen sich die ÖVP und die FPÖ in der Stichwahl am Sonntag gegenüber. Mit 3,6 Prozent Vorsprung sicherte sich Volkspartei-Kandidatin Martina Berger schließlich den Bürgermeistersessel – es war die knappste Entscheidung bei den Stichwahlen im Bundesland. 51,8 Prozent der Stimmen gingen an sie, 48,2 Prozent an ihren Konkurrenten Georg Winterreiter. Damit ist Berger nicht nur eine von 14 Ortschefinnen im Bundesland, sondern auch noch das jüngste Gemeindeoberhaupt.
Am Tag danach sitzt die 28-Jährige schon in ihrem Büro in der Gemeinde, als wir sie per Telefon erreichen. Was sagt sie zum Ergebnis? „Ich war überwältigt und habe mich total gefreut, dass ich das Vertrauen bekommen habe. Ich bin voll motiviert, dass wir gleich anpacken und durchstarten“, sagt Berger im S24-Gespräch. „Geschafft, ich freue mich so, es hat sich voll ausgezahlt“ – das seien ihre ersten Gedanken nach der Verkündung ihres Siegs gewesen.
Besonders am Herzen liege ihr die Einführung einer Kleinkindbetreuung und eine mögliche Sanierung der Volksschule. „Vielleicht kombinieren wir die beiden Vorhaben. Das wird ein großes Projekt“, kündigt die pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte an. Künftig wird sie hauptberuflich als Bürgermeisterin tätig sein.
Dass sie als Frau und junger Mensch gleich doppelt mit Vorurteilen konfrontiert ist, habe sie zu spüren bekommen, wie sie berichtet. „Jung und eine Frau zu sein sind zwei Argumente, die bei manchen etwas Skepsis hervorrufen. Das habe ich gemerkt.“ So sei sie etwa mehrmals auf das Thema Kinderwunsch angesprochen worden. „Ich habe das ehrlich beantwortet und gesagt, dass man es sicher hinbekommen würde, wenn es so weit wäre.“ Als Frau bringe man zudem oft Empathie mit, könne gut zuhören und auf die Menschen zugehen, fügt Berger an.
Ebenso wolle sie zeigen, dass ihr Alter kein Nachteil, sondern ein Vorteil sei. „Es bringt sogar etwas Positives mit sich. Jung heißt für mich dynamisch, motiviert zu sein und schnell viel lernen zu können“, führt die designierte Ortschefin aus. Gelingen soll ihr das auch mit der Unterstützung ihres neuen Teams in der Gemeindevertretung. Bei der neuen Verantwortung darf auch ein Ausgleich nicht fehlen. Am besten abschalten könne sie, wenn sie eine Runde laufen geht, so Berger. „Ich schätze es sehr, dass man bei uns hinausgeht und man direkt in der Natur ist. Es ist so ruhig bei uns. Wenn ich daheim eine Runde laufe, kommt mir manchmal nicht einmal ein Auto entgegen“, schwärmt Schleedorfs Neo-Bürgermeisterin.
Vor der Stichwahl standen schon elf Bürgermeisterinnen in Salzburgs Gemeinden fest. Nach den Entscheidungen am gestrigen Sonntag sind es insgesamt 14. Das bedeutet eine Bürgermeisterinnen-Quote von 11,8 Prozent – was über dem Österreich-Schnitt von aktuell 10,5 Prozent liegt. Es gibt somit in Salzburg keinen Bezirk mehr außerhalb der Landeshauptstadt, wo nicht mindestens eine Frau regiert. Die meisten Bürgermeisterinnen gibt es im Flachgau. Dort üben nun sechs Frauen das Amt aus. Lediglich eine Bürgermeisterin gibt es im Tennengau mit der Gemeinde Puch. Hier findet ihr einen Überblick:
- Gabriella Gehmacher-Leitner (KRÜ): Anif
- Cornelia Ecker (SPÖ): Bürmoos
- Andrea Pabinger (ÖVP): Lamprechtshausen
- Waltraud Brandstetter (ÖVP): Nußdorf am Haunsberg
- Tanja Kreer (SPÖ): Straßwalchen
- Martina Berger (ÖVP): Schleedorf
- Barbara Schweitl (SPÖ): Puch bei Hallein
- Eveline Huber (SPÖ): Sankt Johann im Pongau
- Barbara Huber (ÖVP): Bruck an der Glocknerstraße
- Sieglinde Islitzer-Lerch (ÖVP): Hollersbach im Pinzgau
- Michaela Höfelsauer (SPÖ): Lend
- Caroline Supersberger (ÖVP): Viehhofen
- Katharina Prommegger (ÖVP): Radstadt
- Waltraud Grall (ÖVP): Göriach
Alle Ergebnisse der Stichwahlen in Stadt und Land Salzburg könnt ihr bei uns nachlesen.
(Quelle: salzburg24)