Mitten in einer Zeit multipler Krisen wird in Salzburg in weniger als einem halben Jahr neu gewählt. Im Vorfeld des Wahlkampfes haben wir im Laufe des Oktobers die jeweiligen Landesgeschäftsführer der im Landtag vertretenen Parteien zum Interview gebeten. Nach Nikolaus Glaser von den NEOS und dem Grünen Landesparteigeschäftsführer Simon Heilig-Hofbauer beantwortet nun Hermann Kirchmeier von der FPÖ unsere Fragen.
SALZBURG24: Sie sind seit 1993 Landesgeschäftsführer der FPÖ – wenn Sie zurückblicken, was war denn die bislang die größte Herausforderung?
HERMANN KIRCHMEIER: Es hat in diesen Jahren viele Herausforderungen gegeben und auch Highlights. Ein Highlight war der große Wahlerfolg 1994, wo wir zwei Landesräte gemacht haben. Dann hat es die Einbrüche gegeben, wo die Partei sich wiedermal selbst zerfleischt hat. Dann gab es die Umstrukturierung 2015, es kam ein neues Team und eine junge Mannschaft. Und als Langgedienter von den Jungen gefordert zu werden, war zum einen eine sehr angenehme Geschichte und gleichzeitig bisher die sicher größte Herausforderung für mich.
Wie würden Sie die aktuelle Stimmung in der Landesorganisation beschreiben?
Sehr gut. Die Funktionäre sind für den Landtagswahlkampf bereit. Jeder sieht, dass der Wahlkampf schon die Vorarbeit für die Gemeindevertretungswahl ist, die ein Jahr später stattfindet. Und wenn wir jetzt ein gutes Ergebnis haben und alle ordentlich mitarbeiten, werden wir auch 2024 ein gutes Ergebnis haben.
Auf der Homepage der Salzburger FPÖ steht neben Ihrem Bild auch Ihr Sternzeichen – nämlich Löwe. Gleichzeitig ist das Logo der FPÖ ein Löwe – wann werden Sie eigentlich zum Löwen?
Das müsste eigentlich jemand anderer beantworten. Wenn man mich zu viel reizt und wenn ich vielleicht ein bisschen im Stress bin und jemand kommt mit einer Kleinigkeit. Dann kann es sein, dass ich vielleicht mal ein bisschen brülle – aber ich würde sagen, das ist im Rahmen.
Und wo sehen Sie die löwenhaften Anteile der Freiheitlichen?
Im Idealismus, dann in der Kontinuität und im Durchsetzungsvermögen. Das sind Eigenschaften, die der Löwe hat, und auch auf die Freiheitlichen zutreffen.

Wie ist aktuell die Beziehung zur Bundes-FPÖ und zu Herbert Kickl?
Es gibt kein Problem. Die Beziehung ist harmonisch und konfliktfrei. Mit Parteiobmann Herbert Kickl ist der Austausch konstruktiv.
Im April nächsten Jahres wird der Landtag neu gewählt, der Wahlkampf hat bereits begonnen, wie man vor allem an den FPÖ-Plakaten auf den Straßen sehen kann. Wann starten die Freiheitlichen in die heiße Phase?
In die heiße Phase gehen wir Ende Februar, Anfang März. Die jetzige Kampagne ist die Herbstkampagne, die wir sowieso geplant hatten. Wir haben ja bis im Frühjahr nicht gewusst, ob nicht die Wahl vorgezogen wird. Deswegen hatten wir schon im Vorfeld für diesen Herbst gebucht. Das ist jetzt also nur ein Zwischenwahlkampf. Und wir wollten jetzt auch ganz bewusst hier etwas anders machen – das sieht man ja auch.
Wie ist die Idee zu der aktuellen Kampagne überhaupt entstanden?
Das war Teamwork zwischen einer kreativen Agentur und unseren Mitarbeitern. Es war ein sehr innovativer Prozess. Der Slogan selbst spiegelt die politische Arbeit der letzten Jahre wieder: wir sind anders als die anderen.
Stehen in der Wahlkampfstrategie der FPÖ eher Personen, also die Spitzenkandidatin Marlene Svazek, oder Themen im Mittelpunkt?
Das wird ein Mix werden. Die Hauptthemen haben wir mit Freiheit, Sicherheit und Heimat schon gefunden. Um diese herum werden alle weiteren politischen Themen aufgebaut. Natürlich steht die Spitzenkandidatin auch im Mittelpunkt, aber auch die Bezirkskandidaten werden vor den Vorhang geholt. Eine Gewichtung werden wir nicht festlegen, denn das ergibt sich erfahrungsgemäß im Wahlkampf. Es ist jetzt vieles noch in der Entstehungsphase.
Welcher Kanäle will man sich im Wahlkampf hauptsächlich bedienen? Plakat-Kampagnen, Online-Werbung, Social Media oder der persönliche Kontakt?
Wir werden auf alle Fälle den klassischen Wahlkampf mit Plakaten, Inseraten und auch Radiowerbung führen. Bei den Plakaten werden wir dieses Mal aber auf die Kleinplakatierung verzichten. Unser Problem ist, dass wir mit unseren Themen bei den Medien sehr wenig durchkommen. Deswegen müssen wir direkt zu den Menschen gehen, denn wir brauchen eine Stammtischhoheit.
Und zudem – man soll natürlich auch immer das machen, wo man gut ist – setzen wir auch viel in die sozialen Medien. Dort sind wir gut unterwegs, haben die meisten Zugriffe und die höchste Abonnentenzahlen.
Ist die FPÖ denn schon auf TikTok?
Ja, die Jugend ist aktuell dabei den Kanal zu etablieren, auch Marlene Svazek fängt bald an. So gesehen ist TikTok unser jüngstes Kind. Und die Plattform ist deswegen interessant, weil es mehr um Unterhaltung geht und die Altersrange der Zielgruppe immer größer wird. Man braucht ein anderes Konzept und andere Formate wie beispielsweise für Instagram oder Facebook.
Werden wir Marlene Svazek etwa tanzen sehen?
Das glaube ich eher nicht. Man muss auch auf TikTok authentisch bleiben.
Wie viel lässt sich die Salzburger FPÖ den Wahlkampf kosten – und gibt es eine Obergrenze?
Ganz genau kann man das noch nicht beziffern. Aber wir werden einen sehr sparsamen Wahlkampf führen, der sich an 2018 orientieren wird. Mit Zahlen kann ich nicht dienen, unsere Obergrenze wird bei 600 bis 700.000 Euro liegen.
Bei der Landtagswahl 2018 hat die Salzburger FPÖ 18,8 Prozent eingefahren. Wie lautet das Ziel für 2023?
Unser Ziel ist es, dazuzugewinnen. Aber wir legen uns nicht auf Zahlen fest. Schon 2018 hat man uns heruntergeschrieben und ich habe damals gesagt, macht euch keine Sorgen. Ich bin immer der, der bei einer Umfrage auf die Schwankungsbreite schaut.
Vor fünf Jahre ist ja auch die FPS mit Karl Schnell angetreten und hat damals immerhin 4,5 Prozent geholt – hier steckt doch ein Potential für die FPÖ?
Dass wir einen großen Teil dieser Wähler abholen, kann ich mir durchaus vorstellen.
Was muss Ihrer Meinung nach gute Regierungsarbeit können?
Gute Regierungsarbeit ist, dass man nicht über die Menschen drüberfährt, sondern, dass man für die Menschen arbeitet. Die ÖVP bedient ihre Klientel. So wurden vor fünf Jahren Dinge versprochen, die bis heute nicht umgesetzt sind. Wir haben die Wohnsituation und den Verkehr nicht in den Griff bekommen. Auch die Pflegesituation ist ein Scheitern der Landespolitik.
Und wenn wir jetzt versuchen, weniger auf die anderen zu schauen. Wie würde die FPÖ gute Regierungsarbeit gestalten?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Wir würden versuchen schon vorher zu sehen, wo es Probleme geben könnte. Und wir würden neu eingeführte Systeme, die nicht funktionieren – wie zum Beispiel die Wohnbauförderung – wieder ändern. Und das geht nur, wenn alle an einem Tisch sitzen und das gemeinsam machen. Durchs miteinander reden entsteht etwas. Regierung soll ein Wettbewerb der besten Ideen sein. Eine gute Regierungsarbeit bindet die Opposition mit ein, das kann sogar auch beim Budget sein. Und das würden wir sicherlich so machen.
Was muss eine Landeshauptfrau, ein Landeshauptmann für das Amt mitbringen?
Ein Landeshauptmann muss Weitblick mitbringen, Gespür für die Menschen und Politik und das Herz für das Amt. Man muss für das Amt brennen und das Amt mit Leben erfüllen.
Die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl 2018 in Salzburg war auf einem historischen Tiefstand (64,96 Prozent). Was können diesmal alle wahlwerbenden Parteien zusammen tun, um die Menschen zu mobilisieren?
Sich nicht in Grabenkämpfen zu verlieren, sondern ehrliche Politik auf Augenhöhe zu machen. Die Leute wollen eine Politik, die man versteht. Und natürlich muss man den Menschen klar machen, dass Wahlrecht ein hohes Gut ist und man durch dieses auch etwas bewegen kann. Wobei wir schon davon ausgehen, dass die Wahlbeteiligung jetzt wieder höher werden wird, da sich die Menschen nach der Coronapolitik wieder mehr beteiligen wollen.
Herr Kirchmeier, vielen Dank für das Gespräch.
(Quelle: salzburg24)