Was Vorgänger Karl Schnell in mehr als 20 Jahren nicht gelungen ist, hat Marlene Svazek am Sonntag schon im Alter von 30 Jahren geschafft: Die Salzburger FPÖ-Chefin hob ihre Partei bei der Landtagswahl weit über die 20-Prozent-Marke und machte sie damit erstmals zur Nummer 2 im Bundesland nur relativ knapp hinter Platz 1. Freilich bedeutet das noch nicht, dass sie damit die Eintrittskarte in die Landesregierung gelöst hat. "Ich bin bereit für Verhandlungen", sagte sie heute.
Steiler politischer Aufstieg für Svazek
Als "Alibifrau unter Burschenschaftern" oder "Marionette" ist Svazek am Anfang ihrer politischen Karriere einmal bezeichnet worden. Ein Bild, das sich - hätte es je zutreffen sollen - längst relativiert hat, denn die Salzburger FPÖ-Chefin hat sich nach einem steilen Aufstieg in der Politik etabliert. Die am 13. Mai 1992 in ein "eher unpolitisches Elternhaus" geborene Svazek galt bereits früh als politisches Ausnahmetalent. Sie selbst beschreibt sich als konservativ, heimatverbunden und nationalliberal und als Bewunderin von Marine Le Pen, der langjährigen Vorsitzenden des rechtsextremen Rassemblement National in Frankreich. "Es gibt prägende Figuren, Leute, die mich beeinflusst haben", sagte sie zur APA. "Ich will aber niemandem nacheifern oder jemanden kopieren, sondern meinen eigenen Stil finden."
Die politischen Themen der FPÖ-Spitzenkandidatin
Die 30-Jährige gilt als intelligent, ehrgeizig, redegewandt und direkt. Sie ist schlagfertig und agiert bei Fernsehauftritten und Gesprächsrunden souverän. Migrant:innen und Asylwerber:innen sind als politische Themen präsent, Svazek hat die Partei thematisch aber zuletzt breiter aufgestellt und nimmt oft mit einer gehörigen Schuss Polemik zur Landespolitik Stellung. Lösungsvorschläge bestehen so meist aus Abschieben, Abschießen (Wolf), Abschaffen (Landesumweltanwaltschaft) oder Ablehnen (Windräder).
Svazek ist leidenschaftliche Jägerin und gilt als passable bis gute Schützin. Sie nennt ein Gewehr, eine Flinte und eine Faustfeuerwaffe ihr Eigen und bezeichnet die Jagd als wichtigen Ausgleich zur Politik. Im Vorjahr hat sie den berufsbegleitenden Universitätslehrgang zum Akademischen Jagdwirt an der BOKU in Wien mit Auszeichnung abgeschlossen.
Salzburgerin Teil des radikaleren Flügels ihrer Partei
Sie wird gemeinhin dem radikaleren Flügel der FPÖ zugerechnet. So war sie eine der Ersten, die sich 2021 hinter Herbert Kickl in dessen Machtkampf mit Norbert Hofer gestellt haben. Vertreter anderer Parteien sagen aber, dass sie im Ton angepasster und gemäßigter wurde, je länger ihre Zeit in Wien zurückliegt. Als der niederösterreichische FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl Anfang Februar meinte, Wien sei wegen der vielen Schulkinder mit Migrationshintergrund nicht mehr Wien, distanzierte sich Svazek überraschend klar. Beobachter vermuten dahinter aber Kalkül, nämlich um sich als Koalitionspartner für ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer ins Spiel zu bringen, der zu Ton und Tun der FPÖ über Jahre keinen Zugang fand und im Finale des Wahlkampfs deutlich auf Distanz ging: "Wenn diese Partei die bestimmende Kraft in Salzburg wird, ist Herbert Kickl die bestimmende Kraft, nicht Marlene Svazek. Ich will nicht, dass in diesem Land die Niedertracht, der Neid, die Boshaftigkeit das politische Klima bestimmen, sondern das Gemeinsame."
Kritiker:innen werfen Svazek mitunter auch das Spiel mit rechtsextremer Symbolik oder sprachlichen Grenzverschiebungen vor. Sie selbst betonte aber mehrfach, rechtsextreme Haltungen hätten in ihrer Partei keinen Platz und griff gegen allzu auffällige Funktionäre durch. 2021 musste etwa der Obmann des RFJ Salzburg seinen Vorsitz räumen. Was Svazek nicht störte, sich später gemeinsam mit ihm in einer Instagram-Story bei einer (Müll-)"Säuberungsaktion" im Salzburger Almkanal zu zeigen. Ein Foto zeigt beide mit dem "Okay"-Handzeichen - das seit einigen Jahren verstärkt als Symbol für "White Power" verwendet wird. Konziliant und bürgerlich liberal in der breiten Öffentlichkeit; angriffig und polemisch vor der eigenen Klientel, sagen dazu Beobachter. Wie kompromissfähig Svazek ist, muss sie wohl erst beweisen, sollte die FPÖ nun von der Oppositions- auf die Regierungsbank wechseln.
(Quelle: apa)