Ermittlungen

Täter mit "Leidenschaft für School Shootings": Neue Erkenntnisse nach Amoklauf in Graz

V.l.: Oberst Kurt Kornberger (Leiter des DSE/EKO Cobra Süd), der Steirische Landespolizeidirektor Gerald Ortner, BM Gerhard Karner (ÖVP) und Brigadier Michael Lohnegger (LKA Steiermark-Leiter) am Dienstag, 17. Juni 2025, während einer Pressekonferenz zum Ermittlungsstand nach Amoklauf in Graz.
Veröffentlicht: 17. Juni 2025 14:42 Uhr Aktualisiert: 17.06.2025 15:56 Uhr
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz gaben heute Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Vertreter der Polizei Einblick in den Stand der Ermittlungen nach dem Amoklauf in Graz. Das Motiv des 21-jährigen Täters ist weiterhin unklar, er dürfte im Laufe der Zeit allerdings eine "Leidenschaft für School Shootings" entwickelt haben, wie der Leiter der Ermittlungsgruppe ausführte.
SALZBURG24 (mem)

Nach dem Amoklauf von Graz am Dienstag vergangene Woche, bei dem insgesamt zehn Menschen getötet und elf weitere verletzt wurden, berichteten heute Innenminister Gerhard Karner, Landespolizeidirektor Gerald Ortner, der Leiter der Ermittlungsgruppe Michael Lohnegger sowie der Leiter des EKO Cobra Süd, Kurt Kornberger, über den aktuellen Stand der Ermittlungen.

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Von den elf schwer verletzten Personen werden noch zwei intensivmedizinisch betreut, führte Lohnegger bei der Pressekonferenz aus. Bei ihnen würde keine Lebensgefahr bestehen. Sieben Menschen werden auf der Normalstation behandelt, zwei konnten die Spitäler wieder verlassen.

Täter schwer bewaffnet

Auch zum 21-jährigen Täter, der sich bei dem Amoklauf das Leben genommen hatte, konnte Lohnegger weitere Details nennen. Demnach führte er fünf Magazine mit jeweils 15 Patronen für eine Pistole der Marke Glock mit sich. Nach seinem Suizid konnten die Kräfte der Polizei noch 24 Patronen in zwei Magazinen feststellen, zudem wurden weitere lose Patronen für die Pistole und die Bockflinte sichergestellt.

Details zu Kopfhörern und Brille

Die Brille, die er bei der Tat getragen hatte, war eine optische Sehhilfe, stellte Lohnegger klar, und die Kopfhörer, die der Täter getragen hatte, waren kabelgebundene Kopfhörer ohne Sprech- oder Bluetooth-Funktion: "Er kann daher keinen Kontakt zu anderen gehabt haben." Ein Adapter für das Mobiltelefon wurde allerdings gefunden sowie zwei Ohrstöpsel, wie sie etwa bei einem Schießtraining verwendet werden. Ob er diese bei seiner Tat getragen hat, sei unklar, aber es sei davon auszugehen.

Ein Lichtbild, das der 21-Jährige vor der Tat offenbar auf der Toilette der Schule angefertigt und anschließend auf X gepostet hatte, soll den Ermittlungen zufolge tatsächlich von ihm stammen. Darauf zu sehen sind die Einsatzschuhe – sogenannte Kampfschuhe – des Täters. Insgesamt hätten rund 30 zwischen 2019 und 2025 erstellte Accounts in den sozialen Medien sowie auf Gaming-Plattformen Bezug zu ihm, wobei nicht endgültig geklärt ist, welche Profile tatsächlich auf den Ex-Schüler des Grazer Oberstufenrealgymnasiums rückführbar seien. 

21-Jähriger mit „Leidenschaft für School Shootings“

Zum Motiv konnte weiterhin keine Auskunft gegeben werden. Spekulationen darüber, ob Mobbing eine Rolle dabei gespielt haben könnte, konnte Lohnegger nicht bestätigen. „Bisherigen Ermittlungserkenntnisse zufolge können wir mit Gewissheit sagen, dass er im Laufe der Jahre für das Phänomen der School Shootings eine Leidenschaft entwickelt hat.  Er verherrlichte nicht nur die Taten, sondern auch die Täterinnen und Täter“, so Lohnegger. 

Derzeit läuft noch eine Auswertung seines Handys. Die Ermittlungen am Tatort sind mittlerweile abgeschlossen. Zur Zahl der abgegebenen Schüsse verwies Lohnegger am Dienstag auf die laufenden Ermittlungen, genauso wie zur Frage nach möglichen Mitwissern.

Innenminister Karner kündigt Maßnahmen an

Nach dem Amoklauf in Graz kündigte Innenminister Karner am Dienstag weitere Schritte an. „Es wird Maßnahmen und Änderungen geben. Ein erster Ministerratsvortrag wird morgen vorgelegt. Die Richtung ist klar: Es wird Änderungen bei psychologischen Testungen, Altersgrenzen und Zugangsvoraussetzungen geben müssen.“ Dabei dürfte es um den Besitz von Schusswaffen gehen. 

Darüber hinaus kündigte Karner Maßnahmen im Schulbereich an. Details dazu würden ausgearbeitet, auch internationale Erfahrungen sollen einfließen. Erste Eckpunkte sollen morgen vorgestellt werden. 

Oberst Kurt Kornberger, Leiter der Cobra-Süd, schilderte bei der Pressekonferenz noch den Ablauf des Einsatzes seiner Einheit. Insgesamt seien sieben Cobra-Beamte vor Ort gewesen und hätten den Täter rasch gefunden und damit das Gebäude für die Rettungskräfte freigeben können. Viele andere Kolleginnen und Kollegen seien selbstständig in den Dienst gekommen und hätten damit unterstützt. Fünf Hubschrauber waren insgesamt im Einsatz. Für sämtliche Beamtinnen und Beamte, egal ob Cobra oder Streifenpolizisten, stehen Peer-Supports zur Verfügung. Diese hätten noch am selben Tag mit der Aufarbeitung des Geschehenen begonnen. Außerdem werde der Einsatz noch analysiert.

(Quelle: apa)

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