Die Krise in der Ostukraine spitzt sich zu. Nach dem Einmarsch der russischen Truppen in den Provinzen Luhansk und Donezk verhängte die EU Sanktionen gegen Russland. Als zusätzliche Konsequenz veranlasste der deutsche Kanzler Olaf Scholz eine Neubewertung der Pipeline Nord Stream 2 vorzunehmen, durch die russisches Gas direkt nach Deutschland geleitet werden soll. Moskau zeigte sich bisher unbeeindruckt.
Die in der Schweiz ansässige Projektgesellschaft Nord Stream 2 gehört dem russischen Staatskonzern Gazprom. An der Finanzierung der Röhre beteiligt sich auch das österreichische Energieunternehmen OMV. Die Gesamtkosten waren auf 9,5 Milliarden Euro beziffert worden. Europas Börsen reagierten bereits auf die Geschehnisse. So haben vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise zuletzt auch die Öl- und Gaspreise deutlich zugelegt und damit die schon kursierenden Ängste vor Inflation und gegensteuernden Zinserhöhungen zusätzlich angeheizt. Stellt sich nun die Frage, welchen Einflüsse das auf jeden einzelnen von uns hat?
"Niemand muss frieren"
Die Energiesicherheit Österreichs sei nicht in Gefahr, versicherte Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) am Montag gegenüber dem ORF. Auch Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) habe bestätigt, dass "niemand diesen Winter in Österreich frieren muss". Schon die Sanktionen 2014 nach der russischen Annexion der Krim seien sehr schmerzhaft gewesen, sagte Schallenberg. Doch die österreichischen Unternehmen seien heute weit besser vorbereitet. Dennoch bezieht Österreich nach wie vor 80 Prozent seiner Gas-Vorräte aus Russland.
Gasspeicher nur zu 18 Prozent gefüllt
Die Gasspeicher in Österreich sind aktuell nur zu 18 Prozent gefüllt. Das ist der niedrigste Stand in der EU. Allerdings gibt es hierzulande relativ hohe Speicherkapazitäten. Das Speichervolumen beträgt 95,5 Terawattstunden. Den höchsten Füllstand hat Portugal mit über 80 Prozent. Die Portugiesen können jedoch nur 3,57 Terawattstunden lagern.
Große Gasspeicher gibt es in Österreich in Haidach, dort unterhält unter anderem der russische Staatskonzern Gazprom eigene Speicher. Weitere Speicher betreiben die OMV, die EVN-Tochter RAG (Rohölaufsuchungs AG) sowie Uniper.
Experten zufolge wird man sich mit Blick auf den nächsten Winter und einer möglichen Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts nach anderen Bezugsquellen umsehen müssen, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Mögliche Alternativen sind Flüssiggas und Wasserstoff.
Hier findet ihr die aktuellen Speicherstände.
Ist in Salzburg genug Gas verfügbar?
Die Salzburg AG, als größter Energieversorger des Landes, verfüge über große Gasmengen aus Speichern, heißt es auf Anfrage von SALZBURG24. Auch bei Wegfall von einzelnen Gasbezugsverträgen könne die Versorgung der Endkunden über mehrere Wochen durch Speichergas abgedeckt werden. Sollte es doch zu Engpässen kommen, wird die österreichweite Verteilung durch de AGGM (Austrian Gas Grid Management) gesteuert. Für zusätzliche kurzfristige extreme Gasverbräuche kann auch Gas zugekauft werden.
Krise hat keinen Einfluss auf Preisentwicklung
Private Haushalte gelten bei der SalzburgAG als sogenannte „geschützte Kunden“, die bevorzugt beliefert werden. Man müsse sich somit keine Sorgen machen, dass das Gas sprichwörtlich abgedreht wird. Die Reserven seien durch mehrere unterschiedlich aufgestellte und langfristige Verträge gesichert worden. Somit sei die Versorgung weitgehend unabhängig und nicht von kurzfristigen Preisentwicklungen betroffen, teilt eine Unternehmenssprecherin mit. Gasmengen für das Lieferjahr 2022 wurden bereits im Voraus gesichert und beschafft.
Energiepreise steigen im Jänner
Ganz unbegründet ist die Sorge um weitere Preissteigerung in diesem Segment allerdings nicht. Die ohnehin schon hohen Energiepreise stiegen in den letzten Monaten, befeuert durch die Corona-Krise, weiter an. Haushaltsenergie verteuerte sich in Österreich um 16,4 Prozent. Die Treibstoffpreise legten im Vergleich zu Jänner 2021 um 29,6 Prozent zu, teilte die Statistik Austria am Dienstag in einer Aussendung mit. Die Inflation stieg auf ein Rekordhoch.

Salzburg soll von Gas und Öl loskommen
Der Wärmebedarf der Haushalte in der Stadt Salzburg wird beispielsweise zu 30 Prozent mit Erdgas gedeckt, berichtet die Umweltorganisation Global 2000 in einer Aussendung. Die Mozartstadt hat damit als eine der wenigen Landeshauptstädte Österreichs sowohl einen hohen Ölheizungsanteil und einen hohen Erdgas-Anteil. Die Fernwärme wird zum Großteil von zwei fossilen Groß-Heizwerken, die mit Erdgas und Öl befeuert werden, bestritten. 71 Prozent der Fernwärme in Salzburg werden mit Öl und Gas erzeugt, 19 Prozent werden aus Abwärme und zehn Prozent aus Biomasse gewonnen. Damit heize man nicht nur umweltschädlich, sondern mache sich auch abhängig von russischen Gas-Lieferungen, betonte NGO-Sprecher Johannes Wahlmüller im Zuge einer Pressekonferenz am Mittwoch.
(Quelle: salzburg24)