Insbesondere der schwerwiegende Einsatz nach der Brandkatastrophe der Gletscherbahn in Kaprun (Pinzgau) mit 155 Toten im Jahr 2000 hat den Startschuss für die Krisenintervention und die Stressverarbeitung nach belastenden Ereignissen (SvE) beim Roten Kreuz Salzburg gegeben. Seither gab es für das Kriseninterventionsteam in Salzburg 4.790 Einsätze, wie das Rote Kreuz am Montag in einer Aussendung berichtet. Über 30.000 Menschen in Salzburg wurden dabei betreut. Das Team kümmert sich nach schweren Unfällen oder medizinischen Notfällen um das engste Umfeld der Betroffenen. Im Rahmen der SvE werden Gespräche mit Einsatzkräften geführt, um die psychische Belastung von Einsätzen verarbeiten zu können. Intern wurden in den letzten 25 Jahren 1.100 persönliche Beratungen und 3.000 telefonische Betreuungen durchgeführt.
Wechsel an der Spitze des Kriseninterventionsteams
Maßgeblich beteiligt an der Gründung und am Aufbau der psychosozialen Angebote waren Karin Unterluggauer und Ingo Vogl. Die beiden Pionier:innen wurden am Samstag im Rahmen eines Festakts an der FH Puch-Urstein (Tennengau) geehrt und mit dem Verdienstkreuz des Österreichischen Roten Kreuzes, Landesverband Salzburg, ausgezeichnet. Außerdem erfolgte die Übergabe des Teams an ihre Nachfolger:innen Carina Stabauer, Martina Mösl und Harald Wolfesberger.
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Im Rahmen seiner Laudatio würdigte Rotkreuz-Präsident Werner Aufmesser am Samstag die Arbeit von Vogl und Unterluggauer, aber auch ihrer Teams. "Sie stehen in direktem Kontakt mit Menschen, die gerade aus dem Gleichgewicht geraten sind. Sie sind für andere da, wenn Worte fehlen. Sie geben Schutz und Stabilität, wo es scheinbar keine mehr gibt", so Aufmesser. "Vor allem aber leisten sie professionelle Begleitung, wenn Menschen und Einsatzkräfte an die Grenzen ihres Erlebens stoßen", betonte der RK-Präsident.
Vogl: "Sprechen über Belastungen keine Schwäche"
Im Rahmen der SvE übernehmen speziell geschulte "Peers", d.h. Kolleg:innen aus dem gleichen Berufsfeld, eine zentrale Rolle. Sie stellen ein niederschwelliges Unterstützungsangebot dar und erleichtern es den Kolleg:innen, über Probleme zu sprechen. "Hier hat sich in den letzten 25 Jahren ein 'Kulturwechsel' vollzogen: Es ist mittlerweile selbstverständlich, dass das Sprechen über Belastungen keinesfalls ein Zeichen persönlicher Schwäche, sondern ganz im Gegenteil ein Zeichen von Professionalität darstellt", betont Ingo Vogl. In einem früheren SALZBURG24-Sonntagstalk hat Vogl seine prägendsten Einsätze geschildert.
Aber nicht nur intern, sondern auch für Betroffene und deren Umfeld bietet das Rote Kreuz im Rahmen der Krisenintervention psychosoziale Erste Hilfe. Bei schweren Unfällen oder medizinischen Notfällen steht der bzw. die Notfallpatient:in im Mittelpunkt – Angehörige, Freund:innen oder Kolleg:innen bleiben jedoch oft schockiert und überfordert zurück. Hier setzt die Krisenintervention an: Psychosozial geschulte Fachkräfte stehen dem Umfeld direkt nach dem Ereignis zur Seite, begleiten, informieren und hören zu.
(Quelle: salzburg24)