Übersetzt bedeutet Caritas nicht nur Fürsorge und Liebe, sondern auch Teuerung. Und um die Teuerung, vor allem am Wohnungsmarkt, geht es der Hilfsorganisation. Zahlen der Statistik Austria zeigen, in Salzburg sind 72.000 Menschen armutsgefährdet. Wer arm ist, kann sich die 18 Prozent Mietsteigerung inkl. Betriebskosten von 2018 auf 2022 oftmals nicht leisten. Da wundert es nicht, dass immer mehr Menschen die Hilfe der Caritas suchen. Bis Ende September 2023 waren es schon 12.000 Beratungskontakte. Das sind jetzt schon 2.000 mehr als im gesamten vergangenen Jahr 2022.
Brucker, Dines und ihr Kollege Torsten Bichler (Caritas-Bereichsleiter Existenzsicherung) sind sich einig, dass die Armut aber nicht immer individuell an Beispielen gesehen werden darf, sondern nach strukturellen Veränderungen verlangt. „Was wirklich angegangen werden muss, ist das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz der ehemaligen türkis-blauen Bundesregierung. Unser Vorschlag ist, die Richtsätze mit einer regionalen Färbung zu versehen. So ist das Wohnen in Salzburg oder auch Wien besonders teuer“, so Bichler. Eine Lösung sei, dass man von den neu eingeführten Höchstsätzen wieder zu Mindeststandards zurückkommen müsse.
Forderungen der Caritas
Um die Armut in Salzburg wirksam und nachhaltig zu bekämpfen, fordert die Caritas eine Mietpreisbremse, eine Reform der Sozialhilfe und der Wohnzuschüsse, eine Zweckwidmung der Wohnbauförderung, eine Hebung des Ausgleichszulagenrichtsatzes sowie einen nationalen Aktionsplan „Leistbares Wohnen“.
„Wir wissen, dass eine Mietpreisbremse bei privaten Vermietern rechtlich sehr komplex ist. Viele Vermieter erhöhen wegen gestiegener Kosten die Miete. Dabei bezahlen die Mieter die Energiekosten für Heizen, Licht oder Wärme ohnehin aus eigener Tasche. Hier sollten Vermieter langfristig denken. Leerstand bringt auch kein Geld“, sagt Dines.
Bei der Wohnbauförderung geht es der Caritas um die Zweckwidmung. Diese würde 2008 im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen abgeschafft. Diese Gelder müssten laut Caritas dringend wieder in die Beschaffung von leistbarem Wohnraum fließen.
Armut in Salzburg in Zahlen
- 13 Prozent der Salzburger:innen sind armutsgefährdet
- 22.000 Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren sind armutsgefährdet
- 22 Prozent können sich unerwartete Ausgaben nicht leisten
- Alleinerziehende müssen fünfmal häufiger als der Durchschnitt auf Güter des täglichen Bedarfs verzichten
- Zwischen 2018 und 2022 stiegen die Mieten (inkl. Betriebskosten) um 18 Prozent
- 35 Prozent mehr finanzielle Unterstützung pro Person notwendig
- 12.000 Kontakte bis Ende September 2023. Damit wurden bereits mehr Beratungsgespräche geführt als im gesamten Jahr 2022.
Für die Inlandshilfe der Caritas Salzburg stehen zwischen 2,5 und drei Millionen Euro zur Verfügung. Davon fließen 1,5 Millionen direkt in die Nothilfe. Das Geld verteilt sich auf zwei Säulen – die finanzielle Direkthilfe und die Beratung. Die Caritas prüft das Haushaltseinkommen und entscheidet dann, mit welchen finanziellen Hilfen der Haushalt bedacht wird. Am Ende geht es um eine nachhaltige Hilfe. "Statt einmal schnell Geld zu übergeben, beraten wir lieber länger und helfen der Person dafür langfristig", so Bichler abschließend.
(Quelle: salzburg24)