Am heutigen Welttag der psychischen Gesundheit rückt die mentale Gesundheit in den Mittelpunkt. Vor dem Hintergrund andauernder Krisenfaktoren wie Kriegen, dem Klimawandel, den Folgen der Corona-Pandemie, aber auch wachsender sozialer Ungleichheit mit Arbeitsmarktunsicherheit und Leistungsdruck, ist zuletzt ein Anstieg psychischer Erkrankungen in Österreich zu beobachten gewesen. Das teilte die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) mit.
Hauptursache für krankheitsbedingten Ausfall
Die Zahlen sind durchaus alarmierend, denn psychische Erkrankungen wie Depressionen, Burnout und Angststörungen sind mittlerweile eine der Hauptursachen für krankheitsbedingte Ausfälle am Arbeitsplatz: Zehn Prozent aller Krankenstandstage sind laut Fehlzeitenreport 2024 auf psychische Krankheiten zurückzuführen. Die Krankenstandstage stiegen WIFO-Angaben zufolge deshalb von 6,9 Prozent im Jahr 2010 auf 11,4 Prozent im Jahr 2021 – Tendenz steigend. Der dadurch entstehende wirtschaftliche Schaden ist enorm und die negativen Auswirkungen auf das Leben der betroffenen Personen nicht in Zahlen messbar.
Laut Statistik Austria sind rund 60 Prozent der Arbeitnehmenden mindestens einem psychischen Gesundheitsrisiko am Arbeitsplatz ausgesetzt. Die Bedingungen, unter denen Menschen arbeiten, haben dem Berufsverband Österreichischer PsychologInnen zufolge einen maßgeblichen Einfluss auf ihr psychisches Wohlbefinden.
Psychische Probleme am Arbeitsplatz
Schlechte Arbeitsbedingungen, wie anhaltender Stress oder mangelnde Unterstützung, erhöhen das Risiko für psychische Erkrankungen erheblich. Über ein Drittel der Betroffenen nennt Zeitdruck und Arbeitsüberlastung als Ursachen, während ein weiteres Drittel den Umgang mit schwierigen Personen beklagt. Zu den häufigsten Belastungsfaktoren gehören zudem schlechte Kommunikation, mangelnde Entscheidungsfreiheit, unsichere Beschäftigungsverhältnisse sowie physische Gewalt und Mobbing - besonders in Branchen, die personenbezogene Dienstleistungen erbringen.
Situation bei Kindern und Jugendlichen
Das SOS-Kinderdorf weist unterdessen auf die kritische Lage von Kindern und Jugendlichen in Österreich hin: Fast die Hälfte leidet demnach unter psychischen Problemen wie Schlaf- und Essstörungen, Angstzuständen und Suizidgedanken. Die aktuellen Krisen würden diese Probleme verschärfen. Es mangele außerdem an geeigneten Räumen, um Erlebnisse altersgerecht zu verarbeiten, wie etwa in Jugendzentren und Schulen. Gefordert wird daher mehr als nur der Ausbau therapeutischer Angebote. Es gelte, schon vor der Manifestation als Krankheitsbild einzugreifen und die Psyche von Kindern und Jugendlichen ähnlich ernst zu nehmen wie körperliche Gesundheit. Wichtig sei es, junge Menschen stärker in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.
Die Herausforderungen an das psychiatrische Versorgungssystem seien über die vergangenen Jahre stetig gestiegen. Derzeit würden aber auch schwer psychisch Kranke oft monatelang auf einen Behandlungstermin warten müssen, führt die ÖGPP weiter aus. Prävention und frühzeitige Intervention seien ein Schlüssel, um die steigende Zahl an psychischen Erkrankungen langfristig zu senken. Ein zentrales Ziel dabei ist es, Menschen frühzeitig zu erreichen, meist bevor Erkrankungen entstehen bzw. schwerwiegender werden. Aber auch ein Ausbau psychiatrischer Versorgungstrukturen ist dringend notwendig. Österreich habe weniger Psychiaterinnen und Psychiater für Kinder, Jugendliche und Erwachsene als vergleichbare andere europäische Länder und liege unter dem Durchschnitt der OECD-Staaten.
Vor allem der Abbau bürokratischer Hürden im Rahmen der Ausbildung, sowie eine Vollfinanzierung der Ausbildung in psychotherapeutischer Medizin im gesamten Bundesgebiet könnte zu einer Besserung der Situation in Österreich führen. Das Feld benötige zudem eine dringende Attraktivierung der psychiatrischen Pflege.
Was ist der Welttag für psychische Gesundheit?
Der Welttag für psychische Gesundheit – auch Welttag der seelischen Gesundheit und Welttag der geistigen Gesundheit – ist ein Aktionstag, der von der World Federation for Mental Health und der Weltgesundheitsorganisation 1994 ausgerufen wurde. Er soll auf die psychische Gesundheit von Menschen aufmerksam machen, Informationen über psychische Krankheiten zugänglich machen und die Solidarität mit psychisch Kranken und ihren Angehörigen ausdrücken.
(Quelle: salzburg24)