Neue Zettelwirtschaft

Das sagen Salzburgs Gastronomen zur Registrierung

Aus datenschutzrechtlichen Gründen wird es im Bundesland Salzburg vorerst keine Registrierungspflicht in Lokalen geben. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 21. Oktober 2020 12:05 Uhr
Die verpflichtende Gästeregistrierung gibt es in Salzburg seit Samstag. Ob digital oder analog: Der Datenaustausch schmeckt nicht jedem Gast. Wir haben am Mittwoch nachgefragt, welche Erfahrungen Gastronomen bisher mit der neuen Regel gemacht haben und wie lang die Daten gespeichert werden müssen.
Jacqueline Winkler

Wer in den letzten Tagen beim Wirt um die Ecke Mittagessen war oder sich im Lieblingscafé eine Mehlspeise gegönnt hat, der hat Bekanntschaft mit der Registrierungspflicht für Gäste gemacht. Ohne Bekanntgabe der Daten dürfen Gastronomen ihre Gäste seit Samstag nicht mehr bedienen. So steht es in der neuen Verordnung. Durch die Registrierung sollen vor allem die Behörden entlastet werden, da sie das Contact-Tracing erleichtern soll.

Angegeben werden müssen mindestens Name, Adresse und Telefonnummer sowie Datum und Uhrzeit. Gegebenenfalls auch die Tischnummer.

 

"Es bleibt ihnen ja nichts anderes übrig"

In Wirtshäusern und Gastro-Betrieben hat man unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Ein SALZBURG24-Anruf beim "Fuxn" in Salzburg-Schallmoos ergab positive Rückmeldungen. "Das hat gut funktioniert. Wir haben Zettel aufgelegt und die meisten füllen es ohne Probleme aus", erklärt eine Mitarbeiterin. Nachsatz: "Es bleibt ihnen ja auch nichts anderes übrig."

Beim Gambswirt in Tamsweg (Lungau) sind die Reaktionen ebenfalls eher positiv. "Der Großteil hält sich daran, nur ein kleiner Teil ist dagegen", erklärt Hermann Maier, der den Betrieb seit 2018 führt, gegenüber S24. Einen Gästeeinbruch habe er seit Samstag nicht bemerkt. "Die Zeiten sind allgemein bisserl schwierig, das war eher ein schleichender Prozess."

Gästeregistrierung: Verweigerung und "blöde Meldungen"

Didi Maier betreibt zwei Cafés und ein Restaurant. Zwei davon befinden sich im Europark. Für alle Betriebe gibt es ein Online-System, bei dem man sich über einen QR-Code einträgt. Weil das aber nicht auf allen Handys funktioniere, gebe es auch Zettel, heißt es auf S24-Anfrage von Seiten des Teams. Die Reaktionen der Gäste reichen von Gleichgültigkeit bis hin zu Verweigerung. "Es sind auch schon Gäste wieder gegangen, weil sie das nicht ausfüllen wollten. Wir müssen sie dann wegschicken." Zudem müssten sich vor allem junge Kellnerinnen "blöde Meldungen" anhören, ob sie denn die Handy-Nummer des Gasts haben wollten und dann anrufen würden. Außerdem gebe es keine Kontrolle, ob Gäste wirklich ihre richtigen Daten angeben.

Die Maßnahme koste den Betrieb zusätzlich Geld, während die Gäste mit jeder Maßnahme weniger würden – damit auch die Einnahmen. "Vor allem im Europark fehlen die Schaufensterbummler, die dann noch gemütlich was essen oder trinken gehen."

Die Weigerung, die Datenblätter auszufüllen, findet Ernst Pühringer nicht nachvollziehbar. "Sonst gibt man ja auch schon überall seine Daten frei", sagt er im Gespräch mit SALZBURG24. Pühringer betreibt den Bräuwirt in Lengfelden (Flachgau) und den Gasthof "Hölle" in der Stadt Salzburg. Er ist auch Fachgruppenobmann bei der Salzburger Wirtschaftskammer.

 

Vernichtung der Daten nach vier Wochen

Die Daten müssen 28 Tage aufbewahrt, nach spätestens sechs Wochen "vernichtet werden", wie Pühringer betont. Bei digitalen Lösungen empfehle die Wirtschaftskammer deshalb Anwendungen, bei denen das nach vier Wochen automatisch passiert. Einen Missbrauch der Daten hält er für sehr unwahrscheinlich: "Ich rate auch jedem davon ab."

Seine Gäste hätten die Registrierungspflicht relativ gut aufgenommen, zumindest die, die noch kommen. "Die Verunsicherung ist sehr groß. Nach den jeweiligen Pressekonferenzen ist bei uns die Storno-Welle losgegangen." Gäste haben Reservierungen abgesagt, weil sie glaubten, zu fünft nicht essen gehen zu dürfen. Das Geschäft sei massiv zurückgegangen. "Wir sind eigentlich wieder auf dem Stand vom 15. Mai."

"Das ist alles sehr bürokratisch"

Während die Registrierungspflicht für Pühringer nachvollziehbar ist, übt er Kritik an der Formulierung der Verordnung. "Ich hätte mir gewünscht, dass ein Zettel pro Tisch reicht. Weil in der Regel kennt man die Leute, mit denen man dort sitzt." Zudem müssen sich auch Gäste registrieren, die ihr Essen nur abholen, weil sie das Betriebsgelände betreten. "Das ist alles sehr bürokratisch."

(Quelle: salzburg24)

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