Petition aus Oberndorf

Kinder, Job und Haushalt: Alleinerziehende in Salzburg oft am Limit

Im Land Salzburg gibt es rund 8.300 Familien mit alleinerziehenden Elternteilen. Die meisten von ihnen sind Frauen. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 03. November 2025 11:12 Uhr
Job, Kinder, Haushalt – und kaum Luft zum Atmen: Viele Alleinerziehende in Salzburg kämpfen trotz Arbeit mit finanziellen Engpässen. Eine Mutter aus Oberndorf hat deshalb eine Petition ins Leben gerufen, die auf strukturelle Benachteiligungen aufmerksam machen soll.

Der Tag beginnt früh. Noch vor dem Kindergarten oder der Schule müssen Pausenbrote geschmiert und Kinder geweckt werden. Danach beginnt der Arbeitstag – für Alleinerziehende häufig in Teilzeit. Pünktlich zum Schulschluss steht die nächste Etappe an: Hausaufgaben, Sportverein, Arzttermine, Abendessen. Spätabends liegen noch Formulare auf dem Küchentisch – Beihilfen, Unterhaltsnachweise, Anträge. Alles muss passen, damit es am Monatsende reicht.

Für viele Eltern im Land Salzburg ist das eine vorübergehende Phase, für Alleinerziehende ist es Alltag. Und einer, der zunehmend an die Grenzen führt.

Tausende Alleinerziehende in Salzburg

In Österreich leben laut Statistik Austria rund 300.000 Familien mit nur einem Elternteil – das sind etwa zwölf Prozent aller Familien. Der überwiegende Teil davon sind Mütter (zehn Prozent), Väter machen etwa zwei Prozent aus. Im Land Salzburg betrifft das laut Daten aus dem Vorjahr rund 8.300 Familien, also etwa 13 Prozent aller Haushalte mit Kindern. Für sie ist der Spagat zwischen Beruf, Betreuung und Existenzsicherung besonders groß.

"Viele leben trotz Arbeit am Existenzminimum"

Eine von ihnen ist Amira Noèl aus Oberndorf bei Salzburg (Flachgau). Die alleinerziehende Mutter hat gemeinsam mit befreundeten Müttern eine Petition gestartet, die auf strukturelle Benachteiligungen im österreichischen Sozial- und Unterhaltssystem aufmerksam macht. "Viele Betroffene leben trotz Erwerbstätigkeit am Existenzminimum und geraten durch geltende Regelungen in finanzielle Abhängigkeit", sagt Noèl am Montag im Gespräch mit SALZBURG24. Mit ihrer Initiative möchte sie eine öffentliche Debatte anstoßen – "damit Alleinerziehende endlich die gleichen Chancen haben wie andere Familien".

Noèl hat vier Kinder, eines davon ist bereits erwachsen, die anderen gehen in Schule und Kindergarten. Ihre Eltern seien mittlerweile pflegebedürftig und können daher nicht für die Kinderbetreuung einspringen. "Manchmal können meine Geschwister helfen, aber das ist selten möglich", sagt sie. 

Zu den zentralen Kritikpunkten der Petition zählen der Kampf gegen das Armutsrisiko: "Die Lebenserhaltungskosten steigen, aber gleichzeitig ist die finanzielle Unterstützung unzureichend." Erwerbstätigkeit führe in vielen Fällen zu Kürzungen von Sozialleistungen. "Es geht nicht um Geschenke", betont Noèl. "Es geht um gerechte Rahmenbedingungen und darum, dass Kinder nicht unter finanzieller Unsicherheit leiden müssen." Gespräche mit Politiker:innen hätten ihren Angaben zufolge bislang wenig gebracht: "Es wird meist auf Beratungsstellen verwiesen, die sich oft nicht zuständig fühlen oder kaum weiterhelfen können."

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Kinderbetreuung als Schlüsselfaktor

Auch die Arbeiterkammer Salzburg (AK) bestätigt, dass Kinderbetreuung einer der größten Stolpersteine für Alleinerziehende ist. Wenn Mütter nach der Karenz wieder Vollzeit arbeiten möchten, stoßen sie oft an Grenzen: Nur etwa jedes zweite Kind im Land Salzburg bekommt im Kindergarten eine Betreuung, die eine Vollzeit-Berufstätigkeit der Eltern ermöglicht. Die Folge sei eine Teilzeitfalle, die langfristig geringere Einkommen und niedrigere Pensionen bedeutet. Laut AMS Salzburg arbeitet der Großteil der alleinerziehenden Mütter im Land in Teilzeit oder geringfügig – häufig nicht freiwillig, sondern weil Betreuungszeiten oder fehlende Unterstützung keine andere Wahl lassen würden.

Forderungen der Petition für Alleinerziehende

Ein weiteres Beispiel für strukturelle Hürden sei laut Petitionsinitiatorin Noél die Beihilfe zum Kinderbetreuungsgeld, auf die Alleinerziehende unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch haben. Allerdings dürfen Bezieher:innen nur begrenzt dazuverdienen: Seit 2025 liegt die monatliche Zuverdienstgrenze bei 551,10 Euro. Wird diese überschritten, drohen Rückforderungen. Für die vierfache Mutter ist das ein Symbol für die falsche Logik im System: "Wer arbeitet, riskiert, Beihilfen zu verlieren – wer nicht arbeitet, kommt kaum über die Runden. Das ist ein Teufelskreis."

Die Petition "Ein gerechtes System für Alleinerziehende – Eigenständigkeit statt Abhängigkeit!" fordert Zugang zu leistbarer und ganztägiger Kinderbetreuung, eine Reform des Unterhalts- und Sozialsystems, eine Gleichstellung mit Pflegefamilien sowie finanzielle Unterstützung, die sich an realen Lebenshaltungskosten orientiert. Ziel sei es, die Eigenständigkeit von Alleinerziehenden zu fördern – und Kinder vor den Folgen struktureller Armut zu schützen. 

(Quelle: salzburg24)

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