Baugewerbe negative Nummer 1

Firmeninsolvenzen in Salzburg um zehn Prozent gestiegen

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023 12:34 Uhr
134 Unternehmensinsolvenzen sind heuer in den ersten drei Quartalen in Salzburg angemeldet worden. Das ist ein Anstieg von über zehn Prozent. Das größte Verfahren behandelt die Pleite des Bekleidungsherstellers Schneiders. Und auch mehr Privatpersonen sind in die Insolvenz geschlittert.
SALZBURG24 (KAT)

Um 10,74 Prozent gestiegen sind die Firmeninsolvenzen in Salzburg heuer im Vergleich zum Vorjahr. In den ersten drei Quartalen sind insgesamt 134 Insolvenzen eröffnet worden – davon 116 als Konkurs- und 18 als Sanierungsverfahren. Darüber informiert der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) am Montag in einer Aussendung. In 97 Fällen (Plus 3,19 Prozent) war demnach nicht ausreichend Vermögen vorhanden, um die Verfahrenskosten abzudecken oder es lag doch keine Zahlungsunfähigkeit vor.

Firmeninsolvenzen in Salzburg nach Branchen

Blickt man auf die einzelnen Branchen, so führt das Baugewerbe das Negativ-Ranking an. Dahinter folgen die Bereiche Handel, Kfz-Reparatur und die Sparte Beherbergung und Gastronomie. Das nach wie vor größte in Salzburg eröffnete Verfahren – gemessen an den angemeldeten Forderungen und den betroffenen Dienstnehmer:innen – stellt jedoch die Insolvenz der Schneiders Bekleidung Gesellschaft m.b.H. dar. Insgesamt sind laut Kreditorenverband 104 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer betroffen. Die Insolvenzverwaltung habe ein Verbindlichkeitsstand von über neun Millionen Euro anerkannt.

117 Verfahren wurden hingegen aufgehoben. In 52 Fällen habe die Mehrheit der Gläubigerschaft den Sanierungsplan angenommen. 27 Mal ist die Konkursmasse an die Gläubiger:innen verteilt worden, in 29 Fällen gab es eine sogenannte Nullquote. Bei einer Nullquote wird nichts ausgeschüttet.

Fünfjahres-Hoch in Österreich

Die Anzahl der Firmenpleiten ist aber nicht nur in Salzburg, sondern in ganz Österreich kräftig gestiegen. Bis Ende September gab es 4.059 Insolvenzen, das ist ein Anstieg um fast 13 Prozent und der höchste Wert der vergangenen fünf Jahre, wie aus der aktuellen Statistik des Alpenländischen Kreditorenverbandes hervorgeht. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet der AKV mit 5.500 Firmeninsolvenzen.

Gründe für Insolvenzen vielfältig

Als Gründe für die hohe Zahl an Pleiten in Österreich nennt der AKV die Zinserhöhungen der EZB und gestiegene Kreditraten, verschärfte Kreditvergaberichtlinien und höhere Material- und Energiekosten. Am häufigsten war heuer auch österreichweit die Baubranche mit 607 Insolvenzfällen betroffen, gefolgt von der Handelsbranche (604). Hauptinsolvenzursache bei den Bauunternehmen sei weiterhin die rückläufige Auftragslage in der Baubranche, vorwiegend als Folge der KIM-Verordnung ("Kreditimmobilienmaßnahmen-Verordnung") mit verschärften Vergabekriterien für private Wohnimmobilienkredite.

Im Handel hat es Unternehmen wie Leiner & kika, geomix, Forstinger oder Tally Weijl erwischt. Diese Insolvenzverfahren konnten im 3. Quartal 2023 durch die Annahme von Sanierungsplänen abgeschlossen werden. Im Sanierungsverfahren der "Zentrasport" wird erst Ende des Jahres abgestimmt. Lediglich im Fall der "Schneiders Bekleidung" musste der Sanierungsplan zurückgezogen werden.

Fast doppelt so viele Arbeitsplätze gefährdet

Durch die Pleiten im Handel hat sich die Anzahl der gefährdeten Arbeitsplätze fast verdoppelt, nachdem 14.242 Dienstnehmer:innen unmittelbar von eröffneten Insolvenzen betroffen waren. Davon entfallen 3.297 auf die Pleite der Leiner & kika Möbelhandels GmbH, die mit Passiva von knapp 132 Mio. Euro die größte Firmeninsolvenz war, gefolgt von der Gazprom Austria GmbH, deren Gläubiger Forderungen in Höhe von rund 118 Mio. angemeldet haben, wobei ein Großteil der Forderungen vorläufig noch bestritten ist.

Den vierten Platz belegt die Pro Revisio Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung GmbH, in deren Verfahren Verbindlichkeiten in Höhe von 107 Mio. Euro angemeldet wurden. Es handelt sich um die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der insolventen Commerzialbank Mattersburg im Burgenland AG. Die in diesem Verfahren angemeldeten Schadenersatzforderungen der Masseverwaltung und einzelner Einleger sind vorerst noch bestritten.

Im Sanierungsverfahren der KSR Group wird eine Sanierung angestrebt, es wird bei der Sanierungsplantagsatzung im Dezember mit Verbindlichkeiten in Höhe von 77,3 Mio. Euro gerechnet. Bei der bisher sechstgrößten Insolvenz des laufenden Jahres handelt es sich um die Zentrasport Österreich e.Gen., in deren Sanierungsverfahren bisher 66 Mio. Euro angemeldet wurden.

Auch mehr Privatpersonen betroffen

Aber nicht nur bei Firmen, sondern auch bei Privatpersonen hat die Zahl der Insolvenzen zugenommen. Heuer sind in Salzburg knapp elf Prozent mehr Verfahren eröffnet worden als im Vorjahr, so der AKV. Im Vergleich zu 264 Schuldenregulierungsverfahren im Jahr 2022 wurden heuer 293 eröffnet. Im Durchschnitt haben die Betroffenen Schulden von 106.000 Euro. Männer weisen aber mit einem Schnitt von 114.500 Euro den höheren Schnitt auf. Bei Frauen belaufen sich die Schulden durchschnittlich auf 92.600 Euro. Die meisten der 140 Insolvenzfälle sind in der Alterskategorie der 40- bis 59-Jährigen verzeichnet worden. Auch hier waren Männer eher betroffen als Frauen (87 Fälle).

Von den bislang 243 Verfahrensaufhebungen im heurigen Jahr ist in einem Großteil der Verfahren der angebotene Zahlungsplan von der Gläubigerschaft angenommen worden (69,55 Prozent). In knapp 29 Prozent aller Fälle kam es aufgrund der Ablehnung des Zahlungsplanvorschlags zur Einleitung eines Abschöpfungs- bzw. Tilgungsplanverfahrens, so der AKV abschließend.

(Quelle: salzburg24)

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Von SALZBURG24 (tp)
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