Salzburg Schokolade gilt mit seiner 127-jährigen Geschichte als Traditionsunternehmen im Bundesland. Doch mit Jahresende sperrt das Werk in Grödig (Flachgau) wie berichtet zu. Rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind davon betroffen. Die Gewerkschaft hatte im heurigen Sommer einen „ordentlichen Sozialplan“ gefordert, der allerdings nicht zustande kam. Das sorgt für massive Kritik von PRO-GE. „Sowas habe ich in Salzburg noch nie erlebt. Dieses Vorgehen spiegelt die Sozialpartnerschaftskultur, die wir in Österreich haben, nicht wider“, ärgert sich Landesgeschäftsführer Daniel Mühlberger im SALZBURG24-Interview.
Ein Sozialplan ist eine Betriebsvereinbarung, mit der Maßnahmen festgelegt werden, um die Folgen einer Betriebsänderung – wie in diesem Fall die Stilllegung des Betriebs – zu verhindern, beseitigen oder mildern. Welche Maßnahmen das konkret sind, hängt von der Art der Betriebsänderung ab. Möglich sind:
- Freiwillige Abfertigungen
- Überbrückungshilfen
- Ersatz von Umschulungs-, Bewerbungs- und Ausbildungskosten
- Beibehalt der Werkswohnungen
- bevorzugte Wiedereinstellung der gekündigten Arbeitnehmer oder Ersatzarbeitsplätze
- Gründung einer Arbeitsstiftung
Kein Geld für Sozialplan?
Gescheitert sei eine Zustimmung zum geforderten Sozialplan an den finanziellen Mitteln von Salzburg Schokolade, erklärt Geschäftsführer Friedrich Plail gegenüber S24. „Die Bezahlung der Urlaubsgelder Ende Juni 2024 war nur möglich, weil es gelungen ist, einen Teil des Maschinenparks zu verkaufen. Der Verkäufer war bereit eine Anzahlung zu leisten, obwohl die Maschinen erst ab 20. Dezember abgebaut werden können.“ Er merkt außerdem an, dass es bereits zahlreiche Anfragen von Unternehmen in der Umgebung gebe, die dringend Personal suchen würden. Plail habe allen bisherigen vorzeitigen Vertragsauflösungen zugestimmt, ohne dass die Mitarbeitenden ihren Anspruch auf Auszahlung der gesetzlichen Abfindung verlieren.
Apropos Vertragsauflösung: Mitarbeitende, deren Dienstverhältnisse einem Kündigungsschutz unterliegen, würden vor Gericht „gezerrt“, prangert PRO-GE außerdem an. Das betrifft etwa Eltern in Karenz, Mitglieder des Betriebsrates oder Arbeitnehmende mit Beeinträchtigungen. Für eine Auflösung ist eine Zustimmung des Gerichts bzw. Behindertenausschusses notwendig. Der Gang vor Gericht sei also eine rechtliche Notwendigkeit, argumentiert Plail. Aufgrund von Berufungen und Einsprüchen gegen die Urteile durch Gewerkschaft und Betriebsrat seien aber anstatt einem Termin mehrere nötig. Weil die Gewerkschaft die Rechtmäßigkeit der Auflösung mancher Dienstverhältnisse anzweifelt, prüft sie diese Fälle nun. „Für jene Mitarbeiter, die noch im Unternehmen bleiben wollen, ist jeder Monat gewonnenes Geld“, begründet Daniel Mühlberger das Vorgehen.
Salzburg-Schokolade-Manager Plail ergänzt: „Die Gegenseite bringt vor, dass es noch Dienstverhältnisse gibt, welche über den 31. Dezember hinaus aufrecht bleiben. Am 20. Dezember ist letzter Produktionstag, aber ich muss die Gesellschaft noch abwickeln. Dazu zählt der Verkauf der verbleibenden Rohstoffe, der halbfertigen und fertigen Artikel, Verpackungsmaterial, Maschinen oder der Büroausstattung.“ Auch ein Jahresabschluss für 2024 und Dienstzeugnisse müssten etwa erstellt werden. Für die Bereiche Finanzbuchhaltung, Personalverrechnung, Technik und Lager brauche es deshalb noch fünf Mitarbeitende, die bis Ende März des kommenden Jahres bleiben.
Leiharbeitsfirma wegen "gesunkener Produktivität"
Für Wirbel sorgt außerdem, dass eine Leiharbeitsfirma zum Einsatz kommt und dafür monatlich ein „beachtlicher“ Betrag in die Hand genommen werde. Plail begründet diesen Schritt damit, dass die Produktionsleistung um 30 Prozent gesunken sei. Denn die Gewerkschaft habe die Beschäftigten zum Dienst nach Vorschrift oder zur Beantragung von Kuraufenthalten ermuntert. Werden bestehende Lieferverpflichtungen nicht eingehalten, drohe ein Pönale im sechsstelligen Bereich.
Bewegte Jahre bei Salzburg Schokolade
Salzburg Schokolade war im November 2021 in die Pleite gerutscht. Nach Einleitung eines Insolvenzverfahrens übernahm im Februar 2022 die in Rumänien ansässige "KEX Confectionery"-Gruppe rund um Julius Meinl V. das Werk in Grödig. Der Gruppe eilte nach einer ähnlichen Rettungsaktion ein guter Ruf voraus: Im Jahr 2013 stand der heimische Schwedenbombenhersteller Niemetz kurz vor der Schließung. KEX übernahm das Unternehmen, sanierte es und erweiterte letztlich sogar die Produktion.
Der für Salzburg Schokolade eingebrachte Sanierungsplan wurde damals mehrheitlich angenommen. Er sah eine Quote von 100 Prozent für die Gläubiger binnen drei Jahren vor. Allerdings wurden bereits im Dezember 2022 Teile der Produktion stillgelegt und 25 Mitarbeiter:innen zur Kündigung angemeldet. Als Gründe wurden die stark gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Verpackungsmaterialien, Transport und vor allem Energie ins Treffen geführt.
Als Ursache für das endgültige Aus nennt Salzburg Schokolade etwa die deutlich gestiegene Rohstoffpreise, die Beendigung der Zusammenarbeit mit einem der größten Kunden sowie einen viel zu großen Produktionsstandort. Das alles mache "eine langfristige Weiterführung der Produktion wirtschaftlich unmöglich". Für die betroffenen rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleibt nun jedenfalls zu hoffen, dass sie bald einen neuen Arbeitsplatz finden.
(Quelle: salzburg24)