Weltmeister als Spieler und Trainer, Jahrhundertfußballer und Organisator der WM 2006 in Deutschland – die Liste der sportlichen Errungenschaften des am Sonntag verstorbenen Franz Beckenbauers ist nahezu endlos. Er galt als "Lichtgestalt" des Fußballs und bekam bereits während seiner aktiven Laufbahn den Spitznamen "Kaiser".
Wahlheimat am Fuße des Gaisbergs
Der gebürtige Münchner hatte Zeit seines Lebens eine ganz besondere Verbindung zu Österreich, denn 1982 schlug er seine Zelte in Oberndorf im Tiroler Bezirk Kitzbühel auf, ehe er 2005 nach Salzburg übersiedelte und an der Kreuzbergpromenade im Salzburger Stadtteil Parsch ein Luxusanwesen mit einer Wohnfläche von 687 Quadratmetern samt Blick übers Alpenpanorama bauen ließ.

Beckenbauer hat seine Spuren in Salzburg hinterlassen und das Leben rund um die Mozartstadt genossen. Ob als Stammgast im Friesacher in Anif, im Fischerwirt in Salzburg-Liefering oder als Eigentümer des Restaurants Riedenburg ebenfalls in der Landeshauptstadt. Die gemeinsamen Kinder aus der Ehe mit Heidi – Joel Maximilian und Francesca – haben die St. Gilgen International School im Flachgau besucht. Und der im Jahr 2000 geborene Sohn Joel Maximilian schnürte in der Jugend für einige Jahre die Fußballschuhe für den USK Elsbethen.
Insgesamt fünf Kinder hatte Beckenbauer aus unterschiedlichen Beziehungen. 2015 starb sein Sohn Stephan nach langer Krankheit mit 46 Jahren an den Folgen eines Gehirntumors.
Dauergast bei Salzburger Festspielen
Beckenbauer hat gemeinsam mit seiner Frau Heidi mehrere Male die Salzburger Festspiele besucht. Außerdem waren sie gern gesehene Gäste bei allerlei Society-Events der hiesigen Hochkultur. Im Jahr 2012 wurden sie etwa bei einer Aufführung der Oper "Carmen" gesichtet.

Ebenso waren die Eheleute 2014 bei einer Aufführung des "Rosenkavaliers" im Großen Festspielhaus sowie in den Jahren zuvor mehrfach beim "Jedermann". 2010 wurde Beckenbauer als Dank für die Treue zu Österreichs Ehrenbürger ernannt – samt eigener Skigondel in Obertauern.

Aber nicht nur die Kultur und das schöne Leben verfolgte Beckenbauer in Salzburg, sondern mit dem Fußball auch seine allergrößte Leidenschaft.
Beckenbauer mit Mateschitz befreundet
Bei der Gründung von Red Bull Salzburg bzw. der Übernahme von Austria Salzburg durch den ebenfalls verstorbenen Didi Mateschitz hatte Beckenbauer als Berater seine Finger maßgeblich mit im Spiel. "Ohne mein Mitwirken hätte Mateschitz das Projekt wohl fallen gelassen", sagte Beckenbauer später einmal und weiter: "Wenn der Fußball so eine Chance bekommt, dass ein Unternehmen wie Red Bull einsteigt, war meine Antwort auf die Frage von Mateschitz klar", führte er aus: "Ich habe mich gerne dazu bereit erklärt, ihn als Freund auf diesem Weg zu begleiten."

Schließlich verhalf der damalige Präsident von Bayern München den Bullen zu Sponsoren-Deals. Die Zusammenarbeit zwischen Beckenbauer und Mateschitz wird rückblickend als eines der Schlüsselelemente für die Entwicklung des heutigen Vereins gesehen.
Am 5. April 2005 gab Red Bull per Fax bekannt, dass sie sich im Fußball engagieren und Austria Salzburg übernehmen. Beckenbauer habe Mateschitz dann auch empfohlen, sich in Leipzig mit Red Bull als Sponsor zu engagieren – der Rest ist Geschichte.
Ehrenmitglied beim Salzburger Fußballverband
Vor ziemlich genau vier Jahren hat der Salzburger Fußballverband (SFV) Beckenbauer zum Ehrenmitglied ernannt. "Das soll auch ein Zeichen nach außen sein. Franz Beckenbauer ist eine Lichtgestalt, von der wir viel lernen können", sagte SFV-Präsident Herbert Hübel damals. "Mit Franz haben wir nun den echten Kaiser. Einen so anständigen, fairen, ehrlichen und hilfsbereiten Freund in den Reihen zu haben, ist für uns eine große Ehre."

Die Wirren rund um die Vergabe für die Fußball-WM 2006 in Deutschland verfolgten ihn auch bis nach Salzburg. 2016 wurde laut Medienberichten Beckenbauers Haus am Fuße des Gaisbergs von der Schweizer Bundesanwaltschaft durchsucht. Es ging dabei um 6,7 Millionen Euro, um mutmaßlich Stimmen für die FIFA-Abstimmung zu kaufen. Das Verfahren verjährte schließlich im Jahr 2019. "Erstunken und erlogen" seien die Anschuldigungen und Vorwürfe einer gekauften WM-Vergabe, sagte Beckenbauer einst.
Einfluss bei Walser Ringern
Beckenbauer ließ sich aber beileibe nicht nur beim Fußball blicken, sondern auch in aller Regelmäßigkeit bei den Ringern vom AC Wals, bei denen er Ehrenvereinsmitglied war. Zudem war er "ehrenamtlicher Schirmherr" für die Bewerbung der U23-EM der Ringer in Wals-Siezenheim, die allerdings der Corona-Pandemie zum Opfer fiel.

Dem Ringen war der Fußball-"Kaiser" schon länger verbunden: Als Dank für seinen Einsatz um den Verbleib der Sportart im Olympischen Programm wurde er 2013 von den Ringerverbänden Österreichs und Deutschlands zum ersten länderübergreifenden Ehrenmitglied ernannt. Zudem sei Beckenbauer vom Weltverband mit der "goldenen Kette" ausgezeichnet worden, die bisher nur Staatspräsidenten erhalten haben.
Viele weitere Organisationen und Einrichtungen – auch abseits des Sports – hätten von Beckenbauers Großzügigkeit profitiert, sagen Weggefährten unisono.
Schwere gesundheitliche Probleme
Abseits einiger sportlicher und gesellschaftlicher Höhepunkte wurde es in den vergangenen Jahren deutlich ruhiger rund um Beckenbauer. "Ich hatte ein so schönes Leben, dass ich für immer dankbar sein werde", sagte Beckenbauer im Herbst 2020 der Bild-Zeitung. "Nur mit der Gesundheit hätte es besser laufen können. Mein Körper hat richtig angefangen zu streiken." Herz-Operationen mit vier Bypässen, ein Augeninfarkt, Parkinson mit einhergehender Demenz sowie eine neue Hüfte und Probleme mit beiden Achillessehnen machten der Fußball-Legende immer mehr zu schaffen, weshalb er sich mit seiner Familie weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückzog.

In seiner Freizeit beschäftigte er sich eigenen Angaben zufolge mit Wassergymnastik und Saunagängen im hauseigenen Schwimmbad sowie Wanderungen über den Gaisberg in seiner unmittelbaren Nachbarschaft – "das ist ein schöner Ausgleich". Und wenn es die Gesundheit zuließ, spielte Beckenbauer allzu gerne Golf in Hallein-Rif.
Trauer um Franz Beckenbauer
Nur noch sehr vereinzelt war Beckenbauer im Jahr 2023 zu sehen: Für Aufsehen sorgte ein Instagram-Beitrag von Andi Brehme im März. "Zeit für Mittagessen ist Zeit mit Freunden", schrieb der Fußball-Weltmeister von 1990, der mit Beckenbauer und Star-Koch Eckart Witzigmann vor dem Hangar 7 in der Stadt Salzburg für ein Foto posierte. In den folgenden Monaten mehrten sich die Wortmeldungen einstiger Weggefährten zum schlechten Gesundheitszustand Beckenbauers.
In der Autobiografie "Ich – Wie es wirklich war" schrieb Beckenbauer Anfang der 1990er-Jahre, dass er an Reinkarnation glaube. Das betonte die Fußball-Legende auch immer wieder in Interviews, wie etwa mit der Berliner Zeitung: "Ja, ich glaube tatsächlich an die Wiedergeburt. Vielleicht war ich schon mal da, als Pflanze oder so. Ich weiß es nicht. Ich habe mich bislang noch nicht rückführen lassen. Aber das möchte ich vielleicht mal."
Am 7. Jänner 2024 starb Franz Beckenbauer im Alter von 78 Jahren im Kreis seiner Familie. Ruhe in Frieden.
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(Quelle: salzburg24)