Equal Pay Day

Frauen in Salzburg verdienen 766 Euro im Monat weniger als Männer

Veröffentlicht: 13. Februar 2024 12:15 Uhr
Noch immer verdienen Frauen in Österreich eklatant weniger als Männer. In Salzburg sind das satte 766 Euro pro Monat, die den Frauen für eine gleichberechtigte Bezahlung auf ihrem Gehaltskonto fehlen. Und das liegt nicht nur daran, dass sie in den typischen Frauenberufen arbeiten.

Der Equal Pay Day fällt heuer auf den Valentinstag. Das bedeutet, dass von Jahresbeginn bis zum 14. Februar Frauen in Österreich symbolisch gratis arbeiten, wenn man ihr Jahresgehalt mit dem der Männer vergleicht. Die Einkommensschere ist je nach Bundesland unterschiedlich. So fand der Gender Pay Gap in Wien mit der kleinsten Einkommensschere im Ländervergleich etwa schon am 12. Februar statt. In Salzburg fällt der Tag dieses Jahr auf den 24. Februar – nur die Steiermark, Tirol, Oberösterreich und Vorarlberg sind noch später. Wie also sieht die Einkommenssituation der Frauen in Salzburg genau aus?

Salzburgerinnen verdienen 19,3 Prozent weniger als Salzburger

12,4 Prozent beträgt der Einkommensunterschied österreichweit im Durchschnitt, im Vergleich zu 13 Prozent im Vorjahr. 45 Kalendertage müssen Frauen im Jahr symbolisch unbezahlt arbeiten, sie erhalten laut dem Frauennetzwerk "Business and Professional Women Austria" (BPW), das den Equal Pay Day für Österreich berechnet, rund 5.800 Euro im Jahr weniger. Die Daten für die Berechnung des Gender Pay Gaps stammen aus dem Einkommensbericht der Statistik Austria von 2022 und beziehen sich auf ganzjährig Vollzeitbeschäftigte.

Für Salzburg hat die Arbeiterkammer im aktuellen Frauenmonitor die Einkommenssituation analysiert. Der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männer ist mit 19,3 Prozent (also 766 Euro pro Monat) deutlich höher. So verdienten ganzjährig vollzeitbeschäftigte Salzburgerinnen 2021 im Durchschnitt 3.209 Euro brutto pro Monat, Salzburger hingegen 3.975 Euro.

Zum AK-Frauenmonitor 2023

Ein Blick auf Salzburgs Bezirke zeigt, dass der Gender-Pay-Gap im Flachgau und Tennengau mit 22,5 bzw. 22,4 Prozent am höchsten ausfällt, am niedrigsten ist er mit 15,2 Prozent in der Stadt Salzburg.

 

Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn man auch die Einkommen der Salzburgerinnen aus Teilzeitbeschäftigung miteinberechnet. Denn dann beträgt das durchschnittliche Monatseinkommen von Frauen 1.941 Euro brutto und ist damit um 1.102 Euro geringer als jenes der Männer. Diese verdienten im Schnitt rund 3.016 Euro im Monat. Ähnlich erschreckend die Analyse der Netto-Einkommen: So bleibt den Salzburgerinnen im Durchschnitt 1.406 Euro auf dem Gehaltskonto, Salzburger hingegen bekommen 2.071 Euro netto im Monat – also um 665 Euro mehr. Der Einkommensunterschied beträgt somit 32,1 Prozent.

Warum verdienen Frauen weniger?

Die Ursachen für den teilweise enormen Gehaltsunterschied seien vielfältig, so die AK. Die geschlechtsspezifische Segregation des Arbeitsmarktes, die Berufswahl, Diskriminierung und auch, dass Frauen noch immer selten in Führungspositionen tätig sind, lassen den Rückgang der Einkommensschere nur sehr behäbig und langsam fortschreiten.

Bei den Aufsichtsräten der 200 größten Top-Unternehmen in Österreich lag der Frauenanteil 2023 bei 25,5 Prozent (2,2 Prozent mehr als zwei Jahre davor). Und weiter: nur 10,5 Prozent der Geschäftsführungen in Österreich ist weiblich. In nur 13 von 200 analysierten Gesellschaften zeigt sich laut AK ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis, bei dem sowohl Frauen als auch Männer zwischen 40 und 60 Prozent vertreten sind.

Doch eine Führungsposition ist noch keine Garantie für ein gleiches Gehalt. So verdienen Frauen auch in ähnlichen Positionen wie Männer noch häufig deutlich weniger, zeigen Studien. Dies könne auf Diskriminierung basieren, sei es offensichtlich oder subtil, wie zum Beispiel Vorurteile bei Beförderungen oder Gehaltsverhandlungen.

Besonders hoch im Kurs ist bei den Salzburgerinnen laut AK aber die Teilzeitarbeit. So arbeiteten 53,3 Prozent der unselbstständig beschäftigten Salzburgerinnen 2022 in Teilzeit. Bei Kindern unter 15 Jahren erhöht sich die Teilzeitquote sogar auf 82,1 Prozent.

Auch die Berufswahl bestimmt weitgehend die Einkommensschere der Zukunft. So arbeiteten 89,2 Prozent der Frauen im Jahr 2022 überwiegend im oft schlechter bezahlten Dienstleistungssektor. Davon wieder jede Fünfte im Handel (20,6 %) oder in der öffentlichen Verwaltung (19,9 %). 11,9 Prozent der Salzburgerinnen arbeiteten im Tourismus und 14,5 Prozent im Gesundheits- und Sozialwesen, analysiert die AK Salzburg.

Einkommensunterschiede auch in MINT-Berufen

Als Mittel gegen geringen Lohn setzt die Politik oft darauf, Frauen zu einem MINT-Studium zu animieren. Doch der Plan scheint nicht ganz aufzugehen. Denn die Einkommensschere existiert auch nach einem solchen Studienabschluss, rechnete das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut vor: Bei Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen mit Master oder Diplom entstehe 18 Monate nach Bildungsabschluss eine Einkommenslücke von 12 Prozent. Auch ein MINT-Studium (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) schütze nicht vor dem Gender Pay Gap. Bei Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik liegt dieser bei 8,6 Prozent, bei Informatik und Kommunikationstechnologie bei 7,7 Prozent.

Teilweise würden Frauen auch mit höherem Bildungsabschluss weniger Gehalt bekommen als Männer. Im Ingenieurwesen bekomme eine Frau mit Master durchschnittlich 11 Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen mit Bachelorabschluss. „Dass man die Augen besser offen hält bei der Berufswahl, um nicht dem Gender Pay Gap 'zum Opfer zu fallen', entpuppt sich somit nur als Märchen“, meinte Momentum-Chefökonomin Katharina Mader in einer Pressemitteilung.

Gleichzeitig würde der Lohn in einer Branche sinken, wenn mehr Frauen dorthin drängen. "Männerbranchen" würden demnach besser bezahlt werden als "Frauenbranchen". Von 36 gut bezahlten Branchen seien 29 männlich dominiert. "Es ist unausweichlich nun endlich anzuerkennen, dass der Gender Pay Gap zu einem großen Anteil aus der Diskriminierung von Frauen resultiert", so Mader.

Was tun gegen den Gender Pay Gap?

Die Arbeiterkammer sieht beim Thema Einkommensunterschied eine Lösung in der Umsetzung eines kollektivvertraglichen Mindestlohns von 2.000 Euro brutto im Monat. Ebenso müsse Einkommenstransparenz geschaffen und die 2023 beschlossene EU-Richtlinie für Lohntransparenz rasch umgesetzt werden, fordert die SPÖ. Die Richtlinie verpflichtet Unternehmen dazu, Informationen offenzulegen, mit denen Arbeitnehmer:innen ihre Gehälter vergleichen und Unterschiede aufdecken können.

Das Momentum-Institut empfiehlt zudem einen Ausbau der öffentlichen Kinderbetreuung und Altenpflege, eine verpflichtende Väterkarenz, verpflichtende Lohntransparenz sowie Frauenquoten auf allen Ebenen.

 
 

Die FPÖ schlägt vor, die Löhne und Gehälter in Niedriglohnberufen sowie Lehrlingsentschädigungen anzuheben. Wer Betreuungs- und Pflegearbeit leiste – das sind meistens Frauen – solle daraus außerdem einen Pensionsanspruch erhalten.

Die NEOS fordern Bund und Länder auf, eine Entlastungsoffensive zu starten, Vollzeitarbeit steuerlich attraktiver zu machen und gleichzeitig Teilzeitanreize aus der Welt zu schaffen. Dafür brauche es ein modernes, individuelles Karenzmodell, das beiden Elternteilen ermöglicht, gleichberechtigt am Arbeitsmarkt teilzunehmen.

(Quelle: salzburg24)

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