Salzburgs Gesundheitslandesrat Christian Stöckl (ÖVP) zeigte sich Donnerstagabend selbst überrascht über die Entscheidung der Corona-Ampel-Kommission. Als einziges Bundesland Österreichs wurde Salzburg als Hochrisikogebiet eingestuft, da die Sieben-Tage-Inzidenz bei 184,6 (Stand 16. September 2021, 8.30 Uhr) liegt. Dem gegenüber steht eine Impfquote von 60 Prozent in der Bevölkerung (ab 12 Jahren). Trotzdem verlautbarte Stöckl Freitagvormittag gegenüber SALZBURG24: „Für die Salzburgerinnen und Salzburger wird sich aktuell nichts verändern“.
Rote Ampel nicht mit Stufenplan kompatibel
Warum dann die Rot-Schaltung? Dies ist für den Gesundheitslandesrat selber nicht schlüssig. „Sie ist nicht mit dem Stufenplan der Bundesregierung kompatibel“, so der LH-Stellvertreter. Trotzdem erkennt der 63-Jährige einen „Schuss vor den Bug“. Die Impfquote müsse steigen.

Erlass für Hochrisikogebiete
Laut dem letzten Erlass des Gesundheitsministeriums fallen bekanntlich mehrere Faktoren in die Beurteilung von Hochrisikogebieten.
- Sieben-Tage-Inzidenz
- Auslastung der Intensivstationen
- Durchimpfungsrate
Zu Verkehrseinschränkungen, wie sie ab morgen im Bezirk Braunau in Kraft treten, kommt es erst, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz eines Bezirks sehr hoch und die Impfquote gleichzeitig gering ist. Demnach könnten zwei benachbarte Gemeinden mit der gleichen Sieben-Tage-Inzidenz völlig unterschiedlich behandelt werden.

Sieben-Tage-Inzidenz in Salzburg
- Bundesland Salzburg: 184,6
- Salzburg Stadt: 250,3
- Tennengau: 172,2
- Flachgau: 169,4
- Pongau: 185,5
- Lungau: 38,4
- Pinzgau: 137,2
Contact-Tracing kommt nicht hinterher
Im ORF-Interview in der ZIB-Nacht musste Stöckl dennoch zugeben, dass das Land Salzburg bei der Nachverfolgung der Infektionsketten, also dem Contact-Tracing, nicht mehr hinterher käme. Auch der Impf-Fortschritt steige nur langsam. Man versuche weiter mittels Aufklärung die Bevölkerung von der Wichtigkeit der Corona-Impfung zu überzeugen. Corona-Impfungen sollen weiter niederschwellig angeboten werden.
Für nächste Woche werden in Salzburg rund 13.069 Impfdosen von Biontech/Pfizer erwartet, wie das Landesmedienzentrum informierte. Geplant sind 4.000 Erstimpfungen und 1.500 Zweitimpfungen. Für die Auffrischungen in den Seniorenwohnhäusern sind nächste Woche rund 590 Personen vorgemerkt. Bei der Bedarfserhebung an den Salzburger Schulen haben sich 813 Personen gemeldet. Die konkreten Impftermine dafür werden gerade geplant.
SPÖ kritisiert Stöckl
Indessen kam erneut Kritik von der Oppositionspartei SPÖ. Salzburg sei weit weg davon, Spitzenreiter bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu sein, erklärte Klubvorsitzender Michael Wanner. "Gesundheitsreferent Stöckl schafft und schafft es nicht, der hohen Impfskepsis im Land zu begegnen. Dabei könnte man mit kreativen Impfangeboten viel erreichen." Überall dort wo, sich viele Menschen aufhalten, solle es Impfmöglichkeiten geben. Wanner nannte Einkaufszentren, Sportereignisse und Bauernherbstveranstaltungen.
Bedenken wegen Rupertikirtag
Das beliebte Volksfest in der Stadt Salzburg, der Rupertikirtag, wird nach der Corona bedingten Pause im Vorjahr heuer wieder von 22. bis 26. September veranstaltet. Der Zutritt ist nur mit einer Registrierung und einem 3-G-Nachweis gestattet. Das Fest wegen der steigenden Infektionszahlen abzusagen ist derzeit nicht geplant. "Wenn der Trend anhält, wird es bundesweit aber in Richtung 2-G-Regel gehen", sagte Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) gegenüber der "Kronenzeitung" (Freitagausgabe).
Zahl der Spitalspatienten steigt langsam an
Gleichzeitig steigt die Zahl der Covid-19-Patienten in den Spitälern weiterhin langsam an. Mit Stand heute (8.30 Uhr) befinden sich 45 Corona-Patienten im Krankenhaus, davon neun auf Intensivstationen. Gleichzeitig sind es immer jüngere Menschen, die im Spital behandelt werden müssen. Das Durchschnittsalter der Intensivpatienten beträgt 57 Jahre.

Rote Corona-Ampel: Bedeutung und Maßnahmen
Epidemiologische Lage
- Sehr hohe kumulative Sieben-Tages-Inzidenz relativ zur Bevölkerungsgröße der betrachteten Region
- Hohe Anzahl an neu identifizierten Fällen ungeklärter Quelle
- Unkontrollierte Ausbreitung von Clustern
- Überwiegendes Auftreten von lokalen Clustern mit weitreichender regionaler Verbreitung
- Sehr hohe Auslastung von Intensivbetten
- Testkapazitäten am Limit
- Sehr hohe Anzahl positiver Tests
Mindestmaßnahmen
- Abstand halten: mindestens einen Meter zu haushaltsfremden Personen und anderen Gruppen
Mund–Nasen-Schutz tragen:
- In allen öffentlichen Verkehrsmitteln
- Beim Betreten von Lebensmitteleinzelhandel, Verkaufsstätten von Lebensmittelproduktionsbetrieben, Tankstellen mit angeschlossenen Verkaufsstellen von Lebensmitteln, Banken, Post und Postpartnerbetrieben.
- Bei Kundenkontakt, wenn der Mindestabstand von einem Meter nicht eingehalten werden kann, keine andere geeignete Schutzvorrichtung zur räumlichen Trennung vorhanden ist und ein direkter, länger dauernder Kontakt besteht
- Beim Betreten von Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialbereichs, öffentlichen Apotheken, Pflegeheimen, Kranken- und Kuranstalten, Arztpraxen und Ordinationen von Gesundheitsdienstleistern
- In Gästebereichen von Betriebsstätten in geschlossenen Räumen (ausgenommen Gastronomie)
- In der Gastronomie für Personal im Service
- Bei Kontakt mit Risikogruppen
- In allen öffentlichen Bereichen in geschlossenen Räumen (inklusive Gastronomie für Gäste außer am Essplatz)
- Im Freien, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann
(Quelle: salzburg24)