Folgen des Klimawandels

Hütten in Gefahr: Millionen-Investitionen in Salzburg notwendig

Die alpinen vereine Österreichs schlagen Alarm – aufgrund Extremwetterereignissen werde die Instandhaltung von Hütten und Wegen immer kostenintensiver. (SYMBOLBILD) 
Veröffentlicht: 04. Juni 2024 17:33 Uhr
Mit einem „Notruf“ richteten sich die alpinen Vereine Österreichs vergangene Woche an die Öffentlichkeit: Klimawandel und Extremwetterereignisse setzen den heimischen Hütten und Wegen zu, dazu würden österreichweit 95 Millionen Euro zusätzlich benötigt. Gerade in Salzburg stehen in den nächsten Jahren umfassende Arbeiten an.

Die alpinen Vereine Österreichs sind für die Betreuung von insgesamt 50.000 Kilometer Wege und 429 Hütten – davon 272 in alpinen Extremlagen – verantwortlich. Durch Extremwetterereignisse und die Folgen des Klimawandels entstehen dabei enorme Mehrkosten, weshalb sie von der Bundesregierung eine Sonderfinanzierung in Höhe von 95 Millionen Euro fordern. Der Aufwand ist im Westen größer, damit soll auch der größere Teil dieser Gelder auf die alpinen Bundesländer entfallen. In Salzburg stehen in den nächsten Jahren zahlreiche Sanierungen, aber auch Neubauten von Hütten an.

Der Klimawandel mache sich in den Salzburger Bergen vor allem durch lange Trockenphasen bemerkbar. Dadurch taut der Permafrost auf und die Steinschlaggefahr steigt. "Es gibt Hütten und Wege, bei denen der Permafrost wegbröselt und letztendlich auch die Hütten bedroht werden", erklärt Gerald Dunkel-Schwarzenberger, Präsident des Verbands der Alpinen Vereine Österreichs (VAVÖ), im Gespräch mit SALZBURG24 am Dienstag. Die Trockenheit bringt dabei auch Gefahren bei der Wasserversorgung mit sich. "Es geht hier nicht nur um Brauch- und Trinkwasser, sondern auch um die Stromversorgung von Hütten. Wenn der Gletscher kein Wasser mehr liefert, dann geht sehr schnell auch die Versorgung mit erneuerbaren Energien verloren."

Hohe Kosten bei Neubau von Hütten

In Salzburg seien vor allem Schutzhütten und Wege in Hochlagen ab 2.000 Meter betroffen. Bei mehreren Hütten – darunter die Gamskarkogelhütte (Pongau), das Zittelhaus (Pinzgau), die St. Pöltner Hütte (Pinzgau) oder die Warnsdorfer Hütte (Pinzgau) – stehen umfassende Arbeiten an, erklärt Harald Wieser vom Salzburger Alpenverein auf SALZBURG24-Anfrage. Die Südwiener Hütte in den Radstädter Tauern etwa sei nicht mehr instand zu setzen. "Hier ist ein großer Ersatzbau geplant. Da reden wir gleich einmal von drei bis vier Millionen Euro, die zu investieren sind", gibt Dunkel-Schwarzenberger Einblick in die Kosten. Es handle sich dabei um Dimensionen, die von keiner Ortsgruppe mehr zu stemmen seien. Die Arbeiten im alpinen Gelände seien zudem äußerst aufwendig und bedürfen einer langen Planungszeit.

In den vergangenen Jahren kam es zu einem regelrechten Run auf die heimischen Berge. Im Sommer 2023 wurde laut Wieser ein Plus von 25 Prozent bei den Übernachtungen auf den Salzburger Hütten verzeichnet. Damit steigen auch die Anforderungen an die Hütten: Telefonnetz, WLAN-Zugang sowie Schmutzwasser- und Abfallentsorgung müssen bereitgestellt werden. Hinzu kommt ein höherer Wasser- und Energiebedarf.

3.424 Kilometer Wege in Salzburg zu betreuen

Auch die Instandhaltung der Wege werde aufwendiger. Die Ehrenamtlichen der alpinen Vereine nehmen das ganze Jahr über Reparaturen vor und kümmern sich um die Beschilderung. Auch müssen Wege mittlerweile elektronisch erfasst werden, was einen Mehraufwand bedeutet und sich im Zeitaufwand der Freiwilligen niederschlägt. Bei Ehrenamtlichen wird bei der Wegerhaltung mit 40 Euro pro Kilometer gerechnet, bei einem Profi hingegen 450 Euro pro Kilometer, rechnet Wieser vor. Sollte der Alpenverein die 3.424 Kilometer Wanderwege in Salzburg nicht mehr betreuen, würden Land Salzburg und Tourismus hohe Kosten entstehen.

VAVÖ-Präsident will "Dramatik aufzeigen"

Die Extremwetterereignisse hinterlassen an den Wegen Spuren: "Gerade, wenn durch Unwetter eine Brücke weggeschwemmt wird oder Wege durch Muren verlegt werden. Das ist natürlich grundsätzlich aufwendig", erklärt der VAVÖ-Präsident. Er befürchtet, dass aufgrund der hohen Kosten, der schwierigen Arbeiten sowie der hohen Steinschlaggefahr Wege gesperrt werden müssen. "Das ist auch der Hintergrund unseres Notrufs. Es geht uns hier nicht um ein Jammern auf hohem Niveau, wir wollen wirklich die Dramatik der Situation aufzeigen", zeigt sich Dunkel-Schwarzenberger alarmiert.

Die Fördermittel von derzeit sechs Millionen Euro decken nur rund 18 Prozent der laufenden Instandhaltungskosten für Hütten ab, weshalb die Sonderfinanzierung gefordert wird. Um auf die Situation aufmerksam zu machen, wurde eine Petition ins Leben gerufen, welche bis Dienstagnachmittag rund 7.200 Menschen unterzeichnet haben. Gespräche mit der Politik laufen bereits. "Ich bin optimistisch, dass man da wirklich einen breiten politischen Schulterschluss schafft für diese, doch für ganz Österreich, wichtige Angelegenheit", so der VAVÖ-Präsident abschließend.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

25.09.2025
Brand auf Baustelle

Hausfassade in Mittersill fängt Feuer

Von SALZBURG24 (KAT)
Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken