Strenge Maßnahmen notwendig

Kann Legalisierung von Glücksspiel vor Spielsucht schützen?

Mit der Legalisierung von Glücksspiel könnten Menschen besser vor negativen Auswirkungen geschützt werden, meint ein Salzburger Experte. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 13. Dezember 2024 08:51 Uhr
Im Suchtbericht des Landes kommt dem Thema Spielsucht aktuell wenig Aufmerksamkeit zu. Von gerade einmal 32 Personen, die im vergangenen Jahr eine Beratung in Anspruch genommen haben, ist die Rede. Die tatsächliche Zahl dürfte um ein Vielfaches höher sein. Beim Schutz vor Spielsucht verweist ein Experte auf einen auf den ersten Blick kontraproduktiv erscheinenden Schritt: Die Legalisierung von Glücksspiel.

Der Suchtbericht des Landes Salzburg legt einen großen Fokus auf sichtbare Erkrankungen wie Alkohol- oder Drogensucht. Die Spielsucht bekommt bislang wenig Aufmerksamkeit, von gerade einmal 32 Fällen im vergangenen Jahr ist die Rede. Hier wolle das Land im Suchtbericht für 2024 allerdings nachbessern und weitere Daten erheben, heißt es auf SALZBURG24-Anfrage am Donnerstag.

Die tatsächliche Zahl der Spielsüchtigen dürfte um ein Vielfaches höher sein. „Alleine in unseren Einrichtungen in der Stadt Salzburg und in Hallein betreuen wir zwischen 100 und 150 Personen jährlich“, gibt Roman Neßhold vom Institut Glücksspiel & Abhängigkeit im Gespräch mit S24 Einblick. Neben der eigenen Einrichtung gebe es im Bundesland mit dem Psyochosozialen Dienst und der Suchtambulanz der CDK insgesamt drei öffentliche Anlaufstellen für Spielsüchtige. In der CDK würden jährlich zwischen zehn und 30 Menschen behandelt, die tatsächliche Zahl der jährlichen behandelten Spielsüchtigen dürfte somit bei rund 200 liegen.

Wie sich Spielsucht von Drogensucht unterscheidet

Was die Spielsucht von der Drogensucht unterscheidet, ist, dass sie eine verborgene Sucht ist: „Einem Drogensüchtigen sieht man das an, einem Spielsüchtigen oft jahrelang nicht. Der muss auch sein soziales und berufliches Leben aufrechterhalten, um weiterhin Geld zu haben, für seine Sucht. Der Drogensüchtige ist dazu irgendwann einmal nicht mehr in der Lage“, so Neßhold weiter. Dementsprechend seien Menschen in allen Berufsfeldern betroffen.

Land Salzburg kündigte Legalisierung an

Im Kampf gegen illegales Glücksspiel hat das Land Salzburg bereits im Vorjahr angekündigt, das Kleine Glücksspiel – also Spielautomaten – legalisieren zu wollen. Dem kann der Experte viel abgewinnen. „Dann haben wir endlich Angebote, die sich zum illegalen Glücksspiel darin unterscheiden, dass die Automaten nicht manipuliert sind, dass Steuerabgaben bezahlt und Spieler geschützt werden. Auch das Personal ist dann im Spielerschutz geschult.“

Opposition kritisiert Vorhaben

Kritik an dem Vorhaben äußerten im vergangenen Jahr die Grünen und die KPÖ Plus. Laut Grünen gehe die schwarz-blaue Landesregierung „vor den privaten Glücksspielkonzernen in die Knie“. Auch die KPÖ Plus bezeichnete die geplante Neuregelung als „Kniefall vor der Glücksspiel-Mafia“.

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Dass Suchtverhalten mit der Legalisierung befeuert wird, befürchtet Neßhold hingegen nicht. Er merkt an, dass im Gegensatz zu legalen Automaten Illegale so eingestellt seien, dass sie keinerlei Schutzmechanismen wie Spielpausen oder Höchstgrenzen haben. „Ich sehe das wirklich als sehr gute Maßnahme, um Spielsucht in den Griff zu bekommen.“

Finanzpolizei beschlagnahmt illegale Automaten

In den vergangenen Jahren sind in Salzburg immer wieder illegale Casinos von der Finanzpolizei kontrolliert worden. Im Oktober 2023 sind etwa in der Stadt Salzburg 67 Automaten beschlagnahmt worden. Ausreichen dürften diese Schläge gegen illegales Glücksspiel laut Neßhold aber nicht: „Die Finanzpolizei macht gute Arbeit, der Kontrolldruck ist hoch. Ich sehe aber auch, dass ein Lokal ausgeräumt wird und am nächsten Tag ist es wieder in Betrieb.“

Erstes legales Glücksspiel im Jahr 2027?

Er sieht die Legalisierung des Glücksspiels unter strengen spielerschützerischen Rahmenbedingungen deshalb als richtigen Weg und verweist auf Oberösterreich, wo das „wunderbar geklappt“ habe. Sollte im Salzburger Landtag nächstes Jahr darüber abgestimmt werden, rechnet Neßhold frühestens im Jahr 2027 mit dem ersten legalen Glücksspiel in Salzburg.

(Quelle: salzburg24)

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