Bei der Wahl zum Wort des Jahres 2024 landete ChatGPT auf Platz zwei – ein Zeichen dafür, wie rasch die Künstliche Intelligenz (KI) Einzug in unseren Sprachgebrauch gefunden hat. Mittlerweile gibt es unzählige weitere Programme mit den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen. In der Arbeitswelt etwa ist die Künstliche Intelligenz seit dem Aufkommen von ChatGPT im Jahr 2023 nicht mehr wegzudenken.
Mittlerweile lassen sich Texte, Bilder und Videos mit ein paar kurzen Sätzen in Chat-Form im Handumdrehen erstellen. Das kann zu großen Veränderungen in der Arbeitswelt und der Gesellschaft führen – denn eines ist sicher, wir stehen bei der KI noch ganz am Anfang der Entwicklung. Wohin die Reise geht, darüber haben wir mit dem KI-Experten Momo Feichtinger gesprochen.
Sonntagstalk mit Momo Feichtinger: Ein Auszug zum Nachlesen
SALZBURG24: Wenn wir einen Blick auf die gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen werfen, wie sieht die Zukunft mit KI aus?
MOMO FEICHTINGER: Also, Dr. Alan D. Thompson (Koryphäe auf dem Bereich der KI, Anm.) trackt, wie weit wir auf dem Weg zu einer komplett verkörperten AGI – also einer Artificial General Intelligence (dt. Allgemeine Künstliche Intelligenz) – sind. Diese KI ist nicht nur in einer Sache gut, sondern in ganz vielen Dingen. Sie kann dann alles, was auch ein durchschnittlicher Mensch tun kann. Im Oktober 2023 letzten Jahres waren wir bei der Entwicklung dieser AGI bei 55 Prozent, jetzt sind wir 84 Prozent. Bei der Fertigstellung kann man dann einen Roboter zu sich nach Hause einladen, der findet sich dort selbstständig zurecht, kann dir einen Kaffee machen und mit dir beispielsweise über das Wetter plaudern.
Das ist aber noch nicht das, was wir als technologische Singularität bezeichnen, oder?
Nein. Aber nehmen wir an, wir hätten eine AGI, dann könnten wir ihr ganz viele Textbücher über KI geben, sie damit beauftragen, sich das so gut beizubringen, dass sie weitere KI-Systeme entwickeln kann. Dann hat man plötzlich tausende KI-Systeme, die gleichzeitig nur daran arbeiten, sich selbst weiterzuentwickeln. Und jeder Durchbruch wird sofort an alle anderen Systeme weitergegeben und alle werden wieder intelligenter. Dann hat man irgendwann vielleicht ein Konzept – und das klingt total sci-fi – von ASI, also Artificial Super Intelligence. Die ist dann besser als jeder Experte in jeglichem Bereich. Und da hätten wir etwas, das haben wir aus der Physik geklaut, das nennt sich Singularität. In der Physik spricht man von Singularität, wenn man in ein schwarzes Loch geht – man weiß nicht, was danach kommt und genauso ist es mit der KI. Das ist in etwa so, als würde ein Alien bei uns landen. Das ist eine verrückte Idee und wer weiß, ob wir wirklich dorthin kommen. Aber wir müssen uns ein bisschen darauf vorbereiten, wie wir mit einem hyperintelligenten Alien umgehen wollen.
Wird die KI die letzte Erfindung des Menschen sein?
Nein, weil irgendwann wird nicht mehr der Mehrwert von neuen Erfindungen überwiegen, sondern vielleicht eher andere Qualitäten wie Schönheit, Tiefe und Bedeutung. Und deswegen glaube ich, dass es weitere Erfindungen geben. Und KI wird ermöglichen, diese jedem Individuum möglicherweise auf einem ganz anderen Niveau zuzulassen, zu erfinden, zu schaffen und zu kreieren. Aber ich glaube nicht, dass es die letzte Erfindung ist.
Den Sonntagstalk auf SALZBURG24 gibt's jede Woche. Am kommenden Sonntag, 19. Jänner, spricht Monika Gaudreau anlässlich des Dry January mit einem trockenen Alkoholiker über seine persönlichen Erfahrungen mit der Sucht. Einfach reinhören!
(Quelle: salzburg24)