In Zeiten des Klimawandels entdecken immer mehr Salzburger Skiregionen das Radfahren für sich und bieten ein entsprechendes Angebot an. Das sorgt für hohe Zuwächse bei den Nächtigungszahlen im Sommer. Zuletzt hat etwa der Wintersportort Obertauern angekündigt, mehr auf Radfahrer:innen zu setzen und die Sommersaison so anzukurbeln.
Dass radelnde Gäste an Bedeutung gewinnen, dazu liefert Leo Bauernberger, Geschäftsführer der Salzburger Land Tourismus GmbH, bei einem Pressegespräch am Montag anlässlich des bevorstehenden Mountainbike-Weltcups in Leogang Zahlen: "Wir haben letztes Jahr den besten Sommer aller Zeiten von den Gästezahlen her gehabt. Der Radsport hat viel dazu beigetragen. Mehr als ein Viertel unserer Gäste im Sommer greifen im Urlaub mittlerweile zum Rad. Es ist noch kein Ende in Sicht, alleine von 2022 auf 2023 haben wir zwei Prozent mehr Biker in unserer Region gesehen." Für den Sommertourismus sei dies mittlerweile ein zentrales Thema geworden.
Mayer: "Der Mountainbiker braucht keinen Schnee"
"Mountainbiken ist das neue Skifahren" – mit dieser Aussage, die in einer Ski-Nation wie Österreich aufhorchen lässt, sorgte Harald Mayer, Präsident des Österreichischen Radsport-Verbands (ÖRV), beim Pressegespräch am Montag für Aufsehen. Im Interview mit SALZBURG24 präzisiert er seine Aussage: "Es ist zum einen sehr beliebt und es gibt die Möglichkeit, zu jedem Zeitpunkt den Sport zu betreiben. Da ist es dem Skifahren vielleicht ein bisschen überlegen, denn der Mountainbiker braucht keinen Schnee und der Mountainbiker kann eigentlich das ganze Jahr seinen Sport ausüben."
Mountainbiking für Familien erschwinglicher?
Der ÖRV-Präsident ist zudem der Ansicht, dass Mountainbiking preisgünstiger und für Familien erschwinglicher sei als das Skifahren. Das scheint jedoch fraglich, wenn man einen Blick auf die aktuellen Preise für bergfähige Zweiräder wirft: Für ein Einsteiger-Bike fallen rasch Kosten von über 2.000 Euro an, weitere Ausrüstung wie Helm, Protektoren, Rucksack oder passende Sportkleidung ist hier noch gar nicht mit eingerechnet. Zum Vergleich: Ein Paar Ski samt Bindung gibt es häufig ab 500 Euro.
Österreichweite Strategie kann Sport zugänglich machen
Auch gäbe es nach Ansicht Mayers genügend Bike-Parks in der Nähe von Landeshauptstädten. In Salzburg ist das bislang nicht der Fall, aktuell wird aber an mehreren Abfahrten am Dürrnberg in Hallein (Tennengau) gearbeitet. Die von der Bundesregierung angekündigte Mountainbike-Strategie hält der ÖRV-Präsident jedenfalls für den richtigen Weg, den Sport einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. "Ich erwarte mir dadurch, dass die Terrains für die Mountainbike-Sportler unter weniger Hindernissen, mit mehr rechtlicher Absicherung und weniger Schwierigkeiten durchgeführt werden können. Und wenn das gelingt, macht das den Mountainbike-Sport noch einmal interessanter."
Eine Vorbildwirkung, wie sie etwa Marcel Hirscher für den Skisport hat, sieht Mayer bei den heimischen Radfahrerinnen und Radfahrern derzeit aber noch nicht. Athlet:innen wie Felix Gall, Vali Höll, Andreas Kolb oder Mona Mitterwallner wären aber bereits auf einem guten Weg, diese Vorbildfunktion ebenfalls erfüllen zu können.
(Quelle: salzburg24)