Als Eija-Riitta Eklöf am 17. Juni 1979 nach Berlin fuhr, um die Berliner Mauer zu heiraten, sorgte sie für einen Tabubruch. Die Schwedin hatte sich nicht nur in das deutsche Symbol der Trennung verliebt, sie hatte sogar dessen Namen angenommen. Eija-Ritta Eklöf-Berliner-Mauer nannte sie sich von nun an und war damit offiziell die erste Objektsexuelle. Sie war es auch, die den Begriff der Objektsexualität, oder auch Objektophilie, prägte. Seit dem Mauerfall ist die Schwedin verwitwet, Objektsexuelle gibt es aber weiterhin.
Amerikanerin heiratet Eiffelturm
Auch die US-Amerikanerin Erika la Tour teilt dieselbe sexuelle Neigung. Die mittlerweile 42-Jährige aus San Francisco reiste 2008 sogar bis nach Paris, um mit dem Eiffelturm den Bund fürs Leben einzugehen. Ihre erste Liebe sei ein Bogen gewesen, der aus ihr eine sehr gute Bogenschützin gemacht habe. Des Weiteren pflegt sie eine körperliche Beziehung mit einem Stück Zaun, das sie in ihrem Schlafzimmer aufbewahre. Den Eiffelturm schließlich hat sie geheiratet.
Abweichende Sexualpräferenz
Für Psychotherapeut Michael Schreckeis von der Sexualberatungsstelle Salzburg ist die Objektsexualität mit dem Fetischismus vergleichbar. „Auch im normalen Leben gibt es viele Menschen, die einen Hang zu Objekten entwickeln. Im Fachjargon wird diese Neigung als eine abweichende Sexualpräferenz bezeichnet", so der Experte.
Vor allem Frauen
Wie auch Eklöf oder Erika La Tour sind es vielfach Frauen, die diesen Fetisch ausleben. Aber auch Männer befinden sich unter den Objektsexuellen. Für Schreckeis ist diese Neigung auf die psychosexuelle Entwicklung zurückzuführen. "Teiltriebe in der Kindheit, wie Schauen oder Zeigen, werden in der Erwachsenen-Sexualität vermischt. Durch ein Trauma kann es dann zu einer Treibentmischung kommen und der Fetischismus tritt an die Stelle des Geschlechtsverkehrs", erklärt der Salzburger Psychotherapeut.
Sex mit Objekt
Dass es bei Objektophilie zu Sex kommt, ist nicht ausgeschlossen. "Ein Orgasmus ist bei den Objektsexuellen von dem Objekt abhängig", so Schreckeis. Die Deutsche Sandy K. etwa ließ sich ein Modell der Twin Towers im Maßstab 1:1000 anfertigen. So kann es schon einmal vorkommen, dass sie die Nachbildung mit ins Bett oder ins wohlfühlende Bad nimmt. Wie auch die Britin Amanda. Die 27-Jährige verliebte sich als Teenager Hals über Kopf in die Freiheitsstatue. Die echte Freiheitsstatue hat sie bereits viermal persönlich besucht und geküsst. Zu Hause hat sie allerdings hunderte von Modellen und Nachbildungen in allen Größen, unter anderem eine in Lebensgröße, die sie jederzeit umarmen und küssen kann. Krankhaft findet Experte Schreckeis Objektophilie aber nicht: "Sexualität ist ein sehr intimer Bereich. Gesund oder krank kann schwer beantwortet werden".
(Quelle: salzburg24)