Mit 1. Jänner 2026 sollen zur Schwerarbeiterpension nicht mehr nur Maurer:innen, Bergarbeiter:innen oder andere Handwerker:innen Zugang haben. Über eine Verordnungsnovelle soll das nämlich auch Arbeitskräften in der Pflege und Betreuung erleichtert werden.
Schwerarbeiterpension für Pflegekräfte schwer zugänglich
Das sei bislang für Pflegekräfte und Co nur in Einzelfällen möglich gewesen, wie Orhan Dönmez, Regionalsekretär für Gesundheit und Soziales der Gewerkschaft GPA Salzburg im SALZBURG24-Gespräch am Mittwoch erklärt. Die GPA vertritt in Salzburg rund 6.000 Beschäftigte im privaten Gesundheits- und Pflegebereich – für die öffentlichen Träger ist die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) zuständig. Bislang galt als Schwerarbeiter:in, wer bei achtstündiger Arbeitszeit 1.400 Kalorien (Frauen) bzw. 2.000 Kalorien (Männer) verbraucht – und das an mindestens 15 Tagen im Monat. „Das durchzurechnen und belegen zu können, war ein riesiger bürokratischer Aufwand“, so Dönmez.
Gemäß der neuen Regelung müssen für den Pensionsantritt mit 60 Jahren folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Mindestens 45 Versicherungsjahre und in den letzten 20 Jahren mindestens zehn Jahre Schwerarbeit. Die Kriterien für die Schwerarbeit sollen außerdem objektiviert werden, psychische Belastungen und Mehrfachbelastungen einfließen. Das Kalorien-Modell werde ebenfalls überdacht, erklärt Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) bei der Vorstellung der Neuerung am Dienstag. Die Ministerin geht davon aus, dass „jede zweite Person, die dann in Pension geht, von dieser Aufnahme in die Schwerarbeit profitieren wird.“
Neuregelung bringt Grund für „zweiten Anlauf in der Pflege“
Dass das aber sogar positive Auswirkungen auf den Personalmangel in dem Bereich haben könnte, schildert Dönmez: „Viele machen eine Ausbildung in Pflege oder Betreuung, kehren dem Bereich aber nach wenigen Jahren den Rücken.“ Er sehe durchaus Potenzial, dass die Neuerung ein Grund sein kann, um einen zweiten Anlauf im Gesundheitswesen zu wagen. Es sei außerdem frauenpolitisch ein deutliches Signal: „Weiblich dominierte Branchen finden seit jeher weniger Beachtung, wenn es um derartige Verbesserungen geht – umso wichtiger ist die Anerkennung von solch harter Arbeit.“
Ähnlich positiv gestimmt ist Christoph Eschbacher, Vorsitzender des GPA-Sozialbereichs und Betriebsratsvorsitzender der Lebenshilfe Salzburg – der zweitgrößte private Träger im Land: „Das bringt einen wichtigen Stein ins Rollen und endlich mehr Wertschätzung für die Beschäftigten“. Zentral sei vor allem auch der Aspekt, dass die psychische Belastung „zumindest Erwähnung findet“, so Eschenbacher. „Das ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.“
Salzburger Branchenvertreter mit offenen Fragen
Die Details der neuen Verordnung lassen indes auf sich warten – eine nähere Ausarbeitung liege den Branchenvertretern noch nicht vor. Einige Fragen würden deshalb bislang unbeantwortet da stehen: „Was uns natürlich interessiert, ist, ob der Bereich der Behindertenbetreuung integriert wird“, so der Lebenshilfe-Betriebsrat. Generell sei auch zu betonen, dass mit Pflege nicht nur Tätigkeiten in Spitälern und Co gemeint sind, erklärt auch Dönmez. „Nicht weniger herausfordernd sind Jobs in der Altenbetreuung, der mobilen Pflege, Jugend-WGs und so weiter.“ Welche Tätigkeitsfelder mit Anfang 2026 dann tatsächlich in die neue Schwerarbeitsverordnung fallen, bleibt noch abzuwarten.
(Quelle: salzburg24)