Veröffentlicht: 19. Juni 2012 11:29 Uhr
Bis zu seinem 100. Lebensjahr hat Johann Foidl-Bernsteiner die Kühe von der Schaunbergalm (1.520 Meter) die eineinhalb Kilometer zum Talschluss ins hintere Mühlbachtal (Pinzgau) getrieben. So weit kann der älteste Senner Salzburgs mit seinen 103 Jahren heute nicht mehr gehen, aber auf seine geliebte Alm, wo er schon 52 Sommer verbracht hat, ist er heuer wieder hinaufgezogen. "Er hat sich nie gehen lassen, und er hat einen starken Lebenswillen", sagt sein 67-jähriger Sohn Hans im APA-Gespräch.
"Eine Natur wie Hermann Maier"
Die robuste Gesundheit vom "Vater", wie er von seiner Familie respektvoll genannt wird, versetzt auch Ärzte in Erstaunen. Wehgetan hat er sich oft: Mit knapp 90 Jahren fiel er von der Tenne durch ein Futterloch auf den Stallboden, doch er stand gleich wieder auf. "Der Doktor sagt, er hat eine Natur wie derSenner musste Wegen Herzfehler nicht in den Krieg
Der Herzfehler war auch der Grund, warum der am 4. November 1908 geborene Pinzgauer nicht in den Krieg musste. Er arbeitete als "Hirtabua" und Melker, besuchte 1929 die Landwirtschaftsschule in Bruck, heiratete 1939 seine Frau Theresa (sie starb 1985) und hatte mit ihr sechs Kinder. 1974 übergab er den Schaunberghof, der seit dem 17. Jahrhundert besteht, seinem"Geistig beachtlich fit"
Und wie geht es ihm heute, nach so vielen Jahren auf der Alm? "Gut, es tut nichts weh", lächelt er tapfer und strahlt dabei Zufriedenheit und Lebensfreude aus. Etwas fad ist ihm schon. Kühe Treiben, Butter Machen und Käsen sind ihm zu anstrengend. Die einzige Arbeit, die er noch erledigen kann, ist auf die Zentrifuge in der Milchkammer aufzupassen. Wenn eine Milchkanne voll ist, ruft er seinen Sohn Hans oder Schwiegertochter Vroni. Täglich geht er spazieren, dabei nimmt er seine zwei Gehstöcke oder den Rollator zu Hilfe, täglich spielt er Karten, und zwar "Schnapsen" und "Watten" mit Besuchern oder Hüttenwirtin Vroni. Besonders gern liest er die Zeitung. "Geistig ist er beachtlich fit", sagt Vroni. Für seine Nachfahren wünscht sich der Senner, dass alles so bleibt, wie es ist. "Reich ist nur der Mensch, der gesund und zufrieden ist", lautet das Lebensmotto der Familie. Zu Fuß ist die bewirtschaftete Schaunbergalm in eineinhalb bis zwei Stunden erreichbar. Vier Generationen kümmern sich heuer von Juni bis September um die Gäste und die 23 Kühe, 24 Jungrinder, zehn Kälber und 15 Schweine. Serviert wird eine Jause mit selbst gemachtem Käse und selbst gemachter Butter. Im Land Salzburg gibt es 1.300 Sennerinnen und Senner und 1.800 bewirtschaftete Almen. Dort weiden insgesamt 9.200 Milchkühe, 59.000 Kälber und Jungrinder, 2.700 Pferde und laut Salzburger Alm- und Bergbauernverein maximal 100 Schweine. (APA)(Quelle: salzburg24)