Bei der Bewältigung von Naturkatastrophen zählt jede Minute. Insbesondere die Räumung von Wildbachsperren ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Nach heftigen Gewittern müssen oft tausende Kubikmeter Bäume, Geröll und Schlamm ausgebaggert werden, damit die Schutzfunktion bei folgenden Regenfällen wieder voll hergestellt ist. Vordefinierte Ablageflächen sind hier das Um und Auf, betont das Land Salzburg in einer Aussendung am Montag.
18 Vorsorgeflächen im Pinzgau
Als positives Beispiel wird der Pinzgau genannt. Hier gibt es bereits 18 Katastrophenschutz-Vorsorgeflächen, 17 weitere seien in Vorbereitung. Und das System habe sich bewährt. Denn wenn die Wildbachsperren angefüllt sind, müssen sie innerhalb von Stunden ausgebaggert werden, um den Schutz für die Menschen und Infrastruktur wieder herzustellen. 2022 wurden auf den Flächen im Pinzgau bisher rund 300.000 Kubikmeter Geröll und Gestein im Bezirk gelagert. Umgerechnet wären das rund 4.000 Güterwaggons mit einer Länge von rund 55 Kilometer, in etwa die Strecke von Salzburg bis nach Bischofshofen.
Kurze Wege und schneller Abtransport
Die Gewitter und Starkregen der vergangenen Sommer hätten gezeigt, dass das Konzept der vordefinierten und gewidmeten Flächen funktioniert. „Durch den sofortigen Abtransport, kurze Wege und vorhandenen Voraussetzungen können die Wildbachsperren sofort geleert werden und damit rasch wieder ihren Schutzzweck erfüllen. Gleichzeitig wird die Umwelt weniger belastet, da viele Lastwagen-Fahrten eingespart wurden. Österreichweit sind wir hier absolut Vorreiter“, erklärt der Pinzgauer Bezirkshauptmann Bernhard Gratz.
Keine Genehmigungen im Krisenfall nötig
Auch der Katastrophenschutzreferenten des Pinzgaus, Manfred Höger, nennt Vorteile: „Im Krisenfall müssen wir uns nicht mehr um allfällige behördliche Bewilligungen oder noch ausständige Zustimmungen durch die Grundeigentümer kümmern. Wir können sofort mit dem Ausbaggern beginnen. Das spart Zeit sowie Geld und entlastet die Menschen vor Ort immens“, so Höger.
Positive Erfahrungen aus Saalbach-Hinterglemm
Wie sich die Schutt- und Geröllflächen in der Praxis bewähren, vor allem aber Transportzeiten einsparen, zeigt folgendes Beispiel aus dem August 2022: „Nach starken Regenfällen wurden die beiden Sperren am Marthenbach in Saalbach-Hinterglemm komplett angefüllt. Die Vorsorgefläche war aber nur drei Kilometer – auf der gegenüberliegenden Talseite – entfernt. Innerhalb kürzester Zeit konnten die Sperren vom angeschwemmten Geröll befreit werden“, sagt Gebhard Neumayr von der Wildbach- und Lawinenverbauung Pinzgau.
So läuft die Genehmigung
Die Bezirksverwaltungsbehörde arbeitet bei der Genehmigung der Katastrophenschutz-Vorsorgeflächen eng mit den Gemeinden, Grundstückseigentümern sowie der Wildbach- und Lawinenverbauung zusammen. „Die Kooperation mit allen Beteiligten – insbesondere mit den Landwirten - läuft sehr gut. Sobald wir eine geeignete Fläche haben, organisieren wir die Begutachtung der Sachverständigen der Bezirkshauptmannschaft sowie vom Land Salzburg. Danach erfolgt die Genehmigung Zug um Zug“, betont Gratz.
Weitere Abladeflächen für Murenmaterial in Planung
Außerhalb des Pinzgaus gibt es weitere etwa 15 Flächen im Pongau und Lungau. „Ebenso viele werden gerade geplant. Damit können wir innergebirg nach Gewittern rasch mit dem Ausbaggern der Sperren beginnen“, sagt Leonhard Krimpelstätter, er leitet die Wildbach- und Lawinenverbauung in Salzburg.
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(Quelle: salzburg24)