In Maria Alm-Hinterthal wurden seit 22. Mai acht Schafe, zwei Lämmer, eine Ziege und ein Kitz gerissen, in Saalfelden waren es zwei Schafe und acht Lämmer. Nach der ersten Begutachtung gehen die Experten des Landes von Wolfsrissen im Pinzgau aus, DNA-Proben wurden entnommen, heißt es in einer Aussendung vom Land Salzburg am Dienstag. Der Wolfsbeauftrage Hubert Stock geht derzeit von drei bis vier Einzelwölfen aus, die sich im Gebiet vom Pinzgau bis ins Salzkammergut aufhalten. „Bisher ist noch keine Rudelbildung erkennbar, in absehbarer Zeit aber zu erwarten. Aufgrund des enormen Populationsdrucks aus den Nachbarländern werden in nächster Zeit noch weitere Tiere nach Salzburg kommen.“
Rudel bilden sich in wenigen Monaten
Damit ein Rudel entsteht, braucht es männliche und weibliche Tiere. Bisher seien aber großteils männliche Wölfe unterwegs, vermutet Stock im SALZBURG24-Interview. Wie sich bereits in Kärnten gezeigt habe, würde es nur wenige Monate dauern, bis sich Rudel bilden. Auswirkungen habe das vor allem auf jene Bereiche, die mit Herdenschutzmaßnahmen nicht geschützt werden könnten, wie etwa die Almen im hochalpinen Bereich. Der Wolfsbeauftragte spricht sich gegenüber S24 für eine "normale jagdliche Bewirtschaftung aus". Der hohe Schutzstatus des Wolfs sei nicht mehr gerechtfertigt, da dieser nicht mehr vom Aussterben bedroht sei. In nicht schützbaren Bereichen soll es Schusszeiten geben, in denen der Wolf bejagt werden darf. Stock ist der Meinung: „Unsere Kulturlandschaft mit den vielen Almen ist schwer vereinbar mit der Rückkehr des Wolfes. Umso wichtiger ist es, dass wir rasch informieren, bei den Entschädigungen helfen und falls erforderlich Problemwölfe schnell definieren und entnehmen.“
Das passiert nach einem Wolfsriss
Wird im Bundesland Salzburg ein vermuteter Wolfsriss entdeckt, erfolgt in der Regel die Meldung durch die Betroffenen an den Wolfsbeauftragten. Sachverständige des Landes begutachten so schnell es geht an Ort und Stelle und machen bei den Nutztieren eine erste Beurteilung anhand des Rissbildes. Unverzüglich werden in Zusammenarbeit mit dem Schafzuchtverband alle Landwirte per SMS über die Anwesenheit eines Wolfes informiert, zugleich startet die Beratung und Unterstützung der betroffenen Bauern bei der Entschädigung der getöteten Tiere. Die endgültige und zweifelsfreie Bestätigung eines Wolfsrisses erfolgt durch eine DNA-Analyse.
Herdenschutz im Pinzgau nicht umsetzbar
Stock berät Betroffene vor Ort, teilt seine Erfahrungen auf Veranstaltungen, ist bei der Entwicklung möglicher Schutzmaßnahmen dabei und wickelt sämtliche Förderansuchen für Herdenschutzmaßnahmen ab. „In den jetzt betroffenen Gebieten ist ein wirksamer Herdenschutz allerdings unzumutbar und daher nicht umsetzbar. Das Gelände ist zu steil, felsig und sehr weitläufig“, so der Wolfsbeauftragte.

Wie nach der aktuellen Häufung von Wolfsrissen im Pinzgau weiter vorgegangen werde, prüfen derzeit die Experten des Landes. Laut dem neuen Regierungsübereinkommen soll die Entnahme von Problemwölfen per Verordnung geregelt werden. Ob die Voraussetzungen dafür gegeben sind, werde in jedem Einzelfall von den Experten des Landes beurteilt.
Voraussetzungen für Wolfsabschuss
- Der Begriff „Problemwolf“ ist im Salzburger Wolfsmanagementplan definiert
- Herdenschutzmaßnahmen müssen entweder überwunden worden sein oder nicht möglich, nicht zumutbar oder mit einem unverhältnismäßigen Kostenaufwand verbunden.
- Die Risse sind sachverständig zu beurteilen sowie das Entnahmegebiet festzulegen.
- Für die Unterstützung der Landwirte nach erfolgten Rissen kann das Notfallteam des Österreichzentrums Bär, Wolf, Luchs für unterstützende Maßnahmen angefordert werden.
(Quelle: salzburg24)