Neumarkt-Pfongau

Roms Spuren in Salzburg

Veröffentlicht: 19. Juli 2019 16:09 Uhr
Akribisch wird derzeit an der Ausgrabungsstätte des fast 2.000 Jahre alten römischen Landgutes in Neumarkt-Pfongau (Flachgau) gearbeitet. Traditionell mit Schaufel, Kelle und Pinsel sowie mit moderner Technik und Drohnen lüften die Archäologen Schicht um Schicht die antiken Geheimnisse. Wir waren am Freitag beim "Tag der offenen Grabung" dabei und haben eindrucksvolle Bilder mitgebracht.

Seit 2008 wird alljährlich im Sommer vier Wochen lang in Pfongau gearbeitet. Rund ein Dutzend Studierende der Altertumswissenschaften an der Universität Salzburg graben jedes Jahr an einer anderen Stelle – heuer zum letzten Mal. Rund 15.000 Quadratmeter wurden so in den elf Jahren untersucht.

Salzburger Siedlungsgeschichte

Es handelt sich dabei um die bisher größte Erforschung eines landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs aus römischer Zeit in Österreich. "Es ist sicher eine der modernsten Untersuchungen, die wir hier machen", erklärte Landesarchäologe Raimund Kastler beim Rundgang. Die Forscher wollen herausfinden, wie es mit der römischen Villa und dem landwirtschaftlichen Betrieb im vierten Jahrhundert nach Christi zu Ende ging. Darüber gibt es nämlich noch keine einhellige wissenschaftliche Meinung. Klar ist nur, dass anschließend Bayern das Gebiet besiedelten.

"Der größte Schatz, den wir hier herausgeholt haben, sind die Erkenntnisse über 5.000 Jahre Landschaftsentwicklung. Das bringt die Wissenschaft weiter", erläutert Archäologe Kastler. Ziel ist es, möglichst viele Informationen über das Leben der Bauern in der Römerzeit zu gewinnen: Wie hat die Landwirtschaft funktioniert, welche Tiere wurden gehalten und welche Pflanzen angebaut?

Tag der offenen Grabung Pfongau SALZBURG24 Wurzer
Weil die Römer noch keine Hufeisen hatten, diente die sogenannte Hippo-Sandale als Hufschutz für Pferde und Maultiere.

"Wirtschaftliches Interesse und ein Bodendenkmal sind immer ein Problem", weiß Grabungsleiter Felix Lang von der Uni Salzburg zu berichten. Die Unterstützung der Gemeinde und Anrainer sowie vom Grundbesitzer sei jedoch von Beginn an riesig gewesen. Lang beschreibt die Ausgrabung im S24-Gespräch als "Musterbeispiel, wie es funktionieren kann, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen."

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Grabungsleiter Felix Lang von der Uni Salzburg.

Weiterhin dient die Ausgrabungsstätte dazu, dass die Studierenden lernen, wie eine archäologische Grabung überhaupt funktioniert. In den kommenden zwei Jahren folgen nun die wissenschaftliche Aufarbeitung der vielen Funde und Daten sowie die Dokumentation.

Wie alles in Neumarkt begann

Nach dem Fund einiger antiker Mosaike zum Ende des 19. Jahrhunderts wusste man bereits, dass sich auf der Anhöhe in Pfongau alte Ruinen aus der Römerzeit befinden müssen. Neben dem heutigen Gewerbegebiet wurden in den 1950er-Jahren schließlich einige Scherben gefunden. 1987 wurde das Gebiet dann wirtschaftlich erschlossen, dabei kamen Teile eines römischen Gebäudes ans Tageslicht.

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Lageplan der Ausgrabungen in Pfongau.

Bei den folgenden Rettungsgrabungen wurden 1989 drei Steingebäude und ein Holzbau des Gutshofs aus dem ersten bis dritten Jahrhundert nach Christus freigelegt. Bei einer geophysikalischen Untersuchung hat man danach weitere Bauten und Teile der Umfassungsmauer geortet. 2008 wurde deshalb ein Lehrgrabungsprojekt der Universität Salzburg ins Leben gerufen und in Kooperation mit dem Salzburg Museum, dem Museum Fronfeste und der Stadtgemeinde Neumarkt umgesetzt.

Sensations-Funde in Pfongau

In den letzten elf Jahren wurde nun der Wirtschaftsteil der Villa rustica mit all seinen dazugehörigen Flächen und bisher elf Gebäuden untersucht. Darunter waren auch drei Ziegelöfen und eine Schlosserei. Bereits im ersten Jahr wurde dabei eine kleine bronzene Venusstatuette entdeckt, die von den Experten als Sensation bezeichnet wird. Doch ein Fund im Vorjahr stellte selbst diese in den Schatten: Die rund sechs Zentimeter große Statuette zeigt, wie der kleine Held Achill von seiner Mutter Thetis in den Fluss Styx gehalten wird, um ihn dadurch unverwundbar zu machen. Bis dato sind keine dreidimensionalen Darstellungen dieser Szene aus der Antike bekannt. Damit ist die Salzburger Figur einzigartig.

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Eine Museumskopie der Venusstatuette aus dem zweiten Jahrhundert

Die Erforschung des römischen Landgutes in Pfongau sei ein Meilenstein in der Salzburger Landesarchäologie. Im Untergrund des Köstendorfer Ortsteils Tannham schlummert übrigens heute noch ein gänzlich vergrabener Gutshof aus der Römerzeit.

Bildergalerien

Weil die R\u00f6mer noch keine Hufeisen hatten, diente die sogenannte Hippo-Sandale als Hufschutz f\u00fcr Pferde und Maultiere.

(Quelle: salzburg24)

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