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Diskussion in der Wissenschaft

S-Link: Scientists for Future für Begleitmaßnahmen auf den Straßen

Tempo 30 und weniger Parkflächen in Landeshauptstadt?

S-Link Haltestelle Mirabellplatz S-LINK/DUNKELSCHWARZ
Salzburgs Wissenschafterinnen und Wissenschafter sind sich uneinig, was das Projekt S-Link angeht. (SYMBOLBILD)

Der S-Link spaltet nicht nur Politik und Bürgerinnen und Bürger. Auch Wissenschafter:innen sind sich nicht einig, was sie von dem Projekt halten sollen. Fest steht für die Scientists for Future Salzburg allerdings, dass es begleitend verbindliche Maßnahmen auf den Straßen brauche.

Die geplante Regionalstadtbahn S-Link wird in Salzburg heiß diskutiert – auch unter Wissenschafter:innen. Vor der Bürgerbefragung kommenden Sonntag in der Landeshauptstadt melden sich am Montag die Scientists for Future Salzburg zu Wort. Und auch sie sind sich – wie Politik, Bürger:innen und andere Expertinnen und Experten – uneinig. Fest steht für die Wissenschafterinnen und Wissenschafter allerdings, dass die CO2-Bilanz berücksichtigt werden muss und Verbesserungen von Fahrrad- und Fußgängermobilität notwendig sind.

 

Zeitgleich zu jeglichem Ausbau des öffentlichen Verkehrs sei eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) in der Stadt notwendig. „Nur gemeinsam können diese Maßnahmen dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen, die Aufenthalts- und Wohnqualität für Bewohner:innen zu erhöhen und die individuelle Gesundheit zu fördern“, erklärt Sprecher Jens Blechert in einer Aussendung. Und: Bürgerbefragungen seien ernst zu nehmen. Die wichtigsten Forderungen der Wissenschafter:innen und deren drei unterschiedlichen Sichtweisen haben wir für euch zusammengefasst.

  1. Treibhausgasbilanz
  2. Gesamtverkehrskonzept
  3. Drei Sichtweisen im Überblick

Kritik an Treibhausgasbilanz von S-Link

Kritik erntet die Treibhausgasbilanz des Projekts. Zu berücksichtigen sei nämlich der Zeitfaktor: Die Treibhausgase durch den Bau würden früh anfallen. Der Ausgleich durch den erwarteten Umstieg vom Auto auf die Stadtbahn komme aber später. Es bleibe jedoch nicht genug Zeit, die Reduktionen auf später zu verschieben. Daher sei es wichtig, „dass Stadt und Land eine transparente Darstellung des CO2-Reduktionspfades bis 2030 und aller dafür notwendigen Maßnahmen formulieren, damit der S-Link das Reduktionsziel bis 2030 nicht unterwandert“, heißt es in der Stellungnahme. Die Expertinnen und Experten pochen insbesondere auf die Verringerung des Autoverkehrs und mehr Platz für Busse, Radfahrende und zu Fußgänger:innen.

Ihre Forderung untermauern die Scientists for Future mit einem Rechenbeispiel: Als Zeithorizont für die Fertigstellung bis Mirabell gibt die S-Link Gesellschaft 2028 an, für den teilweise gleichzeitigen Weiterbau bis Hallein ca. zehn Jahre, also etwa 2035. Wenn fünf bis zehn Jahre Amortisationszeit kalkuliert werden, wäre man laut den Berechnungen 2040 oder 2045 auf "null". 2040 soll aber Klimaneutralität erreicht sein – das könnte die Treibhausgas-Bilanz trüben, so die Befürchtung. Zudem drohen Strafzahlungen seitens der EU, falls Salzburg die Einsparziele nicht erreicht – für 2030 seien das minus 48 Prozent gegenüber 2005, 2022 liege man erst bei minus zwölf Prozent.

Gesamkonzept für Verkehr gefordert

Aus Sicht der Scientists for Future Salzburg müsse das Projekt S-Link im Kontext eines modernen und mutigen Gesamtverkehrskonzeptes für Salzburg gesehen werden, das über bestehende Pläne hinausgeht. Es sei in der verkehrswissenschaftlichen Literatur belegt, dass Mobilitätsverhaltensänderung nicht ausschließlich durch Attraktivierungsmaßnahmen induziert werden könne. Besser sei eine Kombination mit Maßnahmen, die den motorisierten Individualverkehr verringern. Einige Beispielmaßnahmen im Überblick:

  • Verbesserte Sicherheit für Fußgänger:innen und Fahrradfahrende durch baulich getrennte Fahrstreifen
  • Generelles Tempolimit von 30 km/h
  • Ausbau des Fahrradstraßennetzes
  • Reduzierung der Parkflächen im innerstädtischen Bereich
  • Ausdehnung der Parkgebührenzonen
  • Erhöhung der E-Bus-Frequenz
  • Ausbau des E-Bus Netzes

Diese Maßnahmen würden nicht nur zum Klimaschutz beitragen, sondern auch für verbesserte Luft und geringere Lärmbelastung sorgen. Durch Tempolimits und Verringerung des motorisierten Individualverkehrs sinke außerdem die Unfallhäufigkeit. Dadurch steige die Bereitschaft, mit Kindern Fahrrad zu fahren wegen des höheren Sicherheitsgefühls. Mehr Fahrradverkehr steigere weiters die Herz-Kreislaufgesundheit der Bevölkerung, wirke präventiv gegen viele Krankheiten und die Zahl sozialer Kontakte im öffentlichen Raum steige, argumentieren die Scientists for Future.

 
 

Drei Sichtweisen der Scientists for Future

Unter den Wissenschafter:innen hätten sich drei Sichtweisen herauskristallisiert: Zustimmung, bedingte Zustimmung und Ablehnung.

  1. Zustimmung zum S-Link, weil dieser den Verkehrsfluss verbessere und beschleunige. Auch das Passagiervolumen erhöhe sich. Nach 40-jähriger politischer Debatte ergebe sich durch den Bundeszuschuss ein günstiges Entscheidungszeitfenster. Trotz Unterstützung sieht diese Gruppe die Erhöhung des CO2-Ausstoßes kritisch und fordert geeignete Kompensationsmaßnahmen, um die CO2-Ziele des Landes Salzburg bis 2030 zu erreichen.
  2. Zustimmung zum S-Link, unter der Bedingung, dass flankierende Maßnahmen zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs an der Oberfläche festgelegt werden. Auch diese Gruppe unterstützt die Forderung der Einhaltung der CO2-Reduktionsziele bis 2030.
  3. Ablehnung des S-Link, da mögliche CO2-Einsparungen deutlich zu spät kämen, Verkehrsmaßnahmen an der Oberfläche schneller wirkten, und die Mittel hier effizienter eingesetzt seien. Unterirdische Lösungen könnten an der Oberfläche sogar mehr Platz für motorisierten Individualverkehr schaffen, statt eine Verknappung zu bewirken.

Die bevorstehenden Bürgerbefragungen zum S-Link sowie die Gemeindesratswahlen im März 2024 sollen zu intensiven und differenzierten Debatten über ein modernes Gesamtverkehrskonzept für Salzburg genutzt werden, merken die Wissenschafter:innen von Scientists for Future abschließend an.

 

Wer sind die Scientists for Future Salzburg?

Seit 2019 gibt es in Salzburg eine Regionalgruppe der Scientists for Future. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig, planen Aktionen, vernetzen sich und teilen ihr Wissen untereinander. Die Scientists for Future arbeiten in einer interdisziplinären Gruppe von Wissenschaftler:innen und engagierten Studierenden verschiedener Fachbereiche der Uni Salzburg sowie der Fachhochschule (FH), Pädagogischen Hochschule (PH) und dem Mozarteum zusammen.

(Quelle: SALZBURG24)

Aufgerufen am 09.12.2023 um 01:27 auf https://www.salzburg24.at/news/salzburg/s-link-scientists-for-future-salzburg-gespalten-148851739

Kommentare

MCL

volle unterstützung für die begleitmaßnahmen, aber bitte versenkt das S-Link projekt nicht, so eine historische chance bekommt salzburg nicht mehr so schnell

RoW

Der Verkehr ist für 30% des Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich. Industrie und Energie sind knapp darüber. Also die Aussage, dass das das geringste Problem ist, ist nicht richtig. drahreg, geben Sie uns vielleicht Studien bekannt, die beweisen, dass man uns das nur einreden will. Danke

WolHu

Bleibt es nicht und das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Etliche Gemeinden wollen das generelle Tempo innerorts auf 30 km/h senken und alke anderen Tempolimits mit Ausnahmeregelung. Es ist nicht die Frage ob es kommt...

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