Sexualpädagogik an Schulen

Salzburger „Aufklärer“ warnt vor Vereins-Verbot

Veröffentlicht: 24. Juni 2019 11:36 Uhr
Mit ihrem Vorschlag externe Vereine ganz aus dem Sexualkunde-Unterricht zu verbannen, haben ÖVP und FPÖ eine Diskussion vom Zaun gebrochen. Der Salzburger Kabarettist Ingo Vogl, der seit 30 Jahren an Schulen unter anderem über das Thema Sexualität spricht, warnt vor einem Verbot externer Vereine an Bildungsstätten und erklärt im Gespräch mit SALZBURG24 auch warum.
Johannes Posani

„Ich halte das für keine schlaue Idee. Ich bin der Überzeugung, dass man Sexualpädagogik in externe Expertenhand geben soll“, betont Vogl. Trotz guter Ausbildung seien Lehrende bei diesem Thema eher in ergänzender Rolle geeignet. „Alleine Kraft ihrer Aufgabe, dass sie ansonsten auch alle anderen Themen abdecken müssen. Ich halte externe Experten daher für unablässig.“

Sexualpädagogik: Qualitätsverlust droht

Besteht künftig nicht mehr die Möglichkeit, das Thema mittels externer Experten abzudecken, sieht der Kabarettist vor allem ein Problem auf die Schulen zukommen: „Ich denke, dass Sexualpädagogik dann an vielen Schulen nicht mehr in der Qualität und Tiefe abgehandelt werden kann. Gerade Sexualität ist aber ein Bereich, wo wir einen offenen Diskurs brauchen und wo wir Kinder und Jugendliche stärken müssen – auch damit sie sich vor sexuellen Übergriffen schützen können.“

Externe Experten als Hilfe

Das sei aber nicht als Vorwurf an die Schulen und ihre Lehrenden zu verstehen, stellt Vogl klar: „Ich finde, diese leisten hervorragende Arbeit. Unter anderem auch deshalb, weil sie selbst erkennen, bei welchen Themen sie externe Experten zu Hilfe holen.“

Jene Vereine, die an die Schulen kommen, sollen davor eine entsprechende Kontrolle durchlaufen haben: „Wir haben sehr klare Grundlagen, auf deren Basis wissenschaftlich fundiert gearbeitet wird. Stützt sich die Arbeit des Vereins auf diese Grundlagen, dann sollte man diese externen Experten auch zurate ziehen dürfen“, meint der Kabarettist. „Ist der Verein von einer bestimmten Glaubens- oder Geistesrichtung geprägt, dann hat er nichts in einer Schule verloren.“

Humor hilft bei sensiblen Themen

Vogl selbst bietet seit 1999 das Kabarett „G’sundheit“ an Schulen an, wo er über Themen wie Alkohol, Nikotin, Drogen und auch Sexualität spricht. „Bei mir geht es darum, den Schülerinnen und Schülern die Sicherheit zu geben, Themen anzusprechen und offen zu sein. Humor ist da sehr tragfähig, wenn es darum geht, sensible Themen zu vermitteln.“

„Lehrer sind zu nah dran“

Welcher Verein eingeladen wird, darüber entscheiden Salzburger Schulen selbst. Nach welchen Gesichtspunkten entschieden wird, wer eingeladen wird? „Wir holen uns Vereine, mit denen wir gute Erfahrung gemacht haben“, sagt eine Salzburger Direktorin gegenüber SALZBURG24. Beim Thema Sexualität mache es Sinn, externe Hilfe zu holen, da es sich bei den Experten um neutrale Personen handle, die entsprechend in die Tiefe gehen können. „Lehrer sind zu nah dran“, so die Direktorin. „Man darf nicht unterschätzen, wie früh Kinder und Jugendliche heutzutage mit Sexualität in Kontakt kommen und selbst aktiv sind.“ Entsprechende Aufklärung sei daher unabkömmlich.

(Quelle: salzburg24)

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