Hat seine Pflicht erfüllt

"Salzburger Luft-100er kommt nicht zurück"

Auch an der Messstelle "Hallein A10" wird der Stickstoffdioxid-Grenzwert seit drei Jahren nicht mehr überschritten. 
Veröffentlicht: 30. Oktober 2023 16:53 Uhr
Der Salzburger Luft-100er ist noch im diesem Jahr offiziell Geschichte. Ausschlaggebend dafür waren die Messwerte und Analysen des Referats Immissionsschutz und Landeslabor. Wie die Messwerte zustande kommen und warum er nicht zurückkommt, erklärt ein Salzburger Experte im S24-Gespräch.
Stephan Köstlinger

Der Luft-100er ist ganze 27 Kilometer lang, dauerte von 2008 bis 2023 und ist bald Geschichte. Dennoch sorgt er weiterhin für hitzige Diskussionen. Vergangenen Freitag forderte der Obmann des Transitforum Austria-Tirol diese Maßnahme zurück. Grundlage für die Maßnahme und auch deren Ende sind die Messungen von Alexander Kranabetter und seinen Kolleg:innen vom Referat Immissionsschutz und Landeslabor.

Beim Luft-100er geht es um Stickoxide

„Das Salzburger Luftgütenetz hat 16 Messstellen, wie man sie vom Rudolfsplatz in der Stadt Salzburg kennt. Dort messen hochpräzise Geräte im Sekundentakt die Werte. Jede halbe Stunde übermittelt die Technik die Daten an unsere Zentrale“, erklärt Kranabetter am Montag im SALZBURG24-Gespräch..

 

Das gelte laut Kranabetter auch für die Messstellen für den Luft-100er entlang der A10. Dafür gebe es beispielsweise eine Messstation acht Meter neben der Autobahn bei Hallein (Tennengau), die ihre Daten seit 2003 ebenfalls an die Zentrale weiterleitet. „Beim maßgeblichen Stickstoffdioxid verwenden wir die EU-Referenzmethode, um europaweit vergleichbare Datensätze zu erhalten. Dabei misst man mit Lichtimpulsen und chemische Reaktionen die Konzentrationen von Stickstoffdioxid“, so Kranabetter. An den Messstellen werden zudem Feinstaub, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Ozon gemessen.

Kritik an Messpunkten „unzulässig“

Vereinzelt wird Kritik laut, dass die Messungen nur an den Autobahnen stattfänden und nicht dort, wo die Menschen tatsächlich leben. Für Kranabetter ist die Kritik aber nicht zulässig. „Die Abgase an den Autobahnen entstehen bodennah. Daher gibt die EU vor, dass die Messstellen maximal zehn Meter von der Fahrbahn entfernt sein dürfen. Weil die Abgase dort konzentriert sind, macht auch nur dort eine Messstelle Sinn,“ erklärt der Landeswissenschaftler. Die Abgase steigen auch nicht auf und verbreiten sich daher laut Kranabetter nicht auf die Anrainergemeinden.

"100er gut aus Klimaschutzgründen"

„Der Luft-100er ist aus Schadstoffsicht nicht mehr notwendig, aber aus Klimaschutzgründen wäre er weiterhin sinnvoll“, so Kranebetter und ergänzt, „man hat in den Zeiten des Luft-100ers rund 20 Millionen Liter Treibstoff nur durch diese Maßnahme eingespart. Damit ist klar, dass ein 100-Km/h-Tempolimit in ein Klimaschutzgesetz gehört. Aber ein solches Tempolimit findet scheinbar im Bund keine Mehrheit“.

Stickstoffdioxid-Werte um 60 Prozent gesunken

Die Messungen werden in einen Jahresmittelwert zusammengeführt. „Und genau den haben wir jetzt drei Jahre in Folge eingehalten. Die Prognosen für den Wert gehen zudem weiter nach unten. Sieht man sich nur die verkehrsbezogenen Stickstoffdioxid-Werte an, werden die von 2023 bis 2030 um mindestens 60 Prozent sinken“, weiß der Experte. Positiv stimmt Kranabetter, dass die Verbrenner immer sauberer werden und vor allem die E-Mobilität immer mehr Verbreitung findet. Die Zukunft scheint also rosig zu sein.

Keine Zukunft für den Luft-100er

Doch hat der Luft-100er eine Zukunft? „Damit der Luft-100er wiederkommt, müsste der erwähnte Jahresmittelwert überstiegen werden. Und das wird nicht passieren. Es wird das Gegenteil eintreten“, so der Experte des Landes. Es sei laut ihm auch mittlerweile eine überholte Maßnahme in Salzburg, wie die Messwerte in den vergangenen Jahren zeigen.

Stickstoffdioxid Messergebnis 2008 bis 2023 Land Salzburg
Auch an der Messstelle "Hallein A10" wird der Stickstoffdioxid-Grenzwert seit drei Jahren nicht mehr überschritten. 

Die Stickstoffdioxid-Werte sind zwischen 2008 und 2023 von 711 auf 211 Tonnen pro Jahr in Salzburg gesunken. Kurz gesagt, der Luft-100er hat seine Pflicht in Sachen Luft-Reinheit Hand in Hand mit der neuen Autotechnologie erfüllt.

Wie gefährlich sind die gemessenen Schadstoffe?

In Salzburg werden die Grenzwerte von Stickstoffdioxid (NO2), Feinstaub (PM10), Schwefeldioxid (SO2), Kohlenmonoxid und Ozon gemessen. Würden die Grenzwerte längere Zeit überschritten werden, könnte folgendes passieren:

  • NO2 kann das Schleimhautgewebe im Atemtrakt schädigen und die Augen reizen.
  • Kurzfristig führt Feinstaub zu Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und langfristig zu einer erhöhten Sterblichkeit.
  • SO2 führt bei höheren Konzentrationen zu schmerhaften Bindehautentzündungen und kann Luftröhrenentzündungen verursachen.
  • Kohlenmonoxid ist farb- und geruchlos. Es gilt als gefährliches Atemgift, das zum Erstickungstod führt.
  • Ozon schützt uns in der oberen Atmosphäre vor der UV-Strahlung. Am Boden reizt es die Atemwege und führt zu eingeschränkter Lungenfunktion.

Bislang könnten in Salzburg zwei Stickstoffgrenzwerte herangezogen werden – jener der EU und jener aus Österreich. "Der österreichische ist noch strenger. Geht es aber um Maßnahmen wie Tempolimits oder Fahrverbote kommt der aktuelle EU-Grenzwert zum Einsatz", sagt der Landesexperte. Dieser liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der österreichische Wert ist 30. Die Europäische Kommission hat nun 20 vorgeschlagen. "Was das ändert, kann noch niemand sagen, weil es rechtlich einfach noch nicht bindend ist", schließt Kranabetter.

(Quelle: salzburg24)

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