Italiens Hauptstadt Rom platzt derzeit aus allen Nähten. Das bevorstehende Konklave zur Papst-Wahl, das Heilige Jahr und ein internationales Tennisturnier locken Hunderttausende Menschen in die Ewige Stadt. "Die Stadt ist voll, das kann man so sagen", schildert Michael Max, Rektor des päpstlichen Instituts Santa Maria dell'Anima in Rom und ehemaliger Rektor des Salzburger Bildungshauses St. Virgil, am Dienstag im SALZBURG24-Interview. Der 54-Jährige zelebrierte das feierliche Requiem in Gedenken an den verstorbenen Papst Franziskus in der deutschsprachigen Nationalkirche Santa Maria dell'Anima.
Letzte Vorbereitungen aufs Konklave
Insgesamt 133 wahlberechtigte Kardinäle wählen ab Mittwoch den Nachfolger des verstorbenen Papst Franziskus und damit das Oberhaupt der katholischen Kirche. Die Vorbereitungen für das beginnende Konklave treten nun in die Endphase. Die letzte Generalkongregation der Kardinäle findet am heutigen Dienstag hinter verschlossenen Türen unter dem Vorsitz von Kardinaldekan Giovanni Battista Re statt.
"Die Kardinäle versammeln sich noch einmal, um letztlich aufeinander zu hören", erklärt Max. Neben inhaltlichen werden dort auch organisatorische Dinge, wie Fristen und genaue Abläufe besprochen sowie Fragen geklärt, wo die katholische Kirche nach dem Tod von Franziskus steht und wie es weitergehen soll. "Ich habe den Eindruck, dass es den Kardinälen guttut, einander zuzuhören, einander kennenzulernen und miteinander ins Gespräch zu kommen."
Papst-Wahl: "Die Dinge sind klar geregelt"
Das Konklave beginnt dann offiziell am Mittwoch in der Sixtinischen Kapelle. "Die Dinge sind sehr klar geregelt", weiß Max. Die große und öffentliche Messfeier im Petersdom läutet den Beginn ein. Nach dem Mittagessen findet der feierliche Einzug der 133 wahlberechtigten Kardinäle im Apostolischen Palast in den altehrwürdigen Räumen in die Sixtinische Kapelle statt. "Die Kardinäle werden dort einzeln vereidigt. Sie schwören Verschwiegenheit und dem Konklave, den zu wählen, der überzeugt ist, dass Gott den Papst will." Mit dem Ruf "Extra omnes" werden sie dazu aufgefordert, unter sich zu bleiben. Alle Nichtteilnehmenden müssen daraufhin die Kapelle verlassen. "Der Zeremonienmeister verschließt dann die Türen von innen." Es folgt eine Meditation durch den ehemaligen Prediger des Päpstlichen Hauses, Kardinal Raniero Cantalamessa. Darauf folgt noch am selben Abend der erste Wahlgang. "Es wird also relativ spät werden mit dem ersten Rauchzeichen." Das sei am ersten Wahltag für gewöhnlich schwarz, bedeutet also, dass kein neuer Papst gewählt wurde. "Im ersten Wahlgang wurde noch nie ein Papst gewählt." Benötigt wird eine Zwei-Drittel-Mehrheit.
Die Kardinäle kehren anschließend nach Santa Marta zurück, wo sie von der Öffentlichkeit abgeschottet untergebracht sind. "Alle Wege im Vatikan sind komplett abgeschirmt, damit die Kardinäle letztlich im spirituellen Klima diese Wahl vollziehen können." Kontaktaufnahmen mit der Außenwelt sollen unbedingt verhindert werden.
Telefonnetz im Vatikan abgeschaltet
Bis zur Wahl des neuen Papstes wird außerdem der Telefonempfang im Vatikan ausgeschaltet. Das sei nichts Neues, wie Max ausführt: "Soweit ich mich erinnern kann, war das schon im Jahr 2005 so, weil es damals auch schon Handys gab. Und im Jahr 2013 bei der Wahl von Franziskus sowieso."
Am zweiten Tag des Konklaves – am Donnerstag – geht es um 9 Uhr weiter. Das Kirchenrecht sieht täglich bis zu vier Wahlgänge vor. "Das hat einen ganz klar festgelegten Ablauf, der recht lange dauert." Jeder der Kardinäle muss für die Stimmabgabe seinen Platz verlassen und einen Spruch vor Christus leisten, bevor der Zettel in der Wahlurne landet. "Dann muss das Ganze ausgezählt werden." Unterbrechungen werden für das Mittagessen und zum Beten genutzt.
Was passiert in der Sixtinischen Kapelle?
Was im Inneren der Sixtinischen Kapelle passiert, bleibt ungewiss. "Was hinter den verschlossenen Türen passiert und gesprochen wird, dringt ja in der Regel nicht nach außen", so der 54-jährige Salzburger. In den Zeiten außerhalb der Kapelle sind die Kardinäle übrigens nicht zum Schweigen verpflichtet. "Natürlich reden sie miteinander, aber große Diskussionen, Wahlwerbung oder Pakte schließen dürfen sie auch nicht. Das verbietet die Konklave-Ordnung."
Max zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass die Papstwahl nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen wird: "Statistisch gesehen hat das Konklave in den letzten 200 Jahren nie länger als drei oder vier Tage gedauert. In dieser Zeit werden bis zu 17 Wahlgänge abgehalten – da sollte sich bereits abzeichnen, wohin die Entscheidung tendiert und wie es weitergeht."
Wenn weißer Rauch aufsteigt
Eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht, denn wie lange das Konklave letztlich dauert, bleibt ungewiss. Die Konklaveordnung sieht keine Begrenzung der Anzahl der Tage vor. Wenn es denn tatsächlich soweit ist, steigt weißer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle auf. "Das ist ein Highlight und ein großes Ereignis in Rom, dass ich schon vor 20 Jahren erlebt habe. Alle laufen dann zum Petersplatz. Der Stimmungsmix aus Freude und Spannung ist wirklich beeindruckend."
Anschließend wird der neue Papst eingekleidet und präsentiert. "Damit beginnt das neue Pontifikat." Ein großer Gottesdienst auf dem Petersplatz findet dann am Sonntag nach dem Konklave statt. "Das ist ein großes Geschenk, sowas miterleben zu dürfen, weil man auch selber spürt, wie man Teil ist einer großen kirchlichen Gemeinschaft ist. Ich freue mich schon jetzt auf die nächsten Tage, weil das wirklich ein tolles Erlebnis ist."
Wer wird neuer Papst?
Unterdessen wird in Rom über die Kandidaten mit den besten Aussichten auf das Papstamt spekuliert. Ein Favorit ist demnach die bisherige Nummer zwei im Vatikan, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (70). Weitere Kandidaten mit Chancen sind Insidern zufolge der Filipino Luis Antonio Tagle (67) und der Präsident der italienischen Bischofskonferenz Matteo Zuppi (68). Gute Wahlchancen werden auch dem maltesischen Kardinal Mario Grech (67) und Victor Manuel Fernandez (62), Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre und ehemaliger Rektor der Päpstlichen Universität von Argentinien, eingeräumt.
Wer schlussendlich der Nachfolger von Papst Franziskus wird, zeigt sich in den kommenden Tagen – wenn weißer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle aufsteigt.
(Quelle: salzburg24)