Für Aufregung und teils heftige Kritik sorgte diese Woche eine von der Industriellenvereinigung und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) losgetretene Diskussion um die Verlängerung der Regelarbeitszeit auf 41 Stunden pro Woche. Rasch präzisierte Edtstadler ihre Aussage und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) schaltete sich ein. Kritik gab es allem von Arbeiterkammer und Gewerkschaft sowie anderen Parteien.
"Substanzlose Antwort auf Fragen unserer Zeit"
Angesichts der vorherrschenden Krisen bezeichnet Faltner die Forderung nach einer 41-Stunden-Woche im Gespräch mit SALZBURG24 am Freitag als "sehr substanzlose Antwort auf die großen Fragen unserer Zeit." Er verweist dabei auf Kriege, Inflation und Nachwirkungen der Corona-Pandemie, welche die Menschen emotional belasten würden. Hinzukomme das hohe Tempo, mit denen diese Krisen auf die Menschen einprasseln, was zu beträchtlicher Unsicherheit führe.
"Diese Unsicherheit ist aus meiner Sicht ein Faktor, der aktuell bei den Menschen insgesamt vorhanden ist. Das wiederum führt zu Zweifeln an den eigenen Bewältigungsfähigkeiten – so auf die Art 'schaffen wir das?'" Inflation, Klimawandel und die angespannte globale sicherheitspolitische Lage würden dazu führen, dass die Menschen sich nicht mehr auskennen.
Menschen bereits psychisch und physisch am Limit
Diese Stressfaktoren würden bereits bei vielen Menschen dazu führen, dass sie körperlich und psychisch am Limit seien. Die Debatte über eine 41-Stunden-Woche sei damit das falsche Signal: "Eine solche Ankündigung hat ja auch ein Drohpotential und macht Angst. Dabei ist Angst genau das, was wir nun überhaupt nicht brauchen."
Mehrkosten im Gesundheitssystem
Hinzukomme, dass eine Verlängerung der Arbeitszeit auch das Gesundheitssystem zusätzlich belasten würde. Bedingt durch den demographischen Wandel sorgt die Überalterung der Gesellschaft bereits für steigende Kosten. "Wenn nun die Anzahl der Arbeitsstunden erhöht wird, dann weiß ich als Psychotherapeut, dass es einen großen Anteil an Menschen geben wird, für die das eine zusätzliche Belastung darstellt und die psychisch erkranken werden – Stichwort Burnout."
Dass die Verlängerung der Arbeitszeit notwendig sei, um den vorhandenen Wohlstand zu erhalten, dem kann Faltner nur wenig abgewinnen: "Dazu muss man erst einmal die Frage stellen, wie wir Wohlstand definieren. Häufig wird Wohlstand schlicht mit Geld gleichgesetzt. Als Psychotherapeut weiß ich, dass Reichtum nicht eins zu eins zu einem glücklicheren Leben führt. Zu sagen, dass wenn die Bedürfnisse der Wirtschaft nicht erfüllt sind, dann haben wir keinen Wohlstand mehr, das wäre zu kurz gedacht." Hier gehe es vor allem um die Selbstwirksamkeit jedes einzelnen Menschen.
41-Stunden-Woche: Faltner fordert neue Perspektive
Die Diskussion um eine Verlängerung der Regelarbeitszeit hält Faltner in der aktuellen Zeit für den falschen Weg. Die Forderung sei gleichzusetzen mit "einem baufälligen Haus, dem man einen neuen Anstrich verpasst und dann meint, hier einen großen Schritt gemacht zu haben. In der Schule hätte man aber gesagt, das ist eine Themenverfehlung."
Was es nun brauche, sei eine neue Perspektive, Aufbruchsstimmung und mehr Mut, Sachverhalte neu zu denken. "Es fehlt eine klare und nüchterne Analyse des Iststandes und zudem die Antwort auf die Frage, wie Österreich in den nächsten 20 Jahren aufgestellt sein muss, damit das Leben ökonomisch, politisch und gesellschaftlich gut möglich ist." Mit einer Ausdehnung der Regelarbeitszeit alleine sei es nicht getan.
(Quelle: salzburg24)