Die Sommerferien sind mit dem kommenden Wochenende für 74.400 Schülerinnen und Schüler im Bundesland Salzburg vorbei. Ab Montag heißt es wieder: Schulbank drücken. Der Weg dorthin birgt allerdings einige Gefahren, die Erwachsenen oftmals womöglich gar nicht so bewusst sind. Wie eine Analyse der Mobilitätsorganisation VCÖ zeigt, sind im Vorjahr 37 Schulwegunfälle passiert, jeder fünfte davon auf einem Schutzweg.
Besonders die Jüngsten sind häufig unsicher, berichtet der ÖAMTC nach einer Untersuchung mit Eyetracking-Brillen in einer Aussendung. "Jüngere Kinder im Alter von sechs bis sieben Jahren schweifen mit ihren Augen weit ab oder schauen mit einer Art Scheibenwischerblicks sehr schnell hin und her. Insgesamt nehmen sie Unwichtiges und zu viel wahr – dieser Informations-Overload verstärkt die Unsicherheit. Dadurch können sie Entfernungen und Tempo nicht abschätzen und tun sich schwer, Entscheidungen zu treffen. Daher orientieren sie sich oft an Erwachsenen", erklärt Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.
Auch Fehlentscheidungen sind möglich. So gehen Kinder manchmal einfach spontan los, warnt die Expertin. "Problematisch ist zudem, dass sich kleinere Kinder zu weit weg von der Gehsteigkante aufstellen. Dadurch können sie nicht in den Kreuzungsbereich schauen und werden auch von anderen oft erst sehr spät wahrgenommen."
Hindernisse am Schulweg
Hindernisse wie Mistkübel, Verkehrszeichen oder Büsche im Kreuzungsbereich verschärfen das Problem. Sie führen dazu, dass sogar höher Sitzende wie Rad- und Lkw-Fahrende nicht sehen, ob sich im Aufstellungsbereich von Kreuzungen Personen befinden. Als wichtige Komponente erwies sich laut ÖAMTC die unterschiedliche Augenhöhe von durchschnittlich 115 Zentimetern (Sechs- bis Siebenjährige), 117 Zentimetern (Pkw-Lenker:in), 141 Zentimetern (Elf- bis Zwölfjährige), 171 Zentimetern (Radfahrer:in) bis zu 181 Zentimetern (Klein-Lkw-Fahrer:in).

Zu gefährlichen Situationen kann es auch bei Garagenausfahrten über den Gehsteig kommen. "Die Blickuntersuchung hat gezeigt, dass kleinere Kinder ab und zu, die größeren gar nicht geschaut haben", erklärt die Psychologin.
Unsicherheit bei Zebrastreifen über Radwegen
Für Unsicherheit sorgen zudem Zebrastreifen, die über Radwege gehen. "Kinder sind an solchen Stellen oft überfordert. Sogar Größere sind unsicher", so Seidenberger. Radfahrende hingegen haben bei der Blick-Untersuchung kaum auf die Aufstellfläche vor Kreuzungen geschaut. Dabei ist die Situation rechtlich eindeutig: Wer am Zebrastreifen geht, hat Vorrang – das gilt auch bei Radwegen.
Ihrer Unsicherheiten seien sich die Kinder allerdings gar nicht bewusst. "Wir haben die Kinder nach dem Testgang gefragt, wie sie sich einschätzen. Die meisten waren überzeugt, dass sie den Weg sehr gut absolviert haben", erläutert Seidenberger.
Tipps für einen sicheren Schulweg
Tipps, wie ihr eure eigenen Kinder oder die Kids im Familien- und Bekanntenkreis auf den Schulweg vorbereiten könnt, haben wir hier für euch aufgelistet.
- Keine Angst machen und nicht überfordern
- Viel Geduld mitbringen
- Viel Lob und Anerkennung bei richtigem Verhalten geben
- Frühzeitig und viel gemeinsam üben. Durch lautes Vorsprechen die vorgezeigten Verhaltensweisen auch erklären.
- Auch im "Echtbetrieb" üben und nicht nur an einem Sonntag
- Nicht automatisch den kürzesten, sondern gemeinsam den sichersten Weg auswählen. Vielbefahrene Straßen sollten möglichst selten überquert werden.
- In der Früh bald genug weggehen und für den Heimweg keine starren Zeitlimits setzen.
- Auf besondere Gefahrenstellen oder Hindernisse am Weg eingehen
- Am Schulweg nicht laufen, raufen, drängeln
- Im Zweifelsfall immer stehenbleiben und genau schauen, ob die Fahrbahn frei ist, bevor es weitergeht.
- Auch am Zebrastreifen schauen, ob die Lenker:innen wirklich stehenbleiben oder ob tatsächlich kein Auto kommt
- Aussteigen immer zur Gehsteigkante
- Erwachsene sollten sich ihrer Vorbildwirkung bewusst sein
- Wichtigste Verkehrsregeln mit den Kindern wiederholen und festigen
- Beim Abholen direkt vor der Schule warten und nicht auf der gegenüberliegenden Straßenseite
- Schulweg auch in Folgemonaten kontrollieren und auf neue Gefahrenstellen wie Baustellen achten
ÖAMTC-Vorschläge für bessere Sicht
Um Schulwege sicherer zu gestalten, hat der ÖAMTC einige Vorschläge parat. "An Schulwegen muss der Bereich, an dem sich Fußgänger:innen bei Kreuzungen aufstellen, frei und einsehbar sein. Dort soll es zum Beispiel keine Hängemistkübel an einer Verkehrszeichenstange, keine nahplatzierten Wartehäuschen, Werbetafeln oder Radständer geben", führt Seidenberger aus. Angezeigt wird ein Schulweg übrigens u. a. durch einen rot umrandeten Zebrastreifen – das signalisiert, dass dort ganz besondere Vorsicht gilt.
Um nach der langen Ferienruhe wieder auf die Schulweghektik aufmerksam zu machen, haben das Land Salzburg und das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) auch heuer wieder 900 Plakate in der Landeshauptstadt und den 118 Gemeinden aufgestellt. Die Plakate in der Nähe von Schulen sollen alle Verkehrsteilnehmenden an den bevorstehenden Schulanfang erinnern. Jene, die mit Autos und Co unterwegs sind, sollten vorausschauend und bremsbereit fahren, um Unfälle zu verhindern.
(Quelle: salzburg24)