Umsatz eingebrochen

Seekirchner Heizungshersteller Windhager schlittert in Insolvenz

Veröffentlicht: 05. Jänner 2024 15:18 Uhr
Der Salzburger Heizungshersteller Windhager hat heute die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens am Landesgericht beantragt. Die Auslandsbeteiligungen des Unternehmens seien davon nicht betroffen.
SALZBURG24 (mem)

Der Heizungshersteller Windhager mit Sitz in Seekirchen (Flachgau) hat am Freitag am Landesgericht Salzburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. In den beiden betroffenen Firmen - der Windhager Zentralheizung Technik GmbH (Produktion) und der Windhager Zentralheizung GmbH (Vertrieb, Service) - sind zusammen mehr als 400 Mitarbeiter:innen tätig. Die Passiva dürften bei mehr als 86 Mio. Euro liegen. Das Unternehmen strebt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung an.

"Wir gehen davon aus, dass das Insolvenzgericht am kommenden Montag die Verfahren eröffnen wird", sagte Windhager-Geschäftsführer Stefan Gubi am Nachmittag zur APA. Nicht vom Antrag betroffen seien die Auslandsbeteiligungen in der Schweiz, Deutschland und Italien, es sei aber mit einem Folgeantrag des sich in Errichtung befindenden Werks für Wärmepumpen samt Logistikzentrum in Pinsdorf (Bezirk Gmunden) zu rechnen. "Wir haben darum mit heutigem Tag alles gestoppt, was im Zusammenhang mit Pinsdorf steht." Nun gelte es mit dem Insolvenzverwalter die nächsten Schritte zu besprechen.

Windhager-Insolvenz: Rund 500 Gläubiger betroffen

Wie der KSV1870 informierte, sollen die Passiva (Liquidationswert) des Traditionsbetriebs bei 78,2 Mio. Euro (Zentralheizung Technik GmbH) bzw. 8,2 Mio. Euro (Zentralheizung GmbH) und die Aktiva bei rund 21,4 Mio. Euro bzw. 2,2 Mio. Euro liegen. Die Zahl der betroffenen Gläubiger beträgt laut dem Kreditschutzverband rund 354 in der Produktionsgesellschaft und rund 150 in der Vertriebs- und Servicegesellschaft. Windhager stellt Heizkessel für sämtliche Energiearten her, hat sich aber in den vergangenen Jahren vor allem als Produzent von Pelletheizungen einen Namen gemacht.

"Extrem negative" Marktentwicklung als Ursache

Als Ursache für die finanziellen Probleme nannte Gubi die "extrem negative" Marktentwicklung der vergangenen eineinhalb Jahre. Diese hätte ihren Ursprung in den exorbitant angestiegenen Pellets-Preisen durch die vom Ukraine-Konflikt ausgelöste Energiepreiskrise. Sei der Preis für eine Tonne Pellets Anfang 2022 noch unter 300 Euro gelegen, erreichte er später teilweise ein Niveau von über 700 Euro pro Tonne. "Das hat zu Unsicherheiten bei den Kunden geführt." Wirklich dramatisch sei die Situation für das auf die Herstellung von Pelletheizungen spezialisierte Unternehmen dann aber im Sommer 2022 geworden. Damals wurde durch die deutsche Politik die Diskussion geführt, ob Holz als nachhaltiger Energieträger noch förderwürdig sei oder nicht.

"Die Märkte gerieten in den freien Fall. Wir hatten teilweise Phasen mit 60 bis 70 Prozent Auftragsrückgang und entsprechende Umsatzeinbußen", erklärte Gubi. Doppelt kritisch sei gewesen, dass das Unternehmen zeitgleich hohen Finanzbedarf wegen des Neubaus der Fabrik in Pinsdorf hatte. Bereits im Sommer 2023 schickte Windhager 179 der knapp über 400 Österreich-Mitarbeiter für drei Monate in Kurzarbeit, nachdem das Arbeitsmarktservice (AMS) einen entsprechenden Antrag bewilligt hatte. Eine Verlängerung der Regelung sei dann aber nicht mehr genehmigt worden, sagte Gubi.

Gewerkschaft will Beschäftigte unterstützen

Nach Bekanntwerden der Insolvenz will die Gewerkschaft die Beschäftigten bei der Absicherung ihrer Rechte unterstützen. Die zuständigen Gewerkschaften GPA und PRO-GE haben einer Aussendung zufolge bereits erste Gespräche mit den Betriebsräten geführt und für kommende Woche einen Termin für eine Betriebsversammlung vereinbart.

Da die Dezembergehälter und -löhne noch nicht bezahlt wurden, müsse es nun schnell gehen. Die Gewerkschaften richten sich zudem mit einem Appell an die Banken, den Betroffenen einen kostenlosen Überziehungsrahmen zu gewähren, um die angespannte Situation für die Menschen nicht durch hohe Zinszahlungen zusätzlich zu verschärfen.

Windhager will Sanierung vorantreiben

"Wir möchten nun die Möglichkeiten einer Sanierung gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter ausloten und vorantreiben", verwies der Geschäftsführer auf die nächsten Schritte. Bereits laufende Verhandlungen mit Investoren hätten bis zum heutigen Tag nicht erfolgreich abgeschlossen werden können. "Wir setzen die Gespräche fort, um damit die Weiterführung der Unternehmen zu sichern. Wir bemühen uns, den weiteren Betrieb in bestmöglicher Qualität und im bestmöglichen Zeitrahmen sicherzustellen", betonte Gubi und kündigte an, laufend über die weiteren Entwicklungen zu informieren.

(Quelle: salzburg24)

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