Der Verein Neustart ist seit dem Jahr 1957 in den Bereichen der justiznahen Sozialarbeit, der Straffälligenhilfe – zu dem auch die Bewährungshilfe und die Haftentlassenenhilfe zählen – sowie der Opferhilfe und Prävention tätig. Im Fokus stehen die Rückfallprävention sowie die Resozialisierung von Haftentlassenen und neuerdings auch die Arbeit an heimischen Schulen. In Salzburg hat seit 13 Jahren Johannes Bernegger die Leitung des Vereins über. Ende April geht er in den Ruhestand und Simone Meidl-Düringer übernimmt.
Meidl-Düringer ist bereits seit elf Jahren als Bewährungshelferin bei Neustart tätig. Als Leiterin will die 45-Jährige verstärkt auf Öffentlichkeitsarbeit setzen und den Menschen aufzeigen, in welchen Bereichen Neustart tätig ist sowie mehr ehrenamtliche Helfer:innen gewinnen. „Die Tätigkeit in der Straffälligenhilfe ist eine sehr herausfordernde. Wir haben tagtäglich mit unterschiedlichen Menschen und Lebenssituationen zu tun. Die Kolleg:innen sind von der Ausbildung her bestens qualifiziert, Menschen in schwierigen Situationen zu unterstützen, mit diesen zu arbeiten und diese auf einen Weg in ein straffreies Leben zu begleiten“, so Meidl-Düringer beim Pressegespräch am Montag. Aktuell arbeiten bei Neustart 45 Personen hauptamtlich, rund 80 Bewährungshelfer:innen sind ehrenamtlich im Einsatz.
Verein an acht Schulen präsent
Weiter ausgebaut werden soll zudem die Sozialarbeit an den Polytechnischen Schulen im Bundesland Salzburg. An acht Schulen ist Neustart bereits präsent, jene in Tamsweg (Lungau) sowie Mattsee und Thalgau (beide Flachgau) sollen heuer noch folgen. Der Ausbau dieser Tätigkeit sei laut Meidl-Düringer von Bedeutung: „Wenn ein Jugendlicher nicht zur Schule geht, dann ist die Frage, warum. Der oder die Schulsozialarbeiter:in hat hier die Aufgabe, dem nachzugehen. Gründe dafür können etwa Ängste oder Konflikte innerhalb der Klasse sein. Die Schulsozialarbeiter haben die Möglichkeit, hier aktiv zu werden und gemeinsam mit dem sozialen Umfeld Lösungen zu finden, um den Schüler zu motivieren, wieder in die Schule gehen zu können.“
Angebot von Neustart stark erweitert
Bernegger ist bereits seit 1991 bei Neustart. Seitdem hat sich viel verändert, wie er beim Pressegespräch am Montag erzählt: „Das Angebot hat sich um ein Vielfaches erweitert, von der Bewährungshilfe über die Konfliktregelung bis hin zu elektronisch überwachtem Hausarrest und sozialen Netzkonferenzen – um nur einige zu nennen. Die Angebotspalette ist größer geworden, weil die Gesellschaft sich verändert hat.“ Die Justiz habe erkannt, dass Strafen und Verurteilen alleine nicht zielführend seien. „Um rückfallpräventiv arbeiten zu können, braucht es Sozialarbeit und Straffälligenhilfe“, erklärt der gelernte Jurist weiter.
Die Arbeit mit der Justiz funktioniere mittlerweile sehr gut, doch das sei nicht immer so gewesen. Früher seien die Bewährungshelferinnen und Bewährungshelfer häufig unter Generalverdacht gestanden, Komplizen der Straftäter zu sein. „Und umgekehrt wiederum waren für uns die Richter und die Gerichte das Schlechteste, das man sich überhaupt vorstellen kann. Denn die wollen alles Übel unseren Klienten antun“, erzählt Bernegger mit einem Schmunzeln. Über die Jahre hinweg habe sich dann eine „hochsensible und gut funktionierende“ Kooperation mit Staatsanwaltschaft, Gerichten und der Polizei entwickelt.
„Wohnzimmereffekt“ im Saftladen Salzburg
Dem Saftladen in der Schallmooser Hauptstraße in der Stadt Salzburg, der ebenfalls von Neustart betrieben wird, komme Menschen in Problemlagen eine wichtige Rolle zu. Hier gibt es Sozialberatung, die Möglichkeit, sich zu duschen oder neue Kleidung zu bekommen. Darüber hinaus gibt es kulturelle Angebote. „Der Saftladen ist eine niederschwellige Anlaufstelle, wo es keinen Konsumzwang gibt oder Sozialarbeiter, die ‚sofort über mich herfallen‘. Es ist eine Möglichkeit, aus der Einsamkeit des eigenen Daseins herauszukommen. Wir nennen das den ‚Wohnzimmereffekt‘“, erklärt Bernegger.
In den 13 Jahren, in denen Bernegger die Leitung von Neustart Salzburg überhatte, konnte die Einrichtung um 20 Prozent wachsen – sowohl beim Personal als auch bei den Arbeitsstunden. Mit einem Höchststand von rund 850 Klienten in der Bewährungshilfe, dem Ausbau der Sozialarbeit in den Schulen sowie dem Thema der häuslichen Gewalt, gibt es für Neustart auch nach dem Wechsel in der Führung viel zu tun. Finanziert wird die Einrichtung übrigens überwiegend vom Bundesministerium für Justiz sowie dem Land Salzburg.
(Quelle: salzburg24)