Wegen einer unbehandelten Infektion verknöcherten Sumayyas Kiefergelenke. Die heute 16-Jährige konnte jahrelang nur flüssig ernährt werden und wäre zweimal fast verhungert, teilten die Salzburger Landeskliniken (SALK) am Mittwoch mit. Nach einem kürzlich erfolgten Eingriff könne sie nun "ein völlig beschwerdefreies Leben führen". "Ich habe nie etwas naschen können, jetzt kann ich aber alles essen und werde auch alles ausprobieren", wird Sumayya Dalatmirova in einer SALK-Aussendung zitiert.
Warum Kieferknochen verknöcherten
Die 16-Jährige stammt aus der abgelegenen Pamir-Region in Tadschikistan und hat eine schier unglaubliche Leidensgeschichte hinter sie: Vermutlich aufgrund einer unbehandelten Infektion verknöcherten im Kleinkinderalter ihre Kiefergelenke. Im Alter von sechs Jahren war sie halb verhungert und musste in Deutschland erstmals operiert werden. Die Verknöcherung beider Kiefergelenke bildete sich erneut. 2018 kam Sumayya daher erstmals und wieder stark unterernährt nach Salzburg.
Langwierige OP bis 5 Uhr Früh
Nach der Operation 2018 konnte sie mit einem kleinen Löffel essen. Jetzt, nachdem das Wachstum abgeschlossen ist, folgte vom 1. auf den 2. August der dritte, finale Eingriff: Klinik-Vorstand Alexander Gaggl und das OP-Team entnahmen den linken Mittelfußknochen des zweiten Zehs, durchtrennten diesen in der Mitte und bauten aus den beiden Teilen das linke und rechte Kiefergelenk nach. Gaggl: "Ehrlich gesagt ist es schon sehr schwer zum Operieren gegangen und hat bis fünf Uhr in der Früh gedauert."

An Gaggls Seite standen bei diesem 20-stündigen Eingriff der bekannte Kärntner Unfallchirurg Heinz Bürger – "ein persönlicher Freund und einer der besten Handchirurgen der Welt" –, Oberarzt Jörn Wittig, Anästhesie-Oberarzt Peter Schmidt sowie drei OP-Pflegeteams und zwei Anästhesie-Pflegeteams. "Die Challenge sind die Gefäßanschlüsse (Anastomosen), weil man nur indirekt Zugang hat über den Mund und die Schnittführung vor dem Ohr", erklärt Gaggl.
Weltpremiere bei OP an SALK
Er entschied sich weltweit erstmals für den schwierigen Weg mit einem Zeh: "Sumayya ist erst 16 Jahre alt und sie hätte wochenlang nicht laufen können." Beim Gehen werde das Fehlen der zweiten linken Zehe laut SALK keine Probleme bereiten. Eine Prothese sei nicht in Frage gekommen, weil die nur 15 Jahre halten würde. Zudem gebe es das Risiko einer Infektion. "Das muss so verheilen, dass Sumayya in ihrer Heimat auf Dauer ohne Probleme leben kann." Aktuell trägt die 16-Jährige auch eine Zahnspange, damit der Biss abgesichert wird.
Gemeinsam mit ihrer Begleitperson Nishangul "Niki" Tajibaeva, einer ehrenamtlich tätigen Helferin, die früher selbst Patientin war, wird Sumayya noch bis Ende September in Salzburg sein, um spätere Infektionen und Komplikationen auszuschließen.
(Quelle: salzburg24)