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39 Prozent der Arbeitssuchenden in Salzburg mit Migrationshintergrund

Probleme mit Arbeitssuchenden mit Migrationshintergrund haben für Aufsehen gesorgt. (Symbolbild)
Veröffentlicht: 27. März 2018 11:24 Uhr
Vergangene Woche schlug ein interner Bericht des AMS hohe Wellen: Demnach gibt es gravierende Probleme bei der Jobvermittlung von Arbeitssuchenden mit Migrationshintergrund. Befragungen wurden dazu auch in Salzburg durchgeführt, konkret in der Stadt Salzburg und in Bischofshofen. Schwierigkeiten gebe es zwar auch in Salzburg, allerdings keine handgreifliche Gewalt gegen die Berater, heißt es vom AMS Salzburg. Verbale Übergriffe kommen immer wieder einmal vor, die größte Herausforderung stellen aber Sprachkenntnisse und Qualifikation dar.
Jacqueline Winkler

Der Bericht sollte eigentlich untersuchen, ob Arbeitssuchende mit Migrationshintergrund im Vergleich mit inländischen schlechter betreut oder von Unternehmen diskriminiert werden. Dazu konnten keine Ahnhaltspunkte gefunden werden. In den Vordergrund traten aber Aussagen von Betreuern. Demnach hätten sie Angst vor Gewaltausschreitungen, Mitarbeiter seien bedroht worden.

Aussagen sind Einzelbeobachtungen?

Wie bereits Kopf, weist auch Wilfried Beer, Pressesprecher AMS-Salzburg, darauf hin, dass es sich bei den Aussagen um Einzelbeobachtungen handelt. "Wir haben Rücksprache gehalten mit jenen Kolleginnen und Kollegen, die in Salzburg befragt wurden und wenige der angesprochenen Aussagen stammen aus Salzburg", erklärt Beer im Gespräch mit SALZBURG24. Konkret wurden im Bundesland Salzburg AMS-Mitarbeiter in den Geschäftsstellen in der Stadt Salzburg und in Bischofshofen befragt.

Beer: "Gewaltprobleme kann man in Salzburg nicht festmachen"

"Es gibt immer wieder Probleme mit allen Typen von Arbeitssuchenden. Die lassen sich aber meistens durch Aufklärung und Kommunikation lösen. Diese Art von Gewaltproblemen kann man für Salzburg nicht unbedingt festmachen", hält Beer fest. Die Aufgabe der AMS-Berater, auf der einen Seite Arbeit zu vermitteln, auf der anderen Seite auch Sanktionen durchzusetzen, kann zu Aggressionen bei Klienten führen, sagen Salzburger Mitarbeiter des AMS, wie der ORF berichtet. Verbale Übergriffe würden immer wieder vorkommen, diese seien aber nicht speziell auf eine Gruppe von Arbeitssuchenden beschränkt. Beer: "Das kommt immer wieder einmal vor."

Spezielle Schulungen für AMS-Mitarbeiter

Dafür werden die Mitarbeiter auch speziell geschult. In Salzburg wurden etwa Deeskalationsschulungen sowie interkulturelle Schulungen durchgeführt. Intern gibt es auch eigene Handlungsanweisungen, wie AMS-Vorstand Johannes Kopf betont. Etwa bei der Frage, ob jemand auf einen männlichen Berater bestehen könne oder eine Vollverschleierung zu akzeptieren sei. "Wir glauben nach eigener rechtlicher Prüfung, dass wir die Person wegschicken dürfen", sagte Kopf, "so handhaben wir es jetzt auch, aber wir haben die rechtliche Einschätzung nicht."

Auch AMS-Berater in Salzburg zunächst abgelehnt

Laut ORF soll eine Klientin etwa einen Mann als AMS-Berater zunächst abgelehnt haben, nach einem Gespräch akzeptierte sie ihn doch. Frauen mit Migrationshintergrund würden demnach in Salzburg hauptsächlich in der Tourismusbranche Arbeit finden, gefolgt von der Reinigungsbranche. Männliche Arbeitssuchende aus dieser Gruppe finden meist als Hilfsarbeiter am Bau eine Anstellung, im Reinigungsgewerbe oder kommen als Hausmeister unter.

In Salzburg beträgt der Anteil der Arbeitssuchenden mit Migrationshintergrund 39 Prozent. Die meisten kommen aus der Türkei, Bosnien-Herzegowina und Deutschland. Österreichweit liegt Salzburg damit an dritter Stelle, nach Wien (61 Prozent) und Vorarlberg.

Hauptproblem: Sprache und Qualifikation

Die Hauptprobleme in Salzburg sind fehlende Sprachkenntnisse und die Qualifikation, schildert Beer. "Das steht der Vermittlung grundsätzlich im Weg. Bei der Qualifikation ist das sowohl bei inländischen, als auch bei ausländischen Arbeitssuchenden ein Hindernis", betont er.

Angesprochen auf die geplanten Budgetkürzungen durch die Bundesregierung verweist Beer auf die Sitzung des AMS-Verwaltungsrates. Der berät am Dienstag über Einsparungen im AMS-Budget 2018. "Sobald man weiß, welche Auswirkungen das auf Salzburg hat, wird sich das Landesdirektorium dann im April damit befassen", sagt Beer.

Regierung lädt AMS-Chef Kopf vor

Aufgrund der Erkenntnisse hat die schwarz-blaue Bundesregierung AMS-Chef Johannes Kopf nun auch vorgeladen, was vor allem von der Opposition stark kritisiert wird. "Er erkennt ein Problem, er verhandelt es in der qualifizierten Öffentlichkeit intern, er geht das analytisch an und er geht dann in Gegenstrategien", zeigt sich Matthias Strolz (NEOS) empört. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) fordern hingegen eine Reform des Arbeitsmarktservice.

(APA/SALZBURG24)

(Quelle: salzburg24)

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