Das BioLife Blutplasmazentrum im Salzburger Stadtteil Neustadt feiert aktuell sein 50-jähriges Bestehen. Bei einem Pressegespräch am Donnerstag zog die Betreibergesellschaft Bilanz und gab einen Ausblick auf die kommenden Jahre.
Wofür wird Blutplasma benötigt?
Blutplasma wird grundsätzlich für die Herstellung von lebensnotwendigen Therapien benötigt. Es kommt etwa bei schweren Blutungen, Verbrennungen oder auch seltenen Krankheiten zum Einsatz. Blutplasma kann nicht künstlich hergestellt werden, weshalb es durch Spenden gewonnen wird.
Mit fast 1.100 Spenden zählt Marco Schreiner zu den Top-Spendern in Salzburg. Er hat nach einem Autounfall selbst erfahren, wie wichtig Blutplasma-Therapien sind und hat im Interview davon erzählt:
Aufwärtstrend nach Rückgang bei Blutplasmaspenden
Das Blutplasmazentrum in Salzburg schlug vor etwa einem Jahr Alarm, weil mit der Corona-Pandemie die Spendenbereitschaft der Bevölkerung abgenommen habe. „Wir haben durch Corona etwa 20 Prozent Einbußen gehabt, nicht nur in Salzburg, sondern österreichweit“, führt Elisabeth Maier, Zentrumsmanagerin in Salzburg, aus. „Aktuell gibt es wieder einen leichten Aufwärtstrend, wir sind aber noch nicht dort, wo wir vor Corona waren.“ Änderungen beim Spendeverhalten seien dabei klar erkennbar. „Es ist ein gesellschaftliches Thema. Die Leute kommen spontaner und sagen auch spontaner wieder ab.“ In Salzburg werden aktuell 40 Euro pro Blutplasmaspende als Aufwandsentschädigung bezahlt.
Neues Salzburger Blutplasmazentrum wird größer
Das seit 1975 bestehende Blutplasmazentrum in der Stadt Salzburg soll im kommenden Jahr grundlegend saniert werden. Der „charmante Altbau mit WG-Charakter“, wie die Einrichtung beim Pressegespräch genannt wurde, wird erneuert. „Wir haben uns dazu entschieden, dort zu bleiben, weil es eine sehr schöne Wohnzimmer-Atmosphäre hat. Wir werden sehr groß umbauen und notwendige technische Änderungen vornehmen“, gibt Maier einen Ausblick. So sollen etwa neue Geräte für die Schockgefrierung der Plasmaspenden eingebaut werden. Die Kosten für die Sanierung werden auf rund drei Millionen Euro geschätzt. Während der Arbeiten ist die Einrichtung für mehrere Wochen gesperrt.
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Österreich mit Vorreiterrolle
Im internationalen Vergleich sei die heimische Blutplasma-Wirtschaft vorbildlich, wie Christian Scherr, Head of BioLife Europe und Vorsitzender der IG Plasma, ausführt: „Es hat sich seit den Anfängen im Jahr 1964 eine sehr bemerkenswerte Infrastruktur herausgebildet. Wir haben heute in Österreich – angefangen von der Plasmaaufbringung über die Forschung bis hin zu Plasmafraktionierung – auch die komplette Logistik in Österreich abgebildet.“ Damit wären 10.600 Arbeitsplätze und eine jährliche Bruttowertschöpfung von 1,3 Milliarden Euro gesichert.
EU-weite SoHO-Verordnung wichtige Weichenstellung
Mit der EU-weiten „SoHO-Verordnung“ (Substances of Human Origin, also Stoffe menschlichen Ursprungs, Anm.) steht der heimischen Blutplasma-Wirtschaft in den kommenden Jahren eine große Weichenstellung bevor. Damit sollen die Rahmenbedingungen für die Mitgliedstaaten geschaffen werden. Scherr richtet hier einen Appell an die Politik, an den hohen Standards in Österreich festzuhalten. „Es wird immer wieder diskutiert, Spenderfrequenzen einzuschränken oder gewerbliche Fachstellen zu reduzieren. Da möchte ich darauf aufmerksam machen, dass man da sehr bewusst mit diesen Themen umgehen sollte.“
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In Europa würde aktuell der Großteil des Blutplasmas von Österreich, Deutschland, Tschechien und Ungarn bereitgestellt. Dennoch müssten 40 Prozent des Bedarfs aus den USA importiert werden, teilt Monika Wiesner, BioLife-Unternehmenssprecherin mit. „Aus den restlichen Ländern kommt somit marginal wenig Plasma. Die SoHO-Reform erstreckt sich über alle EU-Mitgliedstaaten. Hier muss man eben unterscheiden zwischen Ländern wie Österreich, wo ein funktionierendes System besteht und Ländern, wo es kein solches System gibt.“
Bis zur verpflichtenden Umsetzung ist noch etwas Zeit. Bis August 2027 müssen die Vorgaben als nationales Recht fertig finalisiert sein.
(Quelle: salzburg24)