Über 1.600 Mal hat sich ein Salzburger schon freiwillig einen Stich setzen lassen, um Blutplasma zu spenden. Der Mann zählt damit mit Abstand zu den treuesten Spendern des Blutplasmazentrums in der Salzburger Paracelsusstraße. Die meisten kommen aber seltener. Und seit Corona noch viel seltener. Die monatlichen Spenden sind seit 2020 um 22 Prozent gesunken, 2023 zählte man in absoluten Zahlen gerade mal noch 9.800 Spenden. Verringert habe sich sowohl die Zahl der neuen Spender:innen als auch die Zahl der Spenden pro Person, so die Managerin des BioLife Plasmazentrums Salzburg, Elisabeth Maier, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Kam der durchschnittliche Spender vor Corona noch 15 Mal pro Jahr ins Plasmazentrum, sind es mittlerweile nur mehr zwölf Mal pro Jahr. „Dieser Rückgang gefährdet die Versorgungssicherheit mit lebensnotwendigen Medikamenten, die aus Plasma hergestellt werden.“
Zahlreiche Medikamente werden mit Blutplasma hergestellt
Rund 100 verschiedene Präparate werden aus Blutplasma hergestellt. Eingesetzt werden diese Medikamente hauptsächlich bei der Behandlung seltener Erkrankungen, Immunstörungen, Blutgerinnungsstörungen oder auch schweren Verbrennungen. Aber auch Anti-Rhesusfaktor-Immunglobulin zum Schutz von Schwangeren bei Rhesus-Unverträglichkeit werden aus Blutplasma gewonnen.
Rund 80 Prozent der Bevölkerung sind einmal in ihrem Leben auf Medikamente aus Blutplasma angewiesen. „Diese Medikamente sind ein wesentliches Werkzeug der Ärzteschaft und wenn der Mangel an Blutplasma auf die Akutversorgung trifft, dann haben wir ein Problem“, betont Karl Forstner, Präsident der Salzburger Ärztekammer. Die USA liefern aktuell etwa 70 Prozent des weltweiten Plasmas – ein Ungleichgewicht, das schnell zu Lieferengpässen und Unterversorgung führen könnte, meint der Mediziner. Das in Österreich gewonnene Blutplasma wird auch in Österreich verarbeitet. Von der Blutplasmaspende bis zum Medikament dauert es zwischen sieben und zwölf Monate.
Plasmazentrum, Politik und Ärztekammer mit Appell an Salzburger:innen
Die Gründe für die mangelnde Spendenbereitschaft sei zum einen auf die gesellschaftlichen Veränderungen seit der Corona-Pandemie zurückzuführen, zum anderen in den veränderten Arbeitsgewohnheiten und dem verstärkten Homeoffice, glaubt Maier. „Früher war Plasmaspende für viele ein fester Bestandteil von oder nach der Arbeit. Durch den Anstieg des Homeoffice und die flexiblere Zeiteinteilung hat sich das geändert. Die Spende ist nicht mehr so leicht in den Alltag zu integrieren.“
Gemeinsam mit Gesundheitslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) und dem Ärztekammerpräsidenten appelliert Maier an die Salzburger Bevölkerung, sich vermehrt für Blutplasmaspenden zur Verfügung zu stellen. Es gehe dabei auch um solidarisches Handeln in einer Gesellschaft, ergänzt Gutschi: "Jeder kann etwas dazu beitragen, unser Gesundheitssystem zu stärken."
Blutplasma kann nicht künstlich hergestellt werden, weshalb die Medizin – wie auch beim Blutspenden – auf die Freiwilligkeit und das Engagement der Salzburgerinnen und Salzburger angewiesen ist.
Das Blutplasma macht etwa 60 Prozent unseres Blutes aus, die restlichen 40 Prozent sind rote und weiße Blutkörperchen. Bei der Blutplasmaspende werden eben diese festen Bestandteile vom Plasma über ein Schlauchsystem getrennt und noch während der Spende dem Spender bzw. der Spenderin wieder zurückgeführt. Übrig bleibt eine klare, gelbliche Flüssigkeit – das Blutplasma mit über 1.000 verschiedenen Eiweißstoffen.
Wann und wie oft kann ich Blutplasma spenden?
Spender:innen müssen gesund, zwischen 18 und 65 Jahre alt sein und mindestens 50 Kilogramm wiegen. Vor der ersten Spende machen die Interessenten einen Bluttest, außerdem werden Parameter wie Blutdruck, Puls oder Körpergewicht kontrolliert. Die Spende dauert etwa 45 Minuten, Spender:innen erhalten eine Aufwandsentschädigung von 39 Euro sowie einen regelmäßigen Gesundheitscheck. Bis zu 50 Plasmaspenden pro Jahr seien möglich, ohne dabei die Gesundheit zu gefährden. Blut- und Plasmaspenden schließen sich übrigens nicht aus. Es solle allerdings ein zeitlicher Abstand zwischen den beiden Spenden liegen. Gebraucht wird beides.
(Quelle: salzburg24)