Das Ende für den Rotkreuz-Parkplatz auf der linken Salzburger Altstadtseite wurde eigentlich bereits 2019 beschlossen. Doch seitdem hat sich nicht viel getan. Zuletzt forderte die Bürgerliste (Grüne in der Stadt Salzburg) im heurigen Sommer neuerlich das Aus. Für einiges an Aufregung sorgte am Montag dann ein Bericht der "Salzburger Nachrichten" (SN): Der Parkplatz mit 67 Stellplätzen soll im Jahr 2026 während einer Testphase zwei Monate lang frei von Fahrzeugen bleiben. Für eine endgültige Sperre und Neugestaltung fehle angesichts der angespannten Budgetsituation jedoch noch das Geld. Die Einnahmen aus dem Parkplatz müssen für das Rote Kreuz kompensiert werden.
In der autofreien Zeit soll der Platz jedenfalls anderweitig genutzt werden – als Vorbild dient etwa das Salzburger Stadtfest. Damals verwandelte sich die Fläche in einen großen Picknickplatz. Ein endgültiges Konzept soll im Rahmen einer Bürger:innen-Beteiligung ausgearbeitet werden.
Altstadtverband gegen Aus des Rotkreuz-Parkplatzes
Gegen die Pläne der Stadtregierung protestierte derweil der Altstadtverband. Der Rotkreuz-Parkplatz müsse in seiner gesamten derzeitigen Größe vollständig erhalten bleiben und zum Bewohner:innen-, Handwerker:innen- und Kurzpark-Konsument:innen-Parkplatz inklusive Rad-Abstellflächen adaptiert werden, wird in einer Aussendung gefordert. Für eine funktionierende Altstadt sei die Parkfläche unerlässlich, heißt in einer Aussendung. Es handele sich um eine "lebensnotwendige Infrastruktureinrichtung" für die Wirtschaftsbetriebe der Altstadt. "Es ist keine Lösung, einen vorhandenen, bestens etablierten und von allen Seiten gut angebunden Parkraum, der weitgehend über alle notwendigen Kriterien verfügt, die für die Erreichbarkeit, Funktionalität und Alltagstauglichkeit der Altstadt notwendig sind, zu eliminieren bzw. massiv zu verkleinern", sagt Roland Aigner, Geschäftsführer des Altstadtverbandes Salzburg. Die Altstadtverantwortlichen regen an, den Rotkreuz-Parkplatz als zentralen Fahrrad-Hotspot im städtischen Radkonzept zu verankern. Der Standort eigne sich ideal für Rad-Abstellflächen, Boxen und eine öffentliche Toilette mit Waschraum. Die Idee, den Parkplatz als Erholungsfläche zu nutzen, lehnt der Verband ab: Aufgrund der Lage am Berg sei er dafür ungeeignet – die angrenzenden Grünflächen am Franz-Josefs-Kai böten sich wesentlich besser an.
Verschärfte Verkehrsprobleme?
Die Wirtschaftskammer befürchtet durch das Aus des Rotkreuz-Parkplatzes eine Verschärfung der Verkehrsprobleme und ortet einen Schlag gegen die heimische Wirtschaft. "Die Betriebe in der Innenstadt benötigen Parkmöglichkeiten – sowohl für ihre Kundinnen und Kunden als auch für Lieferanten und Handwerksbetriebe", meint Salzburgs Ex-Bürgermeister und nunmehriger Bezirksstellenobmann der WKS, Harald Preuner (ÖVP). "Der Rotkreuz-Parkplatz ist ein Garant für kurze Wege und dafür, dass Einkaufen in der Innenstadt unkompliziert bleibt."
Die vorgeschlagene Schließung sei für Preuner "reine Symbolpolitik. Sie löst das Verkehrsproblem nicht, sondern verschärft es – durch noch mehr Parksuchverkehr und zusätzliche Belastungen für Anrainer und Betriebe." Flächen für Handwerker und Lieferverkehr müssen laut WKS unbedingt erhalten bleiben. Die Einfahrt in die Mönchsberggarage sei aufgrund der maximalen Einfahrtshöhe von 2,05 Metern für viele Transportfahrzeuge ungeeignet. Damit würden zusätzliche Probleme für den täglichen Waren- und Dienstleistungsverkehr drohen.
"Wovor fürchten sich die Wirtschaftskammer und der Altstadtverband eigentlich?", fragt Ingeborg Haller, Klubobfrau der Bürgerliste, am Dienstag via Aussendung. "Der Rotkreuz-Parkplatz ist ein Sinnbild für die rückwärtsgerichtete Verkehrspolitik in unserer Stadt. Tag für Tag, insbesondere im Sommer, stauen sich die Autos rund um den Platz. Diese Blechlawine gehört zurück in die verkehrspolitische Mottenkiste", so Haller, die nicht mit Kritik an Preuner spart: "Vom Kranzlfahren bis hin zum Kreisverkehr hat die ÖVP so ziemlich alles probiert, was geht. Allerdings ohne Erfolg: Stau bleibt Stau und der bedeutet Stillstand", meint Haller.
NEOS-Kritik an Stadtregierung und Preuner
"Mit den einzelnen Maßnahmen, die vonseiten der Stadt alle paar Wochen für Straßen vorgeschlagen werden – oder jetzt mit der Auflassung des Rotkreuz-Parkplatzes – entsteht in Salzburg ein Flickenteppich der Mobilitätswende", kritisiert NEOS-Gemeinderat Lukas Rupsch in einer an die S24-Redaktion übermittelten Stellungnahme. "Ein gesamtheitliches Mobilitätskonzept für die Stadt lässt weiterhin auf sich warten." Für Betriebe würde eine umfassende Verkehrslösung die Situation deutlich verbessern, so die NEOS. "Dass sich Ex-Bürgermeister Preuner darüber nicht begeistert zeigt, überrascht mich persönlich nicht, moderne Ansätze und Veränderung sind diesem auch nicht bekannt", sagt Rupsch.
Die Fronten zwischen Politik und Wirtschaft scheinen verhärtet zu sein. Das letzte Wort um die Zukunft des Rotkreuz-Parkplatzes in der Salzburger Altstadt ist daher mit Sicherheit noch nicht gesprochen.
(Quelle: salzburg24)