Der Tourismus in Salzburg erlebt weiter einen Höhenflug, Salzburgs Gastronomen gehen aber nach und nach die Arbeitskräfte aus. So fehlen vor allem Lehrlinge. “Seit 2008 ist die Zahl der Lehrlinge im Tourismus fast um 50 Prozent zurückgegangen“, berichtet Ernst Pühringer, Fachgruppenobmann der Salzburger Gastronomen, im Gespräch mit SALZBURG24.
Lehre im Tourismus attraktiv machen
Was Pühringer als Grund für die niedrigen Lehrlingszahlen ausmacht? “Junge Menschen bleiben lieber in der Schule und wollen Matura machen.“ Die Lehre habe hingegen ein Image-Problem. “Dagegen versuchen wir mit Positiv-Kampagnen anzukämpfen.“ Außerdem soll eine neue Zielgruppe für die Lehre gewonnen werden. “Wir versuchen AHS-Absolventen anzusprechen und fördern finanziell die Lehre mit Matura. Auch mit einer Erwachsenenlehre versuchen wir dem Trend gegenzusteuern“, berichtet Pühringer, der selbst das Hotel & Gasthof Hölle in der Stadt Salzburg führt.
Arbeitszeiten als Hindernis in Gastronomie
Warum die Tourismusbranche händeringend nach Fachkräften sucht, liege auch an den Arbeitszeiten. “Natürlich muss man in der Gastronomie abends und am Wochenende arbeiten. Das wollen viele junge Menschen aber nicht mehr“, erklärt der Fachgruppenobmann, der dafür einen anderen Grund ausschließt: „Ich glaube nicht, dass es am Lohn liegt.“ Mittlerweile werde im Tourismus gut gezahlt.
Beschäftigung von Asylwerbern schwierig
Dass die verstärkte Integration von Asylwerbern die Situation entschärfen könnte, glaubt der Gastronom nicht. “Leider ist die Sprachbarriere in vielen Fällen ein großes Hindernis.“ Auch die häufig unsichere Zukunft der Asylwerber mache eine Anstellung schwierig: “Ich habe das bereits in meinem eigenen Betrieb erlebt. Wir hatten einen Flüchtling eingestellt, der dann nach ein paar Monaten einen negativen Asylbescheid erhalten hat und Österreich verlassen musste.“
Ein Problem für Salzburg und den Westen
Arbeitskräftemangel herrscht im Tourismus vor allem im Westen Österreichs. Im Bundesland Salzburg lässt sich das anhand der Anzahl der Bewerber auf Stellenausschreibungen greifbar machen. “In der Stadt Salzburg kommen 0,6 Bewerber auf eine Stelle, im Innergebirge sogar nur 0,06“, erzählt Pühringer. Besser sieht die Situation im Osten des Landes aus, wieso sich der Gastronom auch Hilfe aus Wien erhofft. “Wir müssen Druck auf die Politik machen. Es müssen Anreize geschaffen werden, damit Fachkräfte aus beispielsweise Wien in den Westen kommen.“
Mehr Bewerber als Stellen laut Statistik
Stutzig machen indes die aktuellen Zahlen des AMS Salzburg. So waren im Jahr 2017 durchschnittlich 2.981 Arbeitskräfte aus der Tourismussparte als arbeitslos gemeldet gewesen. Demgegenüber stehen 1.097 durchschnittlich offene Stellen. Von einem Arbeitskräftemangel lässt sich mit Blick auf die Statistik eigentlich nicht sprechen. Die Differenz erklärt sich Pühringer wie folgt: "Während der Sommer- und Wintersaison ist diese Differenz kleiner, in der Zwischensaison größer, weil viele in dieser Zeit freimachen." Ein Teil der Arbeitslosen sei auch nicht vermittelbar. Der Gastronom hält den Zahlen auch ein Beispiel entgegen: "Ich kenne selbst ein Wirtshaus, das derzeit drei Stellen ausgeschrieben und bislang noch keine Bewerbung erhalten hat."
Lehrlingszahlen steigen leicht
Einen kleinen Lichtblick gibt es immerhin schon. Seit zwei Jahren steigt die Zahl der Lehrlinge in der Tourismusbranche wieder an, wie die Wirtschaftskammer Salzburg auf SALZBURG24-Nachfrage mitteilte. Im Bundesland Salzburg bestanden im Jahr 2016 insgesamt 295 Lehrlinge im touristischen Bereich ihre Lehrabschlussprüfung, 2017 waren es 314.
(Quelle: salzburg24)