Schon seit zehn oder elf Jahren – so genau weiß er das gar nicht – ist Anis Melliti einer von vier Totengräbern am Kommunalfriedhof in der Stadt Salzburg. Noch ist es still und leer am Friedhof, anlässlich von Allerheiligen am Freitag wird es aber wie jedes Jahr zahlreiche Menschen an die Gräber ihrer Verstorbenen ziehen.
Inmitten von Grabsteinen in den verschiedensten Formen und Größen, die entlang der verschlungenen Wege aufgereiht sind, treffen wir Melliti Mittwochfrüh an seinem Arbeitsplatz. Mit Schmäh und vor allem einer beeindruckenden Lässigkeit erzählt er vom Ausheben der Gräber mit nicht mehr als einer Schaufel, vom beißenden Geruch der Toten und von Kindergruften.
Vom Bademeister zum Totengräber
Man spürt, was nur schwer vorstellbar scheint: Die Arbeit begeistert ihn. Und das betont der 41-Jährige auch immer wieder – was nicht zuletzt wohl an unseren ungläubigen Blicken liegt. Er genießt die Natur, die körperliche Arbeit und die Ruhe. Von dieser hatte er in seinem vorherigen Beruf als Bademeister nicht allzu viel. „Wie kommt das an, wenn man sagt, dass man als Totengräber arbeitet?“, fragen wir ihn. „Wenn Leute normal arbeiten, ist das für mich auch so.“ - „Komisch?“ -„Ja genau, komisch.“
Tägliche Arbeit am Salzburger Kommunalfriedhof
Die Arbeit am Friedhof sei für den 41-Jährigen mittlerweile normal – das Ausheben von Gräbern alltäglich. „Am Anfang haben wir alle Gräber nur mit Handwerkzeugen und Schaufeln ausgehoben.“ Je nach Größe und Bodenbeschaffenheit gehe es manchmal nur klassisch mit Schaufeln. In höchstens drei Stunden ist ein 2,20 Meter tiefes Grab ausgehoben, erzählt Melliti. Für größere Gräber oder Gruften gibt es mittlerweile aber auch einen Bagger.
Immer wieder kommen wir bei unserem Spaziergang an solchen Groß-Gruften in der Größe mehrerer Gräber vorbei – einige davon eigens für Kinder. Erkennbar an den zahlreichen Kerzen, bunten Blumen und kleinen Engelsfiguren, die davor aufgestellt sind.
Täglich mit dem Tod konfrontiert zu werden, sei anfangs schwierig gewesen. Mittlerweile denke der Totengräber darüber aber nicht mehr wirklich nach, sagt er, bevor er anfängt über das Einräumen einer Gruft zu sprechen. Trotz Särgen aus Metall und Atemschutzmasken rieche man die Toten – so stark und beißend, dass ihm davon oft sogar die Augen tränen.
Irgendwie eigenartig, hier bei schönstem Herbstwetter, inmitten hoher Bäume, durch die vereinzelt Sonnenstrahlen fallen, über den Geruch von Toten zu sprechen. Und dabei sogar immer wieder zu lachen. Aber wenn Melliti derart begeistert und locker von seiner Arbeit erzählt, können wir nicht anders. Als sei es das Normalste der Welt, als gehöre der Tod – wie für den Totengräber – zum täglichen Leben dazu.
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(Quelle: salzburg24)