Ein Menschenwirrwarr, wohin das Auge reicht. Das Kongresshaus inmitten der Stadt Salzburg ist dieser Tage das Zentrum des Europa-Gipfels. Politiker, Experten und Medienvertreter in feinem Zwirn plaudern ebenso angeregt wie zahlreiche Burschen und Mädchen, die mit ihren Schulklassen den Kongress besuchen.
Salzburg als Politikbühne
Ein Team rund um den früheren Landeshauptmann Franz Schausberger, Gründer und Vorsitzender des Instituts der Regionen Europas (IRE), organisiert die Großveranstaltung. Das Europaforum steht wie bereits der EU-Gipfel vor knapp zwei Wochen im Zeichen des drohenden EU-Austritts der Briten.
Europas Zukunft an Afrika geknüpft
Bei einer Podiumsdiskussion am Montag, an der unter anderem der ehemalige österreichische Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) teilnahm, wurde die Frage nach der Zukunft Europas thematisiert. Keynote-Speaker Prinz Asfa-Wossen Asserate, ein äthiopisch-deutscher Politexperte, betonte, dass die Zukunft Europas mit jener Afrikas verknüpft sei. Der vom Schwarzen Kontinent nach Europa übersetzende Migrationsstrom sei ein Problem, an dem beide Kontinente Interesse hätten, es zu lösen.
"Das Geld gleich in die Tonne werfen"
Doch wie? „Wir müssen das Problem bei der Wurzel anpacken“, forderte Rupprechter. Die Grenzen einfach zu öffnen, würde indes nur Schleppern in die Karten spielen. Asserate regte dazu an, den afrikanischen Ländern vor Ort zu helfen. „In vielen Ländern Afrikas liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 60 Prozent!“ Würden sich die Lebensumstände in Afrika verbessern, würde auch die Migration nach Europa abnehmen. „Aber mit wem soll Europa zusammenarbeiten? Mit vielen aktuellen Staatschefs Afrikas ist das schwer möglich. Da kann man das Geld gleich in die Tonne werfen“, fand Asserate deutliche Worte.
Afrika braucht Europas Hilfe
Von einem Marshallplan für Afrika sei häufig die Rede. „Egal, wie wir es nennen: Afrika braucht Hilfe“, brachte es Ivan Vejvoda vom Institute of Human Science auf den Punkt. Der Stellvertretende Premierminister des Kosovo, Enver Hoxhaj, sagte dazu: „Der Marshallplan in Europa war erfolgreich, weil er auch ein friedensstiftendes Projekt war.“ Generell stelle man zu diesem Thema jedoch die falschen Fragen: „Wir wollen nur wissen, wie die Afrikaner nicht nach Europa kommen.“
Politiker bedienen menschliche Ängste
„Und diese Angst vor dem Fremden wird in der Politik von Populisten gerne ausgenützt“, ergänzte Karl-Heinz Lambertz, Präsident des Europäischen Ausschusses der Regionen. Vielmehr müsse die Migration als Mehrwert verstanden werden. Denn eines sei auch klar: „Bei diesem Thema sehe ich derzeit ein Versagen Europas. Wir müssen das Thema in den Griff bekommen, sonst schlittert Europa in eine Krise.“
Eine Frage des Wollens
Anhaltezentren außerhalb Europas können nicht die Lösung des Problems sein, war sich der albanische Politiker Genc Pollo sicher: „Ich halte diesen Vorschlag eher für ein PR-Manöver.“ Dafür wäre es wichtig, dass Europas Länder eine gewisse Zahl an Flüchtlingen aufnimmt, fand die Mitbegründerin der Bürgerinitiative Pulse of Europe, Nini Tsiklauri. „Das ist nur eine Frage des Wollens.“ In einem waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig: Europa könne die Augen nicht vor dem aktuellen Migrationsproblem verschließen. Es braucht Lösungen.
(Quelle: salzburg24)