Wer in der Stadt Salzburg unterwegs ist, begegnet meist der einen oder anderen Pferdekutsche. Doch ob das Fiakergeschäft auch in Zukunft weitergeführt werden sollte oder ob es längst ausgedient hat, darüber scheiden sich die Geister.
E-Kutschen als Alternative?
Als Alternative werden zum Beispiel Elektrokutschen gehandelt. Grundsätzlich zeigt sich Fiakersprecher Franz Winter im Gespräch mit SALZBURG24 „offen für alles“. Wenn die Nachfrage nicht mehr da wäre, würde man das Geschäft selbstverständlich früher oder später aufgeben. Derzeit sei das Interesse aber nach wie vor gegeben: „Wir reden mit den Leuten auch darüber und viele sagen, dass Dinge wie das Hufklappern die Fahrten ausmachen. Sicher haben E-Kutschen auch ihre Berechtigung, da fehlt jedoch einfach das Romantische.“ Zudem müsste man auch den Kostenfaktor berücksichtigen, meint Winter. Denn eine E-Kutsche liege bei etwa 70.000 oder 80.000 Euro. „Wenn man dann fünf oder sechs davon pro Betrieb kauft, sind das schnell 420.000 Euro. Das Geld muss man auch erst einmal wieder verdienen.“
Hitze entfacht Debatte immer wieder
Auch über den Einsatz der Pferde bei Hitze wird seit Jahren immer wieder diskutiert. Gerade wenn die Temperaturen wie heute auf rund 33 Grad klettern, ist die Debatte aktuell. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) kritisiert etwa in einer Aussendung: „Im Dezember 2020 wurde vom Salzburger Gemeinderat einstimmig eine neue Hitzefrei-Regelung ab 30 Grad mit einer Messung der Temperatur am Fiakerstand in der Altstadt ab Sommer 2021 beschlossen. Doch die Fiaker weigern sich nach wie vor, diese neue Regelung umzusetzen.“
Winter entgegnet im Gespräch mit SALZBURG24 am Dienstagvormittag, dass er heute mit den Pferden zuhause bleiben würde. Bis jetzt sei das dieses Jahr zwei Mal der Fall gewesen. Bei Temperaturen von 34 oder 35 Grad käme sowieso kaum noch jemand in die Stadt. Grundsätzlich würden die Pferde aber unter Temperaturen von über 30 Grad nicht automatisch leiden: „Die Tiere sind ja bei uns aufgewachsen, die sind die Temperaturen von klein auf gewöhnt. Beim Dom stehen wir im Schatten und sie bekommen regelmäßig Wasser. Bei einer Tour von 25 Minuten sind wir zu 70 Prozent im Schritt unterwegs, davon etwa 15 Minuten im Schatten“, kontert der Kutscher.
Corona ändert Klientel
Aktuell gibt es laut Winter fünf Betriebe mit insgesamt 14 Kutschen, die in die Mozartstadt fahren. Nutzen würden deren Angebot sowohl Touristen, als auch Einheimische: „Normalerweise kommen etwa 60 Prozent der Gäste aus dem Ausland.“ Die meisten Salzburger würden Fahrten zu besonderen Anlässen, wie etwa Firmungen, Hochzeiten oder wenn sie Besuch bekommen, buchen. Im vergangenen Jahr hat sich das Verhältnis jedoch gedreht: „Während Corona hatten wir sicher 80 bis 90 Prozent einheimische Gäste“, bilanziert der Kutscher. „Die Touristen haben natürlich gefehlt, die Mitarbeiter waren auf Kurzarbeit. Es war nicht einfach für uns, weil auch wir vom Tourismus leben."
Fiaker vorsichtig optimistisch
Gerade laufe der Tourismus erst wieder an. Vorsichtig zuversichtlich blickt Winter auf die nächsten Wochen. Denn bei den Salzburger Festspielen etwa gebe es oft viel zu tun: „Wir bringen viele Gäste vom Hotel zu den Spielstätten oder von dort aus zu den Restaurants“, schildert Winter. Dennoch bleibe man vorsichtig, denn wie sich die Corona-Situation bis in den Herbst entwickelt, sei ungewiss.
Holpriger Heiratsantrag
Für die Fiaker selbst gehöre aber mehr dazu, als Menschen von A nach B zu bringen. Immer wieder erlebe man lustige oder kuriose Momente, etwa bei Heiratsanträgen, Junggesellenabschieden oder Verlobungsfahrten. „Ein Gast wollte nach Leopoldskron, um dort einen Heiratsantrag zu machen. An diesem Tag hat es auch ein wenig geregnet. Ich habe schon die ganze Zeit gemerkt, dass er total nervös war und nicht richtig wusste, wie er die Sache angehen soll. Vor lauter Aufregung hat er sich dann am Weiher noch genau in eine Pfütze gekniet. Aber die Dame hat trotzdem ‚ja‘ gesagt“, erzählt der Kutscher mit einem Schmunzeln.
Ein weiterer unvergesslicher Moment war für Winter, als er eine Frau zum 100. Geburtstag durch die Stadt fuhr: „Das war ihr erstes Mal auf einer Kutsche. Sie hat dann auch gesagt, dass sie Salzburg noch nie aus einer so schönen Perspektive gesehen hat.“ Ob auch in Zukunft Einheimische, Touristen und Fiaker noch in der Pferdekutsche solche Momente erleben oder doch in der E-Kutsche oder einem anderen Gefährt, wird sich zeigen.
(Quelle: salzburg24)