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Heinz Schaden sagt im Costa-Concordia-Prozess aus

Veröffentlicht: 01. Dezember 2014 13:49 Uhr
Im Prozess gegen den Kapitän des im Jänner 2012 havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia vor der toskanischen Insel Giglio hat am Montag Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden als Zeuge ausgesagt. "Es war mir ein Bedürfnis zu berichten, was damals in der Nacht passiert ist", schilderte Schaden, der das Unglück unverletzt überlebt hatte, der APA.

Dem Bürgermeister war es ein persönliches Anliegen, zur Wahrheitsfindung beizutragen. Er sagte bei der Verhandlung in Grosseto gleich als erster von mehreren geladenen Zeugen aus. Die Befragung dauerte eine Stunde und wurde von einer Dolmetscherin übersetzt.

"Fast zwei Stunden wurde nichts getan"

"Meine Hauptaussage heute war: Man hat zwei schwere Fehler gemacht, es wurde zweimal grob fahrlässig gehandelt. Das Schiff ist unter Ausschaltung des Autopiloten mit 15,5 Knoten im rechten Winkel auf die Küste zugefahren. Im letzten Augenblick ist dann versucht worden, abzudrehen. Das Schiff schlug mit dem Heck auf, es entstand ein 70 Meter langer Riss."

 

Das havarierte Schiff vor der Küste / APA/EPA Salzburg24
Das havarierte Schiff vor der Küste / APA/EPA

Vor Gericht habe er seinen Zorn zum Ausdruck gebracht und es seien auch Emotionen hochgekommen, als er über die Ereignisse in der Unglücksnacht berichtete, erzählte der Bürgermeister. Denn nach der Havarie hätte doch sofort klar sein müssen, dass das Schiff bei so einem Riesen-Leck nicht mehr schwimmtauglich sei, es waren viele Schotten aufgerissen. "Fast zwei Stunden wurde nichts getan. Wenn man rechtzeitig evakuiert hätte, hätte es keine Toten gegeben", sagte Schaden zum Richter. "Mir war sofort klar, dass das Schiff verloren ist. Wenn der Strom ausgefallen ist, heißt das, dass die Maschinen stehen - weil Wasser im Maschinenraum ist."

Schaden verließ als einer der letzten das Schiff

Salzburgs Bürgermeister war einer der letzten Passagiere, die das Schiff verließen, das schon eine starke Schieflage hatte. "Wir sind in Wasserlinie in die Rettungsboote gestiegen." Er habe sich an die Rettungsregeln "Frauen, Kinder und alte Leute zuerst" gehalten, betonte Schaden. Er bedankte sich offiziell beim Bürgermeister und beim Vizebürgermeister von Giglio für die große Hilfe in der Unglücksnacht. "Diese Botschaft an das Gericht, Danke zu sagen, das war mir heute ebenfalls wichtig. Der Vizebürgermeister ist auf das untergehende Schiff hinauf und hat versucht, Leute zu bergen. Er gehört zu jenen, die in dieser Nacht Heldenmut bewiesen hat. Die beiden haben gesagt, ich soll nach Giglio kommen." Er werde im nächsten Jahr nach Giglio reisen, um sich bei den Bürgern dort persönlich für ihre Hilfsbereitschaft zu bedanken, erklärte Schaden.

Schaden lehnte Abfertigung der Reederei ab

Bereits vor rund einem Jahr hatte Schaden eine Sachverhaltsdarstellung an das Gericht übermittelt. Eine Abfertigung der Reederei von 14.000 Euro lehnte er ab, weil er sonst auf alle Rechtsmittel verzichten hätte müssen und bei dem Prozess nicht als Zeuge hätte aussagen können. Er hat sich dem Strafverfahren als Privatbeteiligter angeschlossen. Zur Verhandlung begleitet wurde Schaden von einem italienischen Rechtsanwalt aus Verona.

Am Dienstag soll Kapitän Francesco Schettino einvernommen werden. Er muss sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Verlassen des Schiffes verantworten. An Bord der Costa Concordia waren rund 4.200 Passagiere, 32 starben bei dem Unglück. 77 Österreicher überstanden die Havarie unverletzt. (APA)

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  • Die letzte Reise der Costa

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(Quelle: salzburg24)

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