Als „Lebensaufgabe“ bezeichnet der für den Bau zuständige Lukas Crepaz, kaufmännischer Direktor bei den Salzburger Festspielen, das Großprojekt Festspielbezirk 2030 bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Die erste Etappe des jahrelangen Aus- und Umbaus ist der Bau des Festspielzentrums am Herbert-von-Karajan-Platz hinter der Pferdeschwemme. Heute war es vor Ort noch ruhig – doch das ändert sich ab kommendem Montag. Denn dann verwandelt sich der Bereich im Herzen der Salzburger Altstadt in eine Baustelle. Zunächst beginnen die Vorarbeiten: Leitungen müssen etwa im Untergrund so verlegt werden, damit sie nicht im Weg sind und Gebäude stromfrei gemacht werden, erklärt Michael Brandauer, der Gesamtbauverantwortliche, im SALZBURG24-Interview bei einem Lokalaugenschein (siehe Video). Danach geht es mit den Abbrucharbeiten des früheren Café Niemetz weiter. „Stützmaßnahmen für die Pferdeschwemmenwand müssen berücksichtigt werden“, so Brandauer weiter. Die Baugrube, die ausgehoben wird, geht ungefähr siebeneinhalb Meter in die Tiefe.
Platzierung des Krans "besondere Herausforderung"
Auf der Baustelle wird zudem ab Mitte September ein Brückenkran benötigt. Doch die Platzierung des Geräts stelle aufgrund des beengten Baufeldes eine besondere Herausforderung dar, sagt der Experte. Deshalb war eine innovative Lösung nötig. „Wir werden den Kran in der Mitte über die Straße stellen. Wir bauen eine entsprechende Brückenkonstruktion mit einer Plattform, auf der der Kran, der die beiden Baufelder bedienen wird, aufgestellt wird.“ Geführt wird die Konstruktion über den Obus-Leitungen.
Einschränkungen für Verkehr während Bauphase
Eine solche Baustelle bringt auch Einschränkungen für den Verkehr mit sich. Von der Ausfahrt des Neutors bis zum Karajan-Platz wird der Verkehr einspurig geführt, damit genügend Platz für An- und Ablieferungen bleibt. Die Ampelregelung wird vor das Sigmundstor verlegt. Simulationen hätten gezeigt, dass diese Maßnahme „keine große Einschränkung“ für den Verkehr bringen werde, so Brandauer. Der Radfahrverkehr ist weiterhin möglich und ein Fußgängerweg zwischen Herbert-von-Karajan-Platz und Neutor bleibt erhalten. Ab 2026 wird das Neutor für vier bis fünf Monate gesperrt.
Zeitplan für den Bau des Festspielzentrums:
- Das Kartenbüro zieht um und wird ab 7. Oktober bis zur für 2026 geplanten Fertigstellung des Festspielzentrums in der Wiener-Philharmoniker-Gasse 3 zu finden sein.
- Umlegung der Stromversorgungen für die Pferdeschwemme und den Garagenzugang
- Kranaufstellung & Baustelleneinrichtung mit temporär geänderter Verkehrsführung – Mitte September 2024
- Rückbauarbeiten Bestandsgebäude vor Prospektwand – Ende Oktober 2024
- Schichtweiser Aushub mit archäologischer Begleitung zur Herstellung der Baugrube Oktober 2024 - März 2025
- Spezialtiefbau und Herstellung Stützkonstruktion der Prospektwand Mitte Oktober - Dezember 2024
- Errichtung des Rohbaus Mitte Januar 2025 - August 2025
- Fertigstellung Festspielzentrum im Frühjahr 2026
Glaspavillon und Veranstaltungssaal
Entstehen soll sozusagen ein Willkommensbereich der Salzburger Festspiele. Wenn man sich künftig dem Herbert-von-Karajan-Platz nähert, sollten einem die messingfarbenen, schimmernden Eingangstore bereits aus der Ferne ins Auge stechen. Das Tor vor der Prospektwand wird wieder geöffnet. Geplant ist ein sogenanntes Festspielzimmer. In dessen Mitte sollen in einem gläsernen Pavillon nicht nur die Besucherinnen und Besucher des Kultur-Events empfangen werden, sondern auch Einheimische und Tourist:innen. Eines der Highlights soll eine großzügige Wendeltreppe sein, die in das Foyer der Veranstaltungsebene führt. In einem ganz in Holz gekleideten Veranstaltungssaal sind ganzjährig Vorträge, Empfänge oder Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern geplant. Offen sei der Saal auch für andere Veranstalter als die Festspiele, betont Lukas Crepaz. Festspielpräsidentin Kristina Hammer meint, dass die Öffnung des Tores zur Altstadt eine Teilhabe für alle ermöglichen werde.
Als Gimmick wurde am Mittwoch ein goldener Ziegel gezeigt, der das Modell des Zentrums beinhaltet, wenn man ihn aufklappt. Als eine Art Zeitkapsel wird dieser ins Fundament eingemauert und womöglich in vielen Jahren oder sogar Jahrhunderten wiederentdeckt.
Mäzen zahlt 11,7 Millionen Euro
11,7 Millionen Euro und somit die kompletten Errichtungskosten übernimmt der Schweizer Unternehmer Hans-Peter Wild. Er ist Präsident des Verwaltungsrates des Getränkeherstellers Capri-Sun und Eigentümer der Salzburger Luxushotels Schloss Mönchstein und Goldener Hirsch. Der Umbau des Schüttkastens kostet weitere sechs Millionen Euro. Dort sollen dann Ticketverkauf und Information untergebracht werden. Geplant wurde das Projekt vom Architekturbüro Marte.Marte mit Sitz in Vorarlberg.
Ausblick auf Großprojekt Festspielbezirk
Gleichzeitig mit dem Bau des Festspielzentrums – das Kartenbüro übersiedelt während der Bauphase ab 7. Oktober in die Wiener Philharmoniker-Gasse 3 – starten auch die Baumaßnahmen für die Errichtung einer Kältezentrale im Großen Festspielhaus, die eine Klimatisierung auch während der Bauphase gewährleisten soll. Ebenfalls errichtet wird eine Trafo-Station im Großen Festspielhaus. Damit sollen der laufende Betrieb des Festspielhauses sichergestellt und zukünftige Bauarbeiten erleichtert werden. Bis zum Frühjahr 2026 sollen diese Maßnahmen abgeschlossen sein.
Im Jahr 2026 folgen die Hohlraumarbeiten für die Erweiterung des Festspielbezirks in den Mönchsberg. Damit wird mehr Platz für die Werkstätten geschaffen. Mit der Errichtung der Zufahrt in den Berg verbunden ist auch eine Sperre des Neutors für den Verkehr. Projektleiter Brandauer rechnet mit einer Sperre von vier bis fünf Monaten. Ab Herbst 2027 wird das Große Festspielhaus saniert und das neue Werkstättengebäude errichtet.
Bis inklusive 2027 werden alle Häuser im Festspielbezirk bespielt, sagt Crepaz. Das Große Festspielhaus ist in den Jahren 2028 und 2029 wegen der Baumaßnahmen nicht bespielbar. Welche Ausweichspielstätten in Frage kommen, steht noch nicht fest. Wie das Programm für diese beiden Jahre gestaltet wird, werde mit Festspielintendant Markus Hinterhäuser besprochen. Ungewiss ist auch noch, ob die "Jedermann"-Tribüne auf dem Domplatz überdacht wird. Nach der Fertigstellung des Großprojektes mit aktuell veranschlagten Kosten von rund 400 Millionen Euro wartet mit der Sanierung der Felsenreitschule und des Hauses für Mozart schon das nächste Bauprojekt im Festspielbezirk, das 2033 abgeschlossen sein soll. Die Kosten dafür wurden heute noch nicht beziffert.
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(Quelle: salzburg24)

















