Laut wird es am kommenden Wochenende in der Salzburgarena in der Mozartstadt. Dort steigt am Freitag und Samstag die zweite Ausgabe des Lake Rock-Festivals, rund 5.500 Gäste werden laut Veranstalter erwartet. Unter anderem auf der Bühne: Die „Grauzonen“-Bands Frei.Wild und KrawallBrüder. Beiden Musikgruppen werden immer wieder Verbindungen zum rechten Rand vorgeworfen. Warum?
Frei.Wild-Sänger mit Rechtsrock-Vergangenheit
Für Rechtsextremismus-Experte Maximilian Kreter vom Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden liegt die Antwort auf diese Frage zumindest teilweise in der Vergangenheit von Frei.Wild-Sänger und E-Gitarrist Philipp Burger. Dieser sei zuvor Mitglied der Rechtsrock-Band „Kaiserjäger“ gewesen, die sich „relativ eindeutig positioniert“ habe: Nationalistisch und anti-demokratisch. Nach einem Konzert, das in einer Massenschlägerei endete, löste sich die Musikgruppe 2001 auf. Burger selbst distanziert sich seit Jahren „öffentlich sehr erfolgreich“ von jeglicher Form des Extremismus – sowohl von linker, als auch von rechter Seite. „Dabei wurde ihm Linksextremismus nie vorgeworfen“, stellt Kreter klar.
Spiel mit Doppeldeutigkeit und vagen Aussagen
Burgers Nachfolgeprojekt Frei.Wild spiele „geschickt mit den Medien“ und normalisiere in den Liedtexten Patriotismus, Nationalismus sowie das Abwerten von Gruppen und Verhaltensweisen, die von der „Normalität“, die die Band in ihren Texten beschreibt, abweicht. Dabei wisse die Band genau, wie weit sie dabei gehen darf: Durch das Einsetzen von Doppeldeutigkeiten und das Adressieren von unbestimmten Gruppen halte man sich die Möglichkeit offen, hinterher zu sagen: ‚So haben wir das nicht gemeint‘. Das hätten sich die vier Südtiroler von den „Böhsen Onkelz“ abgeschaut. Im Rechtsrock sei die Band deshalb aber nicht zu verorten. „Ich würde sie in die Grauzone heben“, so Kreters Einschätzung.
Im Mainstream scheint Frei.Wild mittlerweile jedenfalls angekommen zu sein. Für ihr Album „Opposition“ wurden die Musiker 2016 sogar mit dem Echo, einem deutschen Musikpreis, ausgezeichnet.
KrawallBrüder betreiben eigenes Musik-Label
Etwas komplexer stellt sich die Situation bei den saarländischen KrawallBrüdern dar. Die Oi!-Band selbst spreche mit ihren Texten lediglich die für den Musikstil typischen Themen an, erklärt Kreter. Gleichzeitig betrieb sie bis 2019 jedoch ein eigenes Label – KB-Records –, das auch einzelne Bands unter Vertrag nahm, die laut dem Rechtsextremismus-Forscher „deutlich in eine Richtung“ gehen. Zudem habe die Musikgruppe mehrmals mit „problematischen“ Bands zusammengearbeitet oder sei mit solchen aufgetreten.
Insgesamt sei das Line-Up musikalisch eine „abenteuerliche Zusammenstellung“, eine eindeutige politische Richtung oder der Charakter einer Politveranstaltung ist laut Kreter nicht zu erkennen. Im vergangenen Jahr standen unter anderem Turbobier und die Wiener Metal-Band Black Inhale auf dem Programm.
Rechtes Image für Lake Rock-Veranstalter nicht nachvollziehbar
Für Norbert Dankl, den Veranstalter des Lake Rock-Festivals, ist das rechte Image der beiden gebuchten Bands nicht nachvollziehbar. Er habe die Musiker hinter Frei.Wild selbst kennengelernt, diese seien „alles andere als rechts“, erzählt der FPÖ-Gemeinderat aus Hollersbach (Pinzgau) heute im S24-Gespräch. Dass die Band in einem solchen Licht gesehen werde, habe ihn selbst überrascht. Beim Buchen habe man sich darüber gar nicht so viele Gedanken gemacht. Seiner Ansicht nach werde hier ein Jugendfehler immer wieder ausgegraben. Auch bei den KrawallBrüdern sieht er keinen rechten Einschlag.
Den Aufritt der Band „Weimar“, die ursprünglich ebenfalls am Lake Rock-Festival auf der Bühne stehen sollte, hat Dankl Mitte Februar abgesagt. Mindestens zwei der Band-Mitglieder sollen laut Medienberichten enge Verbindungen mit der deutschen Neonazi-Szene haben, wie damals bekannt wurde. Davon habe man bis dahin nichts gewusst, betont Dankl. Als die Vorwürfe öffentlich wurden, habe man sich noch am selben Tag distanziert.
Alles in allem habe man auch heuer darauf geachtet, mit dem „bunt durchgemischten“ Line-Up sowohl junge als auch ältere Rock-Fans anzusprechen. Ob dieses Vorhaben geglückt ist, wird sich am Wochenende zeigen.
(Quelle: salzburg24)







