Dilemma um Bürokonzepte

Landesbedienstete demonstrieren gegen neues Amtsgebäude in Salzburg

Veröffentlicht: 06. Mai 2024 14:36 Uhr
Im Salzburger Bahnhofsviertel entsteht derzeit das neue Landesdienstleistungszentrum. Geplantes Bauende und Einzugsdatum: Ende 2026. Aber noch bevor das Verwaltungsgebäude überhaupt steht, protestieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dort künftig arbeiten sollen, wegen schlechter Arbeitsbedingungen. Wir haben nachgefragt.
Moni Gaudreau

Auf der Mega-Baustelle im Bahnhofsviertel in der Stadt Salzburg rollen die Bagger nach dem verspäteten Spatenstich für das neue Landesdienstleistungszentrum (LDZ) seit Mitte Jänner 2024. Das geplante Bauende für Österreichs modernstes Verwaltungsgebäude ist für Ende 2026 datiert. Doch schon jetzt sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen der künftig herrschenden Arbeitsbedingungen besorgt – und gehen deshalb auf die Straße.

Aber wie schlecht können die Arbeitsbedingungen in einem neu gebauten, modernen Bürogebäude sein? „50 Prozent sind komplett offen geplant, also keine Türen oder Wände. So können wir aber nicht arbeiten“, erklärt Bernd Gollackner, Vorsitzender des Zentralausschusses der Personalvertretung, im SALZBURG24-Gespräch am Montag.

Desk-Sharing im neuen LDZ Salzburg

„Uns wurde gesagt, dass sich der Lärmpegel in Grenzen halten werde, weil die Büros wegen Urlauben, Krankenständen und Zeitausgleichen nie ganz voll sein würden. Kurz vor Weihnachten hieß es dann, dass Leerstände von anderen Gebäuden vermindert werden sollen“, schildert der Vorsitzende. So sollen statt der geplanten 1.100 Mitarbeiter:innen mittlerweile über 1.300 im neuen LDZ einziehen.

Mehr Schreibtische seien deswegen aber nicht geplant. Mit dem sogenannten Desk-Sharing sollen sich mehrere Menschen die Schreibtische teilen. Ein Buchungssystem sei laut Gollackner aktuell nicht angedacht. „Wir sind zehn Abteilungen mit jeweils mehreren Referaten. Die Kollegen aus dem gleichen Fachgebiet wollen beieinandersitzen, damit sie sich unterhalten können“, so der Personalvertreter.

Personalvertreter: "Büro muss sich an Arbeitsweise orientieren"

In vielen anderen Firmen scheint das „moderne Arbeiten“ zu funktionieren. Warum nicht im LDZ? „Das Desk-Sharing sind veraltete Konzepte aus der Privatwirtschaft. Wir in der Verwaltung arbeiten ganz anders. Wir müssen verschiedene Rechtsmaterien durchsehen und Bescheide sowie Gutachten ausstellen. Da ist volle Konzentration gefragt“, erläutert Gollackner.

Nicht nur die älteren Generationen würden die Konzepte im neuen LDZ ablehnen. „Wir haben zwei Bedarfserhebungen mit Menschen, die künftig ins neue LDZ einziehen werden, durchgeführt. Auch die Jungen finden die offenen Räume nicht gut. Das Büro muss sich an der Arbeitsweise orientieren und nicht umgekehrt“, lautet deshalb die Forderung der Personalvertreter:innen aller Fraktionen (FCG, FSG und UGÖD). Außerdem fordern sie mehr Entscheidungsmacht für die unmittelbar Vorgesetzten ein: „Derzeit wird alles von dem Projektteam vorgegeben. Es sind aber die jeweiligen Dienststellenleiter, die wissen, wie viel Bedarf an geschlossenen Büroräumen und offenen Flächen gebraucht werden.“

Beim Desk-Sharing habe die Personalvertretung bereits zugestimmt, dass sich Teilzeitkräfte unter einem Beschäftigungsausmaß von 50 Prozent einen Schreibtisch teilen können. Die derzeitige Planung sehe aber vor, dass teils auch Mitarbeiter:innen über 50 Prozent Beschäftigungsausmaß ihren Platz teilen müssen. "Selbst wenn die Leute im Außendienst oder in Besprechungen sind, brauchen sie einen eigenen Platz. Denn Termine können immer ausfallen und dann stehen die Kollegen ohne Platz da", hält Gollackner fest.

Rund 600 Landesbedienstete bei Demo vor Chiemseehof

Bei drei veranstalteten Dienststellenversammlungen mit rund 500 Mitarbeiter:innen im März hätte sich die Personalvertretung erhofft, mit Landesamtsdirektor Sebastian Huber und dem Projektteam in den Dialog zu gehen. Gekommen sei laut Gollackner niemand. Daraufhin habe man einen Fragenkatalog mit 64 Fragen erstellt – diese blieben zur Hälfte unbeantwortet bzw. für das Landespersonal unzureichend erklärt, heißt es vom Personalvertreter.

Im nächsten Schritt wollen die Landesbediensteten nun auf die Straße gehen. Vom Kajetanerplatz über die Kaigasse bis hin zum Chiemseehof soll die Demo am 15. Mai ziehen. Gollackner rechnet mit bis zu 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Vor dem Chiemseehof soll dann die Kundgebung stattfinden. Wegen einer Ausschusssitzung des Landtags dürfen die Demonstrant:innen aus polizeilichen Gründen nicht in den Innenhof.

Kritik für Landeshauptmann nicht nachvollziehbar

Die Kritik am neuen LDZ sieht Christian Pucher, Pressesprecher des Landeshauptmanns Wilfried Haslauer (ÖVP), mit gemischten Gefühlen. "Wenn der Arbeitgeber ein neues, modernes Bürogebäude für 200 Millionen Euro hinbaut, gibt es eigentlich keinen Grund zum Jammern. Aber offenbar gibt es Kommunikationsbedarf und dem geht man in einem Gespräch nun nach," heißt es aus dem LH-Büro am Montag auf S24-Anfrage. Grundsätzlich werde an den Plänen aber Pucher zufolge festgehalten.

Dieses Gespräch ist direkt nach der Demo angesetzt, bestätigt Gollackner und zeigt sich positiv: „Ich glaube, die Regierung weiß gar nicht, wie wir arbeiten. Das Annähern von beiden Seiten ist aber ein Schritt in die richtige Richtung.“

Landesamtsdirektor Sebastian Huber war für eine Stellungnahme am Montag nicht erreichbar.

Bildergalerien

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken