Noch arbeiten in der Michael-Pacher-Straße 36 im Salzburger Stadtteil Herrnau Bedienstete des Landes Salzburg. Mit der Fertigstellung des neuen Landesdienstleistungszentrum nahe dem Hauptbahnhof werden die Mitarbeiter:innen Anfang 2027 übersiedeln. Was passiert dann mit dem Grundstück von 8.520 Quadratmetern? Leistbarer Wohnbau, soweit sind sich Stadt und Land Salzburg wohl einig.
Von der Abwicklung haben die rot-rot-grüne Stadt- und die schwarz-blaue Landesregierung aber unterschiedliche Vorstellungen. Denn das Land will das Grundstück in einem Bieterverfahren verkaufen. Stadtchef Bernhard Auinger (SPÖ) kritisiert das Vorhaben in einer heutigen Pressekonferenz: „Es geht dabei um glaubwürdige Politik und nicht, den bestmöglichen Preis zu erzielen und eine Million Euro mehr fürs Landesbudget zu sichern.“

Geht es nach der Stadt, soll das Grundstück jedenfalls in Landesbesitz bleiben und das Baurecht an eine Wohnbaugesellschaft vergeben werden. „Zum Beispiel an eine Gesellschaft, die Stadt und Land gemeinsam gehört“, sagt Auinger und deutet damit die GSWB an.
Land versteht öffentliche Aufregung nicht
Die Aufregung kann Wolfgang Mayer, Klubobmann der Landes-ÖVP, nicht nachvollziehen. „Es ist fix vereinbart, dass dort geförderter Wohnbau und keine Luxusimmobilien errichtet werden. Das wird auch bei der Ausschreibung mit einem maximalen Quadratmeterpreis festgehalten“, entgegnet Mayer auf SALZBURG24-Anfrage. Über ein Baurecht wolle man dies nicht errichten, weil „gewisse Bedingungen besser über den Verkauf regelbar“ seien.
Die Liegenschaft könnte zwischen vier und rund 17,9 Millionen Euro bringen. „Die 17 werden es aber nicht werden, weil eben der geförderte Wohnbau nicht mehr zulässt. Wir verzichten damit also auf Geld“, so der Klubobmann. Vermutlich werde der Zuschlag aber an die GSWB gehen.
Stadt könnte Landesimmobile kaufen
Prinzipiell wäre ein Kauf der Immobile auch für die Stadt möglich. „Wirtschaftlich ist es aber vernünftiger, wenn es das Land behält“, merkt Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) an. Wohlwissend, dass die Stadtregierung den Verkauf nicht verhindern könne. Mit der heutigen Pressekonferenz wolle man aber als Stadt „offiziell den Druck erhöhen“.
Stillstand nach verkauftem Grundstück befürchtet
Wenn Stadt und Land leistbaren Wohnbau als Nachnutzung der Immobilie anstreben, wo liegt dann das Problem? „Wenn ein Grundstück zu Preisen von 2.000 Euro pro Quadratmeter verkauft wird, geht sich ein förderbarer Wohnbau wirtschaftlich nicht aus. Das macht kein Bauträger“, schildert Auinger von einem Investor, der bereits an ihn herantrat. Mit einem Verkauf zu hohen Preisen befürchtet Andreas Schmidbaur, Abteilungsvorstand der Baubehörde, ein ähnliches Szenario wie bei der Struber-Kaserne. „Die Empfehlungen der Stadt wurden ignoriert, der Bauträger ging in Konkurs und der Umbau in den Freiraum Maxglan dauerte Jahre“, so Schmidbaur.
An der Weisung, dass bei Neubauten mindestens 80 Prozent geförderte Mietwohnungen sein müssen, hält die Stadtregierung jedenfalls fest. „Keiner von uns ist gegen Eigentum, aber es ist eine Frage des Bedarfs. Aktuell können sich nicht einmal Gutbürgerliche eine eigene Wohnung leisten, da werden wir weder beim Land noch im Falle des Verkaufs bei den neuen Eigentümern eine Ausnahme machen“,
Kein Angriff, sondern Handreichung
Nicht als Angriff gegen das Land, sondern als „Handreichung“ sieht Planungsstadträtin Anna Schiester (Bürgerliste - Grüne in der Stadt Salzburg) die Forderung, das Grundstück nicht zu verkaufen. „Es wundert mich, dass das Land nicht schon an uns herangetreten ist. Die Rahmenbedingungen, hier gemeinsam leistbare Wohnungen zu schaffen, sind ideal“, sagt Schiester. Aktuell beträgt die maximale Geschossflächenzahl 1,1 – insgesamt könnten also knapp 9.400 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Eine höhere Dichte sei aber vorstellbar, konkrete Zahlen wollte die Stadträtin aber keine nennen.
Je nach Verdichtungsschlüssel könnten in der Michael-Pacher-Straße 36 demnach 100 bis 200 Wohnungen entstehen. Die genaue Zahl hänge dann aber auch vom Bedarf und den Planungen der Wohnbaugesellschaft ab. Von studentischen, über pflegemöglichen bis zu Familienwohnungen sei alles denkbar. Auch eine „belebte Erdgeschoss-Zone“ mit Cafés oder Räumen für zum Beispiel Kulturvereine kann sich Dankl vorstellen – je nachdem, was in der Gegend eben gebraucht werde.
Wie geht es in der Michael-Pacher-Straße weiter?
Der Umzug steht Anfang 2027 bevor, die Diskussion über Rahmenbedingen wären laut Schiester zum jetzigen Zeitpunkt ideal. Bürgermeister Bernhard Auinger hat vergangenen Donnerstag mit einem Schreiben über den Vorschlag der Stadtregierung an Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) gewandt. „Bisher gab es noch keine Rückmeldung“.
Für die Landesregierung steht der Verkauf allerdings fest. Heuer werden noch alle Unterlagen für den Landtagsbeschluss gesammelt. Die Veräußerung ist mit Mitte 2026 geplant, eine Übergabe der Liegenschaft dann mit frühestens Mitte 2027 vorgesehen. „Die Stadt hat also noch genug Zeit, all ihre Wünsche für die geförderten Wohnungen einzubringen.“
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(Quelle: salzburg24)