Laut dem Wiener Umweltmediziner Hans-Peter Hutter bestehe zwar keine akute Gesundheitsgefahr angesichts der hohen allgemeinen Belastung durch Chemikalien im Alltag gelte es aber jede zusätzliche Belastung rigoros zu bekämpfen.
Löschmittel führen zu erhöhten Messwerten
2018 sind bei Messreihen im Grundwasser-Abstrom des Flughafens erhöhte PFAS-Werte festgestellt worden, teilte das Airport-Management am Dienstag in einer Pressekonferenz mit. PFAS steht dabei für "per- und polyfluorierte Alkylverbindungen", ein Gruppe von Industriechemikalien, die heute in einer Vielzahl von Produkten verwendet werden. In der Natur kommen sie nicht vor. Als Ursache für die Belastung im Grundwasser stellten sich Löschmittel der Flughafenfeuerwehr heraus, die speziell bei Bränden von flüssigen Stoffen wie Kerosin dem Wasser beigemengt werden.
Salzburger Flughafen steht Sanierung bevor
"Die festgestellte Konzentration ist niedrig, eine Sanierung ist trotzdem erforderlich", sagte Rudolf Lipold vom Flughafen Salzburg am Montag. Von dem Löschschaum seien zwar nie große Mengen eingesetzt worden, weil er nur bei Übungen verwendet wurde und es nie zu einem tatsächlichen Unfall kam. Allerdings wurden die PFAS-haltigen Löschmittel bereits ab den 1960er Jahren eingesetzt. Mittlerweile wurde der Schaum durch ein anders Produkt ersetzt, Übungen mit Löschmittel werden nicht mehr am Flughafen durchgeführt.
Grundwasser kontaminiert
Mit der Analyse von 500 Boden- und 200 Grundwasserproben habe man zunächst jene Areale am Flughafen identifiziert, wo Löschmittel in den Boden gelangen. Von diesen Stellen aus dürften sie nach wie vor das Grundwasser kontaminieren - und zwar in einem Bereich, der sich bis zu 3,5 Kilometer nach Nordosten ausdehnt. "Trinkwasser ist nicht betroffen, für das Grundwasser gibt es in dem Bereich aber rund 20 Nutzer - etwa eine Gärtnerei, die damit Nutz- und Zierpflanzen bewässert oder einige Gärten mit privaten Brunnen", sagte Lipold.
Er betonte, dass sich der Flughafen bei den Löschmittel stets an die rechtlichen Vorschriften gehalten habe. Das Thema sei überdies kein Salzburger Spezifikum. "Wir sind jetzt bemüht, das Grundwasser so rein wie möglich zu halten", so Lipold. Die geplanten Maßnahmen orientieren sich am Trinkwasser-Grenzwert von 0,1 Mikrogramm, der aufgrund einer EU-Richtlinie zufolge ab 2026 gelten soll.
Maßnahmen sollen heuer starten
Derzeit stünden vier Methoden der Sanierung zur Diskussion. Die Entnahme von Grundwasser und seine Reinigung mit Aktivkohlefiltern, ein Austausch und eine Entsorgung des kontaminierten Bodens, das Einkapseln der Altlast mit unterirdischen Wänden oder eine Abdichtung an der Oberfläche. "Wir können noch nicht sagen, welche Technologie wir verwenden werden, wir sind hier noch am evaluieren". Mit den Maßnahmen - die wohl mehrere Jahre andauern werden - solle aber noch heuer begonnen werden.
Fünf Mio. Euro freigegeben
"Der Aufsichtsrat hat fünf Millionen Euro für das Projekt freigegeben", sagte Aufsichtsratsvorsitzender LHStv. Christian Stöckl (ÖVP) am Dienstag. "Ob eine weitere Finanzierung notwendig sein wird, steht noch in den Sternen." Der Flughafen werde über den Altlastsanierungsfonds des Bundes eine entsprechende Unterstützung beantragen. Alle Anrainer, die Grundwasser behördlich genehmigt nutzen, seien bereits kontaktiert worden. Darüber hinaus findet am kommenden Montag auch eine erste Infoveranstaltung am Flughafen statt.
Belastung "enorm niedrig ausgeprägt"
Der vom Airport beauftragte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter erklärte heute, dass sich PFAS in Wasser, Boden, Pflanzen und Tieren anreichern und vor allem über die Nahrungskette zum Menschen gelangen. "Die akute Belastung und Toxizität ist enorm niedrig ausgeprägt." Sie würden aber auch wegen ihrer langen Halbwertszeit bei chronischen Krankheiten eine Rolle spielen, etwa indem sie auf das Immunsystem einwirken.
In Salzburg sei die Nutzung des Grundwassers nicht problematisch, weil es eben nicht als Trinkwasser verwendet wird. Auch Proben von angebautem Obst und Gemüse hätten keine PFAS-Nachweise gebracht bzw. würden in Bereichen liegen, wo die verzehrte Menge nicht so groß sei. "Ein fassbares zusätzliches Gesundheitsrisiko ist auch bei langfristiger Exposition nicht ableitbar", so Hutter. Die Belastung reihe sich allerdings in eine Reihe anderer geringfügiger Belastungen durch PFAS - eine Gruppe aus immerhin mehr als 4.700 Substanzen. "Jede identifizierte neue Quelle soll darum reduziert oder vermieden werden."
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(Quelle: apa)