Touris plus Einheimische

Marko-Feingold-Steg und Hagenauerplatz als Engstellen in Salzburg-Stadt

Veröffentlicht: 21. Jänner 2025 14:19 Uhr
Egal ob im Advent oder während der Sommermonate: Die Stadt Salzburg ist für viele Touristinnen und Touristen ein beliebtes Ziel. Doch der Platz in der Mozartstadt ist begrenzt. Dass die Menschenmassen gelenkt werden müssen, wird von einem aktuellen Forschungsbericht untermauert. Die Politik steht vor einem „großen Mikado-Spiel“.

Wer im Sommer durch die Salzburger Altstadt geht, muss oft einen Zickzack-Kurs wählen, um sich an den Menschenmassen vorbeizuschlängeln. Auch in der Adventzeit ist in und um die Mozartstadt häufig besonders viel Geduld gefragt. Das liegt nicht nur, aber auch am Tourismus. Dieser ist für Stadt und Land allerdings ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und somit unverzichtbar.

Die Zahl der Nächtigungsgäste ist zwischen 2009 und 2019 um 60 Prozent auf 3,3 Millionen gestiegen. Auch die Zahl der Tagesgäste nahm zu. Das geht aus einem Bericht der Tourismus Salzburg GmbH (TSG) zum Forschungsprojekt „Besucherlenkung“ hervor, das 2019 gestartet war. Im Jahr 2023 wurden über 3,2 Millionen Nächtigungen in der Landeshauptstadt verzeichnet. Konkret haben das Austrian Institute of Technology (AIT) und Salzburg Research digitale Daten von Urlauberinnen und Urlaubern visualisiert, neuralgische Punkte herausgefiltert und Prognosen erstellt.

Das sind die neuralgischen Punkte

Mithilfe von Mobilfunkdaten wurde zum Beispiel der sogenannte Besucherdruck analysiert. Deutliche Spitzen gab es – wenig überraschend – am Residenz- und Domplatz zum Rupertikirtag und an den Adventwochenenden. Auf die Zahl der Besucher:innen am Hagenauerplatz (Mozarts Geburtshaus) hätten die Events hingegen geringere Auswirkungen, heißt es in dem Bericht. Wegen saisonalen Gastgärten, der Überschneidung mit der Getreidegasse und verweilenden Touristengruppen komme es am Hagenauerplatz jedoch zwischen Mai und Ende Oktober sowie im Dezember zu einem durchgehend erhöhten „Level of Service“ (LoS). Dieses gibt Aufschluss über die Personendichte pro Quadratmeter. Unterteilt wird in die Kategorien A (viel Bewegungsfreiheit) bis F (Überlastung). So werden die einzelnen Stufen im Detail definiert:

  • Stufe A: Man wird äußerst selten von anderen beeinflusst und hat die gewünschte Bewegungsfreiheit.
  • Stufe B: Die Anwesenheit anderer macht sich bemerkbar. Die Beeinträchtigungen für einzelne Personen sind aber gering.
  • Stufe C: Die individuelle Bewegungsfreiheit hängt vielfach vom Verhalten der anderen Personen ab. Die Bewegungsfreiheit ist spürbar eingeschränkt.
  • Stufe D: Die Bewegungsfreiheit ist deutlich beeinträchtigt.
  • Stufe E: Bewegungsfreiheit ist nur in sehr geringem Umfang gegeben. Die Kapazität wird erreicht.
  • Stufe F: Die Nachfrage ist höher als die Kapazität. Es kommt zu einer Überlastung.

Eine weitere Problemzone ist der Marko-Feingold-Steg. Er ist eine der am stärksten genutzten Verbindungen zwischen linker und rechter Altstadtseite. Der Schwellenwert von 17.000 Personen pro Tag wurde im Jahr 2023 an 112 Tagen – also fast jeden dritten Tag – überschritten. Zu Behinderungen komme es aber schon ab 15.000 Personen. Und das war sogar an 214 Tagen der Fall. Deutlich weniger los ist im Gegensatz dazu am Müllner Steg. Zum Vergleich: Der Feingold-Steg wird pro Tag von fast vier Mal so vielen Personen benutzt wie der Müllner Steg. Eine Umleitung vom Feingold-Steg über den Mozartsteg würde den Anfang der Getreidegasse zwar entlasten, aber für eine höhere Frequenz am Mozart- und Rathausplatz sorgen.

Besonders am Hagenauerplatz und am Marko-Feingold-Steg zeigt die Analyse also dringenden Handlungsbedarf. Das Ziel: Auch zu Spitzenzeiten sollen die Beeinträchtigungen gering sein.

Verkehr und Parken ebenfalls untersucht

Unter die Lupe genommen wurden aber nicht nur die Wege der Fußgängerinnen und Fußgänger, sondern auch der motorisierte Verkehr auf den Stadteinfahrten sowie die Parksituation im Zentrum. Bei den Stadteinfahrten waren zum Beispiel die Wolfgangsee Straße (B158), die Wiener Straße (B1), die Lamprechtshausener Straße (B156), die Alpenstraße oder die Abschnitte von Freilassing bis Salzburg-Mitte und die Strecke von Salzburg-Mitte bis zur Altstadtgarage dabei. Dabei zeigte sich, dass der Großteil des Verkehrsaufkommens auf Pendlerinnen und Pendler zurückzuführen sein dürfte und nicht auf Touristinnen und Touristen. Dass sich die Festspiele auf den Strecken, die in die Altstadtgarage führen, auf die Reisezeit auswirken, hätten die Daten nicht belegt.

Durch die automatisierte Kennzeichenerfassung in der Altstadtgarage zeigte sich, dass die Auslastung zum Großteil auf Einheimische zurückfällt. Spitzen wurden besonders im Advent verzeichnet. Zu dieser Zeit waren sowohl am meisten Einheimische als auch am meisten Tourist:innen unterwegs. Noch höher sei die touristische Nutzung der Garage im Sommer.

Ein sogenannter „Festspieleffekt“ sei in den Jahren 2019 und 2020 nachweisbar. Am Nachmittag und am Abend war die Auslastung an Festspieltagen markant höher als an Tagen ohne Aufführungen. Kapazitätsprobleme hätten sich dadurch aber nicht ergeben. Das Wetter schlägt sich ebenfalls auf die Garagenauslastung nieder. Bei leichtem Niederschlag war mehr los, was einen touristischen Effekt plausibel erscheinen lasse. Denn gerade beim Salzburger Schnürlregen ist die Stadt ein beliebtes Ausflugsziel, da Baden und Wandern ins Wasser fallen. Am stärksten mache sich der „Wettereffekt“ im Sommer bemerkbar.

Koordinationsstelle für bessere Lenkung

Um die Besucherströme in der Stadt Salzburg künftig besser lenken zu können, wurden im Rahmen der Studie 26 Maßnahmenvorschläge erarbeitet – von dynamischen Preisen über Ticketbuchungen bis hin zu Echtzeitanzeigen und Eintrittspreisen. Eine Umsetzung sei allerdings nicht im direkten Einflussbereich der TSG und des Altstadtverbandes. Die TSG hätte bereits Gespräche mit der Magistratsdirektion und den zuständigen Abteilungen geführt – allerdings ohne Erfolg, heißt es im Bericht. Vorgeschlagen wird eine eigene Koordinationsstelle, die im Magistrat angesiedelt ist.

Und was macht die Politik jetzt?

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts hat der Salzburger Stadtsenat am Montag einstimmig zur Kenntnis genommen. Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) sieht in dem Bericht eine „gute Grundlage“ für die Strategie 2040. Als Lenkungsmaßnahmen nennt er den Messeparkplatz und die Verlegung touristischer Hotspots – wie des Sound of Music Museums ­– nach Hellbrunn. Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) ortet eine komplexe politische Aufgabe. „Das ist wie ein großes Mikado-Spiel. Berührt man ein Stäbchen, löst man sehr viel aus.“

Verkehrsstadträtin Anna Schiester von der grünen Bürgerliste pocht einmal mehr auf den Ausbau von Park and Ride-Angeboten in Salzburg-Süd, beim Flughafen und beim Messezentrum. „Ein ganzjähriges, preislich attraktives Shuttle vom Messezentrum ist längst überfällig.“ Klubchefin Inge Haller meint, der Bustourismus müsse in neuer Form organisiert werden. ÖVP-Klubobfrau Delfa Kosic spricht sich für die Ansiedlung einer Koordinierungsstelle und ein Konzept zum Parken in der Altstadt für die Bewohnerinnen und Bewohner aus.

Auf welche Maßnahmen zur Lenkung der Besucherströme sich die Stadtpolitik einigen wird, ist offen. Einen konkreten Zeitplan gibt es jedenfalls bislang noch nicht. Wie nehmt ihr die Situation wahr und welche Schritte sind eurer Meinung nach notwendig, damit Tourist:innen und Einheimische gut miteinander leben können? Schreibt es uns in die Kommentare!

(Quelle: salzburg24)

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